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01.08.2023 | 13:12 | Milchmarkt 

Milchpreise ziehen wieder etwas an

Schwäbisch Gmünd - Das eigentlich erwartete Abflauen der Milchproduktion der großen Exporteure am Weltmilchmarkt hat sich im April und Mai leider nicht fortgesetzt, sondern bei +1,0 % festgesetzt.

Milchmarkt
(c) proplanta
In den USA gehen die Mengen trockenheitsbedingt zwar zurück, dafür produzierte Neuseeland in der auslaufenden Saison wieder mehr.

In der EU hat sich die Mehrmenge von +1,8 % im November bis Mai auf +0,7 % abgeschwächt. Hier werden die dürrebedingten Mindermengen aus Frankreich und Italien allerdings durch Mehrmengen in Deutschland, Polen und den Niederlanden mehr als kompensiert. In Deutschland lagen die Anlieferungen im ersten Halbjahr bei +2,5 %, in KW 18 waren es noch +1,0 %.

Auf der Nachfrageseite hat China im Juni wieder mehr importiert, im ersten Halbjahr waren die Mengen dennoch überwiegend negativ. Neuseeland lag hier bei - 19,5 %, die EU bei -6,4 %. Entsprechend hat sich der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland unterbrochen von kurzen Erholungsphasen auch im Juli weiter abgeschwächt.

In Deutschland hat sich die Absatzsituation bei den Einkäufen der privaten Haushalte nach den starken Preissenkungen im Handel etwas verbessert. Im Juni 2023 wurde immer noch 2,2 % weniger Konsummilch eingekauft. In den ersten 5 Monaten waren es allerdings noch 4,8 % weniger. Der Butterabsatz hat sich von -2,4 % auf +1,7 % erholt, die Käseeinkäufe zogen von -1,2 % auf +3,8 % an.

Die Rohstoffmärkte in Deutschland haben sich nach dem Überschreiten der saisonalen Angebotsspitze Mitte Mai erholt. Spotmilch konnte von 25 ct/kg Anfang Mai wieder bis auf 39 ct Anfang Juli anziehen. Mit der beginnenden Ferienzeit hat hier die Notierung wieder auf zuletzt 36,6 ct/kg nachgegeben. In Italien haben sich die Spotmilchpreise bei 54 ct/kg stabilisiert.

Bei Butter hat die Stabilisierung nur bis Mitte Juni gehalten, seither sind die Preise ferienbedingt nochmals abgerutscht. Abgepackte Butter liegt auf Großhandelsebene aktuell nun bei 4,86 €/kg, Blockbutter bei 4,30 €/kg. Der Terminmarkt hat aktuell wieder etwas angezogen und bietet bis September rund 4,50 €/kg. Bis zum Jahresende hin werden derzeit 4,70 €/kg notiert, was auch keine wirkliche Perspektive bietet.

Durch die hohe Rohstoffverfügbarkeit wurde viel Milch zu Käse verarbeitet, sodass ausreichend Ware zur Verfügung steht. Saisonüblich zieht der Markt im Sommer sowohl im Privatbereich, als auch in Industrie und im EUExport an. Die hohen Temperaturen in Südeuropa dämpfen die Nachfrage allerdings. Die Preise sind bei Gouda (Brotware) zwar wieder bei 3,90 €/kg angekommen, weitere Preisanhebungen zeichnen sich derzeit jedoch nicht ab.

Die Pulvermärkte haben sich nach der Hoffnung auf eine Bodenbildung weiter abgeschwächt. Bei einer schwachen und abwartenden Nachfrage laufen insbesondere bei Molkenpulver die Läger voll. MMP notiert im Großhandel aktuell bei 2,38 €/kg, Molkenpulver bei 0,78 €/kg und VMP bei 3,48 €/kg (alles Lebensmittelware). Die MMP-Kontrakte an der EEX liegen derzeit bei 2,53 €/kg und bieten bis Jahresende auch nur 2,59 €/kg.

Das derzeitige Preisniveau ist damit nach wie vor absolut unbefriedigend, der sich aus den Butter- und MMP-Preisen ergebende Kieler Rohstoffwert liegt im Juli nur noch bei 35,3 ct/kg (-1,7 ct/kg gg. Juni und -28,5 ct/kg bzw. -45 % gg. dem Vorjahresmonat). Aus den Kontraktkursen der EEX leitet sich derzeit nur ein Börsenmilchwert von 36,8 ct/kg ab. Für das restliche Jahr steigt dieser bis auf 40 ct/kg.

Auf Erzeugerebene wurde in Baden-Württemberg im Mai noch 47,4 ct/kg ausbezahlt. Für Juni liegt die Schätzung bei 45,4 ct/kg. Bayern zeigte sich im Mai mit 49,3 ct/kg sehr robust, die schleswig-holsteinischen Molkereien, die im September noch 60,6 ct/kg ausbezahlt haben, sind im Mai bei 37,1 ct/kg angekommen. Damit haben die süddeutschen Molkereien bis Mai wieder einen deutlichen Vorsprung zum Bundesmittel von 43,3 ct/kg herausgearbeitet. Für die nächsten Monate sind auch im Süden noch weitere sich aber abschwächende Preisanpassungen zu erwarten.

Die angelieferte Biomilchmenge ist auch im Mai weiter gestiegen und lag um 5,2 % über der des Vorjahresmonats. Damit dürfte aber erst einmal der Höhepunkt erreicht sein, in den nächsten Monaten ist saisonal bedingt mit rückläufigen Mengen zu rechnen.

Die Nachfrage der Verbraucher nach Biomilch bleibt auch im Juni unter den Vorjahresmengen, allerdings schwächt die Kaufzurückhaltung allmählich ab. Im Juni lagen die privaten Einkäufe bei Bio-Konsummilch bei -7,4 %, gg. -17,4 % in den ersten 5 Monaten. Bio-Butter lag bei -14,8 % gg. -26,0 % und Bio-Käse bei +5,1 % gg. +1,8 %.

Während Trinkmilch und Butter im ersten Halbjahr 2023 deutlich weniger nachgefragt wurden, stieg die Nachfrage nach Quark, Naturjoghurt und Käse deutlich an. Die Verbraucherpreise für Biomilch-Produkte liegen weiterhin auf hohem Niveau, wenn auch für Juni bei einigen Produkten (Milch, Butter) Preissenkungen zu verzeichnen waren.

Die Auszahlungspreise für Biomilch sind auch im Juni wieder gesunken, wenn auch nicht so stark wie die Preise für konventionelle Milch. Im Juni lag der Auszahlungspreis für Biomilch im bundesweiten Mittel nach Zahlen von Bioland bei 56,3 ct/kg und damit um 1,1 ct/kg unter dem des Vormonats. Im Süden lag der Biomilchpreis im Juni bei 57,1 ct/kg Milch.
LEL Schwäbisch Gmünd
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