Das
Konjunkturbarometer des Deutschen Bauernverbands rutschte erstmals seit 2005 wieder ins Minus. «Die Milchbauern schätzen ihre aktuelle Lage besonders düster ein», sagte Vize-Generalsekretär Adalbert Kienle am Donnerstag in Berlin. Aus Protest gegen niedrige
Milchpreise blockierten Milchbauern in Süddeutschland mit Strohballen, Mist und Traktoren die Zufahrten zu den Zentrallagern mehrerer Discounter.
Das EU-Parlament stimmte unterdessen in Straßburg dafür, den Milchbauern im kommenden Jahr mit 300 Millionen Euro zu helfen. Darin sind 280 Millionen Euro enthalten, die die
EU-Kommission als zusätzliche Hilfe für den notleidenden Milchsektor in Aussicht gestellt hat. Die EU-Finanzminister sollen darüber am 19. November entscheiden.
In Bayern luden am frühen Donnerstagmorgen mehr als 50 zornige Landwirte vor dem
Aldi Zentrallager in Altenstadt Strohballen und Mist ab. Die Bauern blockierten am frühen Morgen für mehrere Stunden die Ein- und Ausfahrt mit Traktoren und landwirtschaftlichen Geräten, berichtete die Polizei. Auch in Roth demonstrierten rund 50 Milchbauern mit ihren Traktoren mehr als zwei Stunden vor der Auslieferungszentrale eines Lebensmitteldiscounters.
In Rastatt in Baden-Württemberg versperrten rund 30 Demonstranten mit ihren Traktoren und Anhängern von drei Uhr an vier Stunden lang die Ein- und Ausfahrt des Aldi-Firmengeländes. Auch in Gerstetten- Dettingen (Kreis Heidenheim), in Waldenburg (Hohenlohekreis) und in Aichtal (Kreis Esslingen) hatten Bauern mit ihren Fahrzeugen die Zufahrten der Zentrallager von Aldi,
Lidl und Netto blockiert oder behindert.
Die Talsohle am
Milchmarkt ist aber nach Ansicht des Bauernverbands durchschritten. Der Milchpreis, den Bauern von Molkereien bekommen, werde bis Jahresende von derzeit 22 Cent pro Liter auf 26 bis 30 Cent steigen. Auch Ackerbauern klagten über Preiseinbrüche. Insgesamt sei die Erwartung der Landwirte an die Situation der kommenden zwei bis drei Jahre aber deutlich optimistischer als die aktuelle Einschätzung. Die Landwirte beurteilten ihre aktuelle wirtschaftliche Lage mit einem Wert von minus 0,2 Prozent. Im Juli lag der Index noch bei 4,3 Prozent.
Der
Bauernverband rechnet für die deutschen Milchbauern mit rund 55 Millionen Euro aus dem geplanten zusätzlichen Fonds der EU von insgesamt 280 Millionen Euro. Er warf der EU-Kommission vor, zu lange mit weiteren Hilfen gewartet zu haben. Vize-Generalsekretär Kienle forderte von der künftigen schwarz-gelben Koalition eine Risikorücklage und mehr Entlastung bei der Besteuerung von Agrardiesel. (dpa)