Landwirtschaftsminister Nikolai Solsky (c) proplanta
Nach Angaben des Kiewer Landwirtschaftsministeriums wurden insgesamt noch 1,13 Mio. t hergestellt, was im Vergleich zu 2021 einem Rückgang von rund 4 Mio. t beziehungsweise 78 % entspricht. Um den nationalen Bedarf zu decken, importierte die Ukraine insgesamt 4,3 Mio. t Stickstoffdünger; das ist eine Verdreifachung der vor dem russischen Angriffskrieg bezogenen Menge. Bis Anfang 2022 hatte die Düngemittelproduktion der Ukraine die Importe deutlich übertroffen; die inländischen Werke hatten eine ausreichende Versorgung sichergestellt.
Laut dem Leiter der ukrainischen Informationsagentur Infoindustry, Dmytro Hordiychuk, arbeiten derzeit nur noch zwei Werke - Rivneazot und Cherkasy Azot - weiter, während Severodonetsk Azot seinen Betrieb vollständig eingestellt hat, weil es von den russischen Angreifern schwer beschädigt wurde.
Landwirtschaftsminister Nikolai Solsky wies darauf hin, dass Ammoniumnitrat bis Juli 2022 in der Ukraine umgerechnet rund 685 Euro/t gekostet habe. Danach habe es eine Preissteigerung auf etwa 940 Euro/t gegeben. Solsky zufolge orientieren sich die ukrainischen Landwirte bei der Preisbildung normalerweise nach der Faustformel, dass eine 1 t Nitrat nicht teurer als 2,5 t Weizen und 1 t Harnstoff nicht teurer als 3,0 t bis 3,5 t Mais sein sollte. Diese Relationen seien im vergangenen Jahr aber um das Zwei- bis Dreifache überschritten worden.
Mittlerweile kosteten die Stickstoffgrunddünger etwa 230 Euro pro Hektar Mais, ohne Kopfdüngung. Darüber hinaus seien die Kraftstoffkosten massiv gestiegen. „Wenn ein Landwirt die Düngemittelgaben um 30 % oder mehr reduziert, kann sich der Ertrag halbieren“, warnte der Minister. Daher sei die Unterstützung internationaler Partner in dieser Frage für die Ukraine sehr wichtig.