Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
11.09.2016 | 14:00 | Preisprognosen 

Weizenterminpreise: Erhebliche Kurssteigerungen erwartet

Utrecht - An den internationalen Terminmärkten wird sich Weizen in den kommenden zwölf Monaten wahrscheinlich verteuern, während die Wertschöpfung bei Zuckerrüben eher rückläufig sein dürfte.

Weizenterminpreise Prognosen
(c) elypse - fotolia.com
Das geht zumindest aus der aktuellen Marktanalyse der Rabobank hervor. Im Einzelnen rechnet das Finanzinstitut für das dritte Quartal 2017 bezogen auf die Terminnotierungen in Chicago mit einem mittleren Weizenpreis von 4,70 $/bu (155 Euro/t); das würde gegenüber dem geschätzten Wert für das noch laufende dritte Quartal 2016 ein Plus von fast 18 % bedeuten. Auch die Kurse der Weizenfutures an der Pariser Matif sollen steigen, aber weniger stark als die Kontraktpreise in den USA. So prognostizieren die Utrechter Experten hier „lediglich“ ein Plus von gut 9 % auf 175 Euro/t.

Ein Vergleich der Vorhersagen mit den aktuellen Notierungen ergibt allerdings nur noch ein geringes Aufwärtspotential. So wies die Warenterminbörse in Chicago am Mittwoch (7.9.) gegen 3.20 Uhr Ortszeit für den Weizenfuture mit Fälligkeit im September 2017 einen Kurs von 4,59 $/bu (151 Euro/t) aus, der damit nur noch um 2,3 % unter der Rabobank-Prognose für das dritte Quartal 2017 rangierte. Gleichzeitig war der Weizenkontrakt derselben Fälligkeit an der Matif in Paris für 169,50 Euro/t zu haben; das waren 3,4 % weniger als der vorhergesagte Durchschnittskurs.

Derweil gehen die niederländischen Experten für Rohzucker aus Zuckerrohr für das dritte Quartal 2017 von einem mittleren Preisniveau von 18,20 Cent/lb (360 Euro/t) aus, was fast 9 % weniger wären als der Schätzwert für die aktuelle Periode. Indes sind die Börsenakteure hier optimistischer als die Rabobank: Der Rohrzuckerkontrakt mit Fälligkeit im Oktober 2017 wurde in New York am Mittwochmorgen gegen 10 Uhr für 19,61 Cent/lb (388 Euro/t) gehandelt.

Russischer Weizen sehr günstig angeboten

Wie die Bank mit Blick auf den Weizenmarkt ausführte, soll sich der Weizenpreis an der Chicagoer Terminbörse ausgehend von dem recht niedrigen Niveau im aktuellen Quartal im Durchschnitt der Monate Oktober bis Dezember dieses Jahres um fast 4 % auf 4,15 $/bu (3,72 Euro/t) erhöhen; für das erste und zweite Quartal 2017 wird sogar jeweils eine Verdopplung der vorhergehenden Steigerungsrate erwartet.

Allerdings dämpfen die Utrechter Marktexperten zugleich die Handelsaussichten für die EU und verweisen auf die Schwarzmeerländer. Für 2016/17 sagen sie für Russland Weizenexporte von 32 Mio. t voraus; das wären 7,5 Mio. t mehr als im Vorjahr und sogar 1,3 Mio. t mehr als die zuletzt vom Internationalen Getreiderat (IGC) prognostizierte Rekordmenge. Den erwarteten Erfolg der russischen Anbieter am Weltmarkt begründet die Rabobank auch mit dem voraussichtlich kleinen Weich- und Hartweizenaufkommen in der Europäischen Union von nur 142,5 Mio. t, wodurch die hiesigen Exporteure Marktanteile in Drittländern verlieren dürften. In dieser Lücke dürfte laut Rabobank russische Ware untergebracht werden, und zwar zu äußerst wettbewerbsfähigen Preisen. So war russischer Qualitätsweizen zuletzt um 25 $/t (22,40 Euro/t) günstiger als die in den US-Golfhäfen offerierte Ware.

Moskau schätzt Weizenernte auf 73 Millionen Tonnen

Auch die handelspolitischen Rahmenbedingungen für russische Weizenexporte haben sich mittlerweile verbessert, denn Moskau will ab dem 15. September für zwei Jahre auf die bislang erhobene Exportsteuer auf Weizen verzichten. Wie Ministerpräsident Dmitrij Medwedew am vorvergangenen Freitag (2.9.) in Moskau erklärte, soll der heimische Getreidemarkt dadurch einen zusätzlichen Impuls für Wachstum erhalten. Vor zwei Wochen noch hatte sich die russische Regierung nur für eine Absenkung des Weizenexportzolls auf Null bis zum Ende des Wirtschaftsjahres 2016/17 ausgesprochen.

Hintergrund für das Umschwenken ist die große Erntemenge. Einschließlich der Krim geht das Agrarressort aktuell von einem Weizenaufkommen im eigenen Land von 73 Mio. t aus. Es rechnet jetzt für die laufende Saison mit 40 Mio. t exportfähigem Getreide, wovon 26 Mio. t bis 30 Mio. t auf Weizen entfallen sollen. Moskau führte den Exportzoll auf Weizen am 1. Februar 2015 ein. Der Satz betrug 50 % des Zollwerts minus 6.500 Rbl (90 Euro) pro Tonne, jedoch mindestens 10 Rbl (0,14 Euro) pro Tonne

In den vergangenen Monaten war allerdings lediglich der Mindestsatz zu entrichten. Dem Ministerium zufolge exportierte Russland in den ersten beiden Monaten des aktuellen Wirtschaftsjahres 5,4 Mio. t Getreide, darunter 4,5 Mio. t Weizen.

Proteinreicher Weizen gesucht

Im Rückblick auf die Entwicklung der US-Weizenfutures weisen die Utrechter Experten auf die zunehmende Preisdifferenzierung der unterschiedlichen Qualitäten in den vergangenen Monaten hin. So erreichten die Preisaufschläge für Kontrakte auf proteinhaltigeren Weizen ein so hohes Niveau wie zuletzt vor vier Jahren: Der Spread zwischen dem Dezemberkontrakt 2016 auf Sommerweizen in Minneapolis und dem entsprechenden Future auf Hard RedWinter-(HRW)-Weizen an der Terminbörse in Kansas belief sich Ende August in der Spitze auf rund 90 Cent/bu (30 Euro/t).

Die Rabobank begründete diese Entwicklung mit den in diesem Jahr sehr hohen HRW-Erträgen, wobei aber die Qualität enttäuscht habe. In der Folge müssten die Mühlen nun entweder auf Ware aus der Saison 2015/16 zurückgreifen oder Sommerweizen zur Verbesserung der Mischungen nutzen. Diese Situation dürfte nach Einschätzung der Fachleute länger anhalten, denn auch die Qualität von EU-Weizen sei schlechter ausgefallen und mit Blick auf Schwarzmeerweizen und australische Ware gebe es Zweifel.

Brasilianisches Zuckerrohr könnte knapp werden

Wie die Utrechter Experten zum Zuckermarkt mit Blick auf die nach dem mehrmonatigen Kursanstieg erwartete Verbilligung der Rohrzuckerfutures feststellen, sind auch wieder Preissteigerungen nicht völlig ausgeschlossen. Durch die Stärke des brasilianischen Real gegenüber anderen Währungen verschlechtere sich nämlich die Wettbewerbsfähigkeit für Zucker aus dem südamerikanischen Land, was den Angebotsdruck dieser Herkünfte am Weltmarkt abschwächen dürfte. Außerdem rechne der brasilianische Zuckerverband (Unica) mit einer enttäuschenden Zuckerrohrmenge im späteren Jahresverlauf, weil die Plantagen in der Vergangenheit nur unzureichend saniert worden seien.

Darüber hinaus könnte der möglicherweise deutlich steigende Importbedarf Indiens zu einer Teuerung führen. Deshalb bleibt laut Rabobank abzuwarten, ob die indische Regierung die betreffenden Importzölle senkt, was als bullisches Signal zu werten sei. Indes habe das weltweite Angebot nur mäßig auf die höheren Preise im Vergleich zum Vorjahr reagiert.

Der Rabobank zufolge wurde zuletzt nur in Russland verstärkt in die Zuckerproduktion investiert. Dagegen blieben entsprechende Investitionen in Brasilien wegen ungünstiger Kreditbedingungen und der Finanzschwäche zahlreicher Verarbeiter aus. Für die Europäische Union halten die Experten eine Produktionsauswertung in der kommenden Kampagne für möglich; Voraussetzung dafür sei, dass die Preise bis zurAussaat von März bis Mai 2017 einigermaßen stabil blieben.

Umrechnungskurse: 1 $ = 0,8964 Euro; 1 Rbl = 0,0138 Euro
Kursprognosen WeizenBild vergrößern
Kursprognosen Weizen- und Rohrzuckerfutures
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Ukraine darf auf Verlängerung des Agrarabkommens hoffen

 Internationaler Weizenmarkt: EU verliert Marktanteile an Russland

 Getreideproduktion: EU-Kommission erwartet mehr Mais und weniger Weizen

 Matif-Futures erholen sich

 Höhere Zölle auf russisches Getreide

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken