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15.08.2010 | 07:11 | Wald & Klima 

Klimastarke Wälder für die Zukunft

Stuttgart - Die zu erwartenden Veränderungen des Weltklimas werden erhebliche Auswirkungen auf die Stabilität und Vitalität unserer Bäume haben.

Wald
(c) proplanta
Wir müssen schon heute daran denken, die Wälder fit für die Herausforderungen der Zukunft zu machen und die Waldbewirtschaftung am Klimawandel ausrichten“, sagte der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz, Rudolf Köberle MdL, am Mittwoch (11. August 2010) anlässlich der Vorstellung neuester Forschungsergebnisse zum Thema „Wald und Klima“ in Lichtenwald (Landkreis Esslingen).

Der Klimawandel werde den Wäldern künftig vor allem durch Trockenheit, Borkenkäfer- und Sturmschäden zusetzen. Davon seien die verschiedenen Baumarten abhängig vom Standort mehr oder weniger stark betroffen. Das Land habe daher verstärkt in die Klimafolgenforschung investiert. Wissenschaftler der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg untersuchten im Hinblick auf den Klimawandel die zukünftige Eignung der wichtigsten Baumarten auf unterschiedlichen Standorten und in verschiedenen Regionen des Landes. Forstminister Köberle stellte erste Forschungsergebnisse in Form von Baumarteneignungskarten für die Baumarten Fichte und Buche für den Südwesten vor.

„Das Klima wird sich ändern und wir müssen dafür sorgen, dass auch in vierzig oder fünfzig Jahren die richtigen Bäume am richtigen Standort gut und gesund wachsen können. Mit der Baumarteneignungskarte versetzen wir Förster und Waldbesitzer in die Lage, schon heute auf den bevorstehenden Klimawandel zu reagieren“, erklärte Köberle. Aufgrund der sehr langen Produktionszeiträume in den Wäldern seien die Forstfachleute gewohnt, auf Jahrzehnte hinaus vorausschauend zu arbeiten und zu planen. Dies sei mit Blick auf die klimabedingten Herausforderungen von Vorteil. „Baden-Württemberg wird dem Klimawandel nicht hinterherhinken. Unsere Forstexperten sorgen dafür, dass wir mit gut vorbereiteten und klimastarken Wäldern dem Klimawandel begegnen“, betonte der Minister.


Standort und Klima entscheidend für Baumgesundheit

„Nicht jeder Baum kann überall wachsen. Die verschiedenen Baumarten sind an spezifische Klimabereiche angepasst und wachsen nur dort stabil und sicher. Der Klimawandel bringt es mit sich, die Eignung der einzelnen Baumarten für die jeweiligen Standorte frühzeitig und laufend zu überdenken und zu überprüfen“, erklärte Köberle. Ziel sei es, der Gesellschaft auch in Jahrzehnten noch alle Waldfunktionen nachhaltig und zukunftssicher bereitzustellen. Ausgangspunkt hierfür seien ökologisch und physikalisch stabile Wälder, die an den standörtlichen Grundlagen ausgerichtet seien. Das Land setze diese Grundsätze bei der Bewirtschaftung des Staatswaldes in seinem Konzept der „Naturnahen Waldwirtschaft“ bereits seit rund 30 Jahren um.


Baumarteneignungskarten wichtige Entscheidungshilfe für Waldbesitzer

Im Rahmen des Projekts „Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder Baden-Württembergs“ beschäftige sich die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg seit 2007 unter anderem mit der Frage der Eignung der beiden bedeutendsten Baumarten im Land, Fichte und Buche, bei geänderten Umweltbedingungen. Unterstellt würde dabei eine allgemeine Klimaerwärmung sowie eine Änderung der Niederschlagshöhe und der jahreszeitlichen Verteilung der Niederschläge. Die Einschätzung der Freiburger Wissenschaftler sei nun in Forstkarten grafisch und anschaulich dargestellt. Diese Karten würden eine sehr gute fachliche Grundlage für die Entscheider vor Ort darstellen. „Die Karten werden demnächst in die forstliche Praxis eingeführt. Sie dienen den Förstern und Waldbesitzern als wichtiges Hilfsmittel für Baumartenwahl und Betriebsplanung“, sagte Köberle.

„Die von uns erarbeiteten Baumarteneignungskarten berücksichtigen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und liefern dem Praktiker eine fundierte Entscheidungsgrundlage. Gleichwohl besteht auf diesem Gebiet noch sehr großer Forschungsbedarf“, sagte Prof. Konstantin von Teuffel, Direktor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg.


Wälder der Zukunft mit anderem Erscheinungsbild

„Der Klimawandel wird den Wald im Südwesten nicht in die Knie zwingen und die Waldfläche wird nicht zurückgehen. Allerdings wird sich das Erscheinungsbild des Waldes in weiten Teilen ändern. Da diese Prozesse langsam vonstattengehen, sind sie überwiegend nur für Experten erkennbar“, erklärte Köberle. So werde zum Beispiel die Baumart Fichte zunehmend durch klimastabile Laub- und andere Nadelbäume ersetzt werden. „Hohe Temperaturen und wenig Niederschlag bedrohen die Fichte in vielen Regionen unseres Landes“, sagte Köberle. Zwar verschlechtere sich die Situation auch für die andere Hauptbaumart der baden-württembergischen Forstwirtschaft, die Buche, allerdings nicht im selben Maße. „Obwohl auch die Buche mit dem Klimawandel zu kämpfen haben wird, ist sie deutlich klimastabiler als die Fichte. Deshalb werden wir verstärkt auf die Buche setzen“, so Köberle weiter. Allerdings werde dies in den seltensten Fällen in Reinbeständen der Fall sein. Das Land werde den Anteil naturnaher und stabiler Mischbestände mit einem ausgewogenen Verhältnis der einzelnen Baumarten weiter erhöhen und damit den bisher erfolgreichen Weg fortsetzen.

„Grundsätzliches Ziel in Baden-Württemberg ist und bleibt eine nachhaltige, naturnahe, multifunktionale und klimastarke Waldwirtschaft auf der ganzen Waldfläche. Dieses Konzept sieht einen ausgewogenen Kompromiss zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Zielen vor“, sagte Köberle. Diesem Anspruch werde die baden-württembergische Waldwirtschaft bisher mit großem Erfolg gerecht. Die Baumarteneignungskarten seien eine sehr gute Basis dafür, dass dieser Weg trotz Klimawandel und mit Blick auf die Ansprüche folgender Generationen an den Wald weiter fortgesetzt werden könne. (Pd)
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