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22.03.2021 | 12:11 | Waldschäden 
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Dürre, Schädlinge und Hitze: Rheinland-pfälzischer Wald leidet

Mainz/Neustadt - Stürme, Trockenheit und Schädlinge haben den Wäldern in Rheinland-Pfalz in 2020 erneut stark zugesetzt.

Waldschäden
Der gefräßige Borkenkäfer hat in den Wäldern Spuren der Verwüstung hinterlassen. Die Schäden, die letztlich auf sein Konto gehen, werden in 2020 auf 340 Millionen Euro geschätzt. Bald fliegt er wieder aus. (c) proplanta
Insgesamt werde der entstandene Gesamtschaden im vergangenen Jahr auf rund 400 Millionen Euro geschätzt, teilte das Umweltministerium in Mainz der Deutschen Presse-Agentur mit. Davon entfielen alleine 340 Millionen Euro auf Schäden, die im Zusammenhang mit dem Borkenkäfer stehen. Der Schädling vermehrt sich bei Trockenheit massenhaft: Er findet in den von Dürre geschwächten Bäumen ideale Bedingungen zur Ausbreitung. Borkenkäfer brüten in den Rinden vor allem der Fichten.

Wegen Borkenkäfer-Befalls mussten im vergangenen Jahr rund fünf Millionen Kubikmeter beschädigtes Holz aus dem Wald abtransportiert werden: Das seien zwei Millionen Kubikmeter mehr als in 2019 gewesen, teilte das Ministerium weiter mit. Seit 2018 sei insgesamt auf etwa 28.000 Hektar Schadholz - auch wegen Windschäden - entnommen worden: Das ist eine Fläche von knapp 40.000 Fußballfeldern. Insgesamt hat Rheinland-Pfalz eine Waldfläche von 840.000 Hektar.

«Der Wald ist ein sichtbares Opfer der Klimakrise», sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums. Die Vitalität der Waldökosysteme sei durch die drei vergangenen Dürre- und Hitzejahre erheblich geschwächt. Im Winter habe es zwar reichlich Niederschlag gegeben.

Diese könnten aber «bei weitem nicht überall die Wasserdefizite in größerer Bodentiefe ausgleichen». Nun hoffe man für 2021 auf «günstigere Bedingungen» für den Wald. Im Kampf gegen die Borkenkäfer wäre ein kühl-feuchtes Frühjahr günstig.

A und O ist das frühe Erkennen eines Befalls durch die Borkenkäfer, sagte Axel Berens von der Abteilung Waldschutz beim Landesbetrieb Landesforsten in Neustadt an der Weinstraße. Nur durch das Entfernen des Baums oder der Rinde kann verhindert werden, dass der Schädling sich weiter ausbreitet. Dabei ist gerade der erste Flug der Käfer im Jahr, der meist im April bei mehreren Tagen um die 16 Grad beginnt, wichtig: Förster versuchen, schon die erste Brutgeneration zu verkleinern.

Zur Vorhersage, wann es losgeht, gibt es in Rheinland-Pfalz ein Borkenkäfer-Monitoring. An zwei Standorten im Land, in der Pfalz und im Hunsrück, sind Fallen aufgebaut, die mit Sexualhormonen Borkenkäfer anlocken. Ein dritter Standort werde zudem gerade in der Eifel in Prüm aufgebaut, sagte Berens. «Den ersten Flug kann man über die Fallen ganz gut erkennen. Dann weiß man, man hat sechs bis acht Wochen, bis neue Käfer aus den Bäumen herausfliegen.»

Aus einer befallenen Fichte können so viele Käfer wieder ausfliegen, um weitere 20 Fichten zum Absterben zu bringen. Mit dem Ausfliegen der nächsten Käfergeneration sind es dann schon 400 Fichten und in der dritten Käfergeneration dann 8.000 befallene Fichten. Auf Anfrage der Forstämter setzt Landesforsten auch Hubschrauber und Drohnen ein, um an den Baumkronen Schäden zu erkennen. «Es gibt da kein Standardkonzept», sagte Berens. Das Handeln sei immer lokal angepasst. «Das Ziel ist aber immer das gleiche.»

Bei der insgesamt auf rund 400 Millionen Euro geschätzten Schadenssumme in 2020 gehen laut Umweltministerium 280 Millionen Euro auf einen Mindererlös wegen schadhaften Holzes zurück. Die Kosten für Wiederaufforstung wurden mit 75 Millionen Euro beziffert. Zudem gebe es Mehraufwände bei der Holzernte, beim Waldschutz, bei der Instandsetzung von Wegen. Plus «schwer abschätzbare» und kaum bezifferbare Schäden im waldökologischen und sozialen Bereich, die Erholung, Lärmschutz und Landschaftsbild betreffen.

Durch Sturmschäden sind demnach rund 750.000 Kubikmeter Holz angefallen. Das entspreche einer Fläche von knapp 2.000 Hektar und bedeute einen finanziellen Schaden von um die 50 Millionen Euro.

Aktuell beschäftige Forstämter die Beseitigung von Baumschäden durch Schneebruch von Ende 2020, sagte der Referent für Waldschutz beim Landesbetrieb Landesforsten, Tobias Stubenazy, in Trippstadt. Das Material müsse «schnell aufgearbeitet werden», da es für Borkenkäfer sehr attraktiv sei. Insgesamt seien gut 100.000 Festmeter angefallen.

«Wir können unsere Wälder nur retten und für künftige Generationen erhalten, wenn Klimaschutz und Energiewende die waldschädigenden fossilen Emissionen schnellstens reduzieren», teilte das Ministerium mit. Dazu habe Landesforsten Ende letzten Jahres die Initiative «MeinWaldKlima» gestartet, die Menschen für den Schutz des Klimas und für den Schutz der Wälder gewinnen will.
dpa/lrs
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Kommentare 
Peter G. schrieb am 05.06.2022 17:32 Uhrzustimmen(0) widersprechen(0)
Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich finde es ganz wichtig unsere Wälder zu schützen, zu pflegen und auch wieder auf zu forsten. Wenn nur jeder Mensch einen Baum pflanzen würde, hätten auch unsere Enkel noch einen Wald, natürlich nur so fern der Klimaschutz und die erneuerbaren Energien voran schreiten. Ich hoffe wir schaffen es, für und nicht gegen unseren Planeten. Nicht nur das Holz im Wald ist gefährdet, sondern auch in unseren Häusern, die Witterung und Veränderungs des Klimas lässt zum auch Holzwürmer http://www.holzwurm-bekaempfen.de sich vermehren, die dann ebenfalls großen Schaden anrichten können. Ebenso Skulpturen usw. Heißluftverfahren können hier giftfrei helfen. Denn je mehr unsere Umwelt geschützt wird, desto besser geht es uns allen.
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