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03.09.2006 | 07:43 | Bioprodukte 

Fünf Jahre Bio-Siegel - Türöffner für Bioprodukte

Hamburg - Ein Müsli, ein Nuss-Mus und ein Speiseöl machten den Anfang. Sie gehören zu den ersten 45 Produkten, die vor fünf Jahren mit dem Bio-Siegel ausgezeichnet wurden.

Biosiegel
(c) proplanta
Inzwischen sind es knapp 33 000 Lebensmittel, die das grün gerahmte Sechseck mit der Aufschrift «BIO nach EG-Öko-Verordnung» tragen. Das Zeichen hat Bioprodukten den Weg in die Discounter geebnet und den Umsatz der Branche beflügelt. Stets wurde das Bio-Siegel auch kritisiert. Für die Zukunft droht dem Siegel Konkurrenz aus Brüssel. Am 5. September 2001 hatte das Bundeskabinett grünes Licht für das Zeichen gegeben.

Als «wichtige Orientierungshilfe für Verbraucher» wird das Bio-Siegel im Berliner Verbraucherschutzministerium gelobt. «Angesichts der Vielzahl von Biozeichen hilft es vor allem Gelegenheitskäufern von Bioprodukten», sagt der Parlamentarische Staatssekretär Peter Paziorek. Diese Orientierungs-funktion wird nach seinen Worten durch Vorschläge der EU-Kommission in Frage gestellt. Die Behörde will unter anderem ein - bisher kaum bekanntes - EU-Bio-Zeichen stärken. Die Vorschläge würden «das in vielen Jahren aufgebaute Vertrauen der Verbraucher ohne Not aufs Spiel setzen», sagt Paziorek.

Anbauverbände befürchten, dass ihnen Werbung mit eigenen Logos
erschwert wird. «Unser Zeichen hat einen Wert, damit wollen wir einen Qualitätswettbewerb führen», sagt der Präsident des Anbauverbandes Bioland Deutschland, Thomas Dosch. Bisher verwenden die Verbände ihre Zeichen häufig neben dem Bio-Siegel.

Der Kasseler Professor für Agrar- und Lebensmittelmarketing, Ulrich Hamm, gibt dem EU-Zeichen vorerst keine Chancen. «Die EU hat zwar hochtrabende Pläne, hat aber bisher kein Geld in die Hand genommen, um das eigene Siegel flächendeckend zu bewerben. Ein Zeichen, das nicht ausreichend beworben wird, ist nichts wert.» Das deutsche Bio-Siegel habe sich dagegen durchgesetzt und zum Durchbruch von Ökoprodukten beigetragen, sagt Hamm.

Das Bio-Siegel dürfen Betriebe verwenden, wenn sie die EG-Öko-
Verordnung einhalten. Danach dürfen Nahrungsmittel unter anderem keine gentechnisch veränderten Bestandteile haben, Tiere dürfen nicht mit Antibiotika gefüttert werden. Es gibt regelmäßige Kontrollen.
Anbauverbände wie Naturland, Demeter und Bioland legen wesentlich strengere Maßstäbe an. «Das Bio-Siegel definiert den Standard für Bioprodukte. Wir haben den Anspruch, die Latte deutlich höher zu legen», sagt die Sprecherin von Demeter Deutschland, Renée Herrnkind.

Unter anderem Anbauverbände hatten die Anforderungen des Zeichens zunächst als unzureichend kritisiert und vor einer «Verwässerung» der Ökolandbau-Kriterien gewarnt. Herrnkind meint dagegen, dass etwa die Produkte mit Bio-Siegel in Discountern viele Menschen auf den Geschmack gebracht haben. «Sie wollen dann auch Produkte kaufen, die sie in den Discountern nicht bekommen.» Davon profitierten die Anbauverbände. «Das Bio-Siegel war ein Türöffner», sagt Herrnkind.

Mit einem Umsatz von knapp vier Milliarden Euro hatten Bioprodukte 2005 einen Anteil von drei Prozent am deutschen Lebensmittelmarkt. Experten rechnen mit weiterem Wachstum. 2005 lag der Umsatzzuwachs bei elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach einer Studie des Marktforschungs-unternehmens GfK gelten Bio- und Wellness-Trends als wichtigstes Thema im Lebensmitteleinzelhandel. Knapp die Hälfte der befragten Marktleiter und Einkäufer erwarten Nachfragesteigerungen.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) fordert Erweiterungen des Siegels. Es habe zwar Transparenz geschaffen und Wachstum gefördert, sagt DBV-Sprecher Michael Lohse. Zugleich habe das Zeichen den Markt für aus-ländische Anbieter geöffnet, die teilweise deutlich günstiger produzieren könnten als deutsche Landwirte. Das Siegel müsse um Herkunfts-bezeichnungen erweitert werden. Vorbild ist Baden-Württemberg: Dort wurde das Bio-Sechseck um drei schwarze Löwen auf goldenem Grund ergänzt - als Zeichen, dass die Produkte im Südwesten produziert wurden.

Quelle: dpa 03.09.2006 / 01:31:40
© dpa


Weitere Infos:
>
Bio-Siegel
> Bio-Zeichen Baden-Württemberg
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