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02.12.2009 | 05:04 | Ökolandbau 

Landwirtschaft: Ohne Kuh geht es nicht!

Darmstadt - Demeter Organisation betont Rolle der Kuh im Öko-Landbau.

Landwirtschaft: Ohne Kuh geht es nicht!
Wofür braucht der Mensch noch Kühe? Angesichts der ausbeuterischen Niedrigpreise für Milch, dem durch die Medien vermittelten Bild der Kuh als Klimasünder und der Entfremdung der Kuh von ihrem Wesen durch industrielle Techniken der Nutztierhaltung wie Enthornung, künstliche Befruchtung, artwidrige Extremfütterung, stellt sich die Frage, ob sie sich die Mühe für Mensch und Tier noch lohnt.
 
In seiner Jahrestagung suchte der Forschungsring für Biologisch-Dynamische Wirtschaftsweise, Keimzelle der Demeter-Organisationen, nach zeitgemäßen Antworten: Denn Demeter schreibt die Haltung von Wiederkäuern vor – aus Gründen eines nachhaltigen Betriebsorganismus und der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Der Öko-Landbauverband sieht sich durch wissenschaftliche Expertisen in seiner Haltung bestätigt: So forderte die Elite der deutschen Bodenkundler schon 1994 die Reintegration von Viehhaltung und Futterbau aus Bodenschutzgründen und führte den Ökolandbau als Vorbild auf. Auch der in Science 2002 publizierte DOK- Langzeitversuch zeigt, dass die Biodynamische Wirtschaftsweise dem Boden am besten bekommt, - dank des zu wertvollem Kompost umgewandelten Mists der Wiederkäuer.
 
Auch im Bio-Landbau ist die Kuh nicht mehr selbstverständlicher Bestandteil: Arbeitswirtschaft, Biogas statt Grünfutter und zunehmende Spezialisierung der Betriebe stellen auch hier die das Tier als Lieferantin von Bodenfruchtbarkeit infrage. Dabei hatten bereits die alten Ägypter das die Bodenfruchtbarkeit steigernde Zusammenspiel von Klee und Kuh genutzt, das bislang auch Grundlage für den Ökolandbau war. Mit biodynamischen Methoden der Kompostbereitung und Feldbehandlung durch spezielle Präparate wird dieser aufbauende Vorgang noch intensiviert.
 
In der Tagung ging es neben der Bedeutung der Rinder für die Landwirtschaft und die menschliche Ernährung auch um Fragen der Weiterentwicklung des ökologischen und biodynamischen Landbaus: Wie züchtet man standortangepasste effiziente Kuhrassen? Haben die Hörner eine Bedeutung für die Milchqualität? Wie fördert man den Wert des Mistes, was geschieht damit bei der Biogasgewinnung? Für die naturpflegenden Ziele der Demeter-Betriebe ebenfalls nützlich sind bestimmte Organe der Kuh wie Hörner, Bauchfell etc. zur Herstellung Biodynamischer Präparate. Deren Verwendung wurde gerade im Rahmen der EU-Verordnung zu tierischen Nebenprodukten mit geregelt.

Orientierend zu den Fragen informierten aktuelle Forschungsprojekte und Berichte von geladenen Wissenschaftlern vom Institut für Biologisch-Dynamische Forschung, dem Forschungsinstitut für Biologischen Landbau und der Landbauschule Dottenfelderhof. So zeigte sich in einer Untersuchung, dass der Biogasprozess die Qualität der Gülle vermindert. Im Langzeitdüngungsversuch auf dem Darmstädter Sandboden war nur die Variante mit biodynamisch präpariertem Mist in der Lage, den Humusgehalt zu halten. Und eine Rinderzucht in Kuhfamilien auf bäuerlicher Basis, die auf Haltung, Fütterung und eigene Stiere Augenmerk legt, kann für den Ökolandbau optimale Tiere hervorbringen. Neben den Vorträgen sorgte eine Ausstellung zum Bild der Kuh in der Kunst im Foyer des Demeter e.V. für den Blick auf die kulturelle Bedeutung der Kuh. (demeter)
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