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20.03.2023 | 08:22 | Nachhaltige Landwirtschaft 

Starke Extensivierung ist keine Option

Bonn - Um bei begrenzten Flächen ausreichend Lebensmittel umweltschonend zu erzeugen, kann der Ökolandbau allein keine Lösung sein

Ökolandbau
Aufgrund der niedrigen Ernteerträge wird im Ökolandbau viel mehr Fläche benötigt - Bei starker Ausweitung müssten die Lebensmittelimporte zunehmen - BRS verweist auf entsprechende Untersuchungen des Agrarökonomen Ströbel - Gefahr von Leakage-Effekten - Ökologische und konventionelle Landwirtschaft sollten voneinander lernen. (c) proplanta
Wie der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) am vergangenen Mittwoch (15.3.) betonte, kann eine starke Extensivierung auch kontraproduktiv sein. Stattdessen müssten Technologieoffenheit und eine nachhaltige Ausrichtung der gesamten Landwirtschaft politisches Ziel sein.

Der Verband verwies auf das Diskussionspapier „Jenseits der Öko-Illusion - Gedanken zu einer verantwortungsvollen Landwirtschaft“ des emeritierten Agrarökonomen Prof. Herbert Ströbel. Demnach benötigt der Ökolandbau für die gleiche Produktionsmenge - je nach Region und Ackerfrucht - etwa die doppelte Bewirtschaftungsfläche.

Der Wissenschaftler geht davon aus, dass eine weitere Extensivierung wegen der Mindererträge die Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten erhöht und negative Umwelt- und Klimawirkungen ins Ausland verlagert werden. Zwar würde dies die nationalen Klimabilanzen verbessern; global betrachtet ergäbe sich unter Berücksichtigung höherer Importe jedoch per Saldo eine deutliche Steigerung der weltweiten Klimaemissionen, warnt Ströbel.

Auch der Argumentation, den höheren Flächenbedarf des Ökolandbaus durch Verringerung des Konsums tierischer Produkte zu kompensieren, kann der Wissenschaftler nicht folgen. Selbst bei einer Halbierung des gegenwärtigen Konsums tierischer Produkte und der Deckung des verbleibenden Nahrungsbedarfes durch Bioprodukte ergeben sich laut Ströbel immer noch ein um 40 % höherer Flächenbedarf und 20 % höhere Klimaemissionen.

Die EU nutze bereits etwa 16 Mio ha Agrarfläche im außereuropäischen Ausland durch den Import von Agrargütern. Der Anteil Deutschlands liege bei gut 5 Mio ha. Zwischen 2000 und 2018 sei die globale Agrarfläche um rund 190 Mio ha zu Lasten von Wäldern, Grasland und natürlicher Vegetation ausgedehnt worden. Eine verantwortungsvolle deutsche Politik dürfe dem nicht Vorschub leisten, betont Ströbel.

Flächen effizient nutzen



Der Wissenschaftler empfiehlt, den Anstieg der Nahrungsmittelproduktion von der Umwandlung wichtiger Ökosysteme zu entkoppeln. „Es sollte das Ziel einer verantwortungsvollen Politik sein, vorhandene Flächen möglichst effizient und nachhaltig zu nutzen“, so der Agrarökonom. Zudem sollten beide Landbauformen voneinander lernen.

Die ökologische und die konventionelle Landwirtschaft müssten als Spektrum von Technologien begriffen werden, die sich gegenseitig nicht ausschließen. Wissenschaft und Praxis sollten die Entwicklung nachweislich umweltfreundlicher und ertragsstarker Anbausysteme unter Einbeziehung aller Technologien voranbringen.

Ansatzpunkte wären der Einsatz von regenerativ erzeugtem Ammoniak, die weitere Verringerung schädlicher Wirkungen des Pflanzenschutzes, die Weiterentwicklung von Fruchtfolgen und Bodenschutzmaßnahmen sowie die stärkere Nutzung der Digitalisierung und der modernen Pflanzenzüchtung. Entscheidend sei, so Ströbel, dass sich die Fortschritte in einer wissenschaftlichen Gesamtbetrachtung als vorteilhaft erweisen und nicht nur in Bezug auf einzelne Aspekte, wie beispielsweise die Emissionen je Hektar.
AgE
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