Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
01.10.2021 | 13:10 | Hochwasserkatastrophe 

Flutopfer kämpfen noch an vielen Fronten gegen Mangel

Düsseldorf - Auch zweieinhalb Monate nach der Hochwasser-Katastrophe müssen viele Betroffene in Nordrhein-Westfalen immer noch mit elementaren Einschränkungen leben.

Hochwasserschäden
Das Jahrhundertwasser ist aus den Schlagzeilen verschwunden. Viele Menschen in den betroffenen Gebieten haben aber weiterhin und teilweise auch noch lange mit ganz wesentlichen Problemen zu kämpfen: Kein Strom, kein Internet, keine Heizung, keine Klinik vor Ort. (c) proplanta
Das reicht von der mangelhaften Energieversorgung und Telekommunikation über massive Lücken in der Gesundheitsversorgung bis hin zu lange noch nicht behobenen Schäden an Häusern, Schulen und Straßen. Das geht aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht von NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) an den Bau-Ausschuss des Düsseldorfer Landtags hervor. Das Gremium befasst sich an diesem Freitag mit dem Thema. Die aufgeführte Mängelliste ist lang.

- Telekommunikation: «In Teilen der besonders betroffenen Regionen ist die Telekommunikation (einschließlich der Verfügbarkeit des Internets) noch nicht wiederhergestellt», berichtet Scharrenbach. «Es kommt weiterhin zu Beeinträchtigungen.»

- Energieversorgung: Zwar seien die Netze im Strom- und Gasbereich fast durchgängig wiederhergestellt, es hapere aber bei den Hausanschlüssen. «Infolge hochwasserbedingter Schäden an der Haustechnik in unterschiedlichen Ausmaßen, deren Behebung insbesondere auch aufgrund von Fachkräfte- und Materialmangel erschwert werden dürfte, sind zahlreiche Häuser noch ohne Gas- und Stromversorgung.» Mit Blick auf die kalte Jahreszeit müssten übergangsweise Wärmeversorgungslösungen erwogen werden - insbesondere dort, wo etwa Ölheizungen und -tanks zerstört worden seien.

- Krankenhäuser: «Die stationäre Gesundheitsversorgung in Eschweiler, Erftstadt und Leverkusen ist massiv getroffen», heißt es in der Vorlage. «Aktuell wird die betroffene Bevölkerung über andere Krankenhäuser mitversorgt.» Die Dauer bis zur vollständigen Wiederinbetriebnahme der Krankenhäuser werde in einem Fall mit bis zu zwölf Monaten angegeben.

- Praxen und Apotheken: Im Bereich Nordrhein sind 90 ambulante Praxen niedergelassener Ärzte betroffen. Die Versorgung mit Medikamenten über die Apotheken sei aber sichergestellt.

- Verkehrswege: Nach der Flut müssen zahlreiche Straßen und Schienenwege saniert und etliche Brücken vollständig erneuert werden. «Von zunächst 220 Straßensperrungen an Bundes- und Landesstraßen sind 85 Prozent aufgehoben, in Bau oder die Sanierungen beauftragt», bilanzierte die Ministerin. «Bei den verbliebenen Fällen sind vor Baubeginn umfangreichere Untersuchungen oder Planungen notwendig.» Alle derzeit noch gesperrten Strecken - mit Ausnahme der Strecken zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel sowie Euskirchen und Trier - sollen aber noch in diesem Jahr wieder befahrbar sein.

- Immobilien: «Es gibt zahlreiche Totalabgänge von Immobilien in Bereichen des Wohnungswesens und/oder von Unternehmen, weitere sind massiv teilzerstört.» Bei vielen stünden noch Statikprüfungen an.

- Schulen: Mehrere Schulen sind teilweise oder ganz zerstört. «Der Schulbetrieb kann dennoch - mit Einschränkungen - überall gewährleistet werden.» Zum Teil werde im Distanzunterricht gearbeitet. «Mobile Ersatzraumlösungen werden aktuell beschafft und in den nächsten Wochen vor Ort errichtet, bis die Schule saniert und/oder neu errichtet wird.» In zahlreichen Städten und Gemeinden seien Sporthallen teilweise oder ganz zerstört worden.

- Hochschulen: Insgesamt sind 27 Hochschulstandorte betroffen. Nach vorläufigen Schätzungen belaufen sich die Schäden an Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Universitätskliniken in NRW auf etwa 160 Millionen Euro.

- Trinkwasserversorgung: Sie ist dem Bericht zufolge überall in NRW wiederhergestellt.

- Entsorgung: «Die Entsorgungskapazitäten stellen für die Kommunen unverändert eine Herausforderung dar. Insbesondere die Beseitigung von kontaminierten Böden, Öl-Wasser-Gemischen und Bauschutt werden längere Zeit in Anspruch nehmen.»

- Flut-Hilfen: Für NRW stehen 300 Millionen Euro für Soforthilfen zur Verfügung und bis zu 30 Milliarden Aufbauhilfen. «Zum 27. September 2021 lagen für den Bereich «Aufbauhilfen für Privathaushalte und Unternehmen der Wohnungswirtschaft» insgesamt 2.328 Anträge vor.» Die ersten Hilfen würden ab der kommenden Woche ausgezahlt, sagte Scharrenbach dem «Kölner Stadt-Anzeiger» und der «Kölnischen Rundschau» (Freitag).
dpa/lnw
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Erhebliche Schäden nach Unwettern im Südwesten

 Starkregen verursacht Schäden in Teilen Deutschlands

 Ermittlungsakte zur Flutkatastrophe an der Ahr geschlossen

 Nach Regen in Dubai irreführender Fokus auf Wolkenimpfung

 Aprilwetter zeigt sich kühl und regnerisch

  Kommentierte Artikel

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein