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02.02.2022 | 02:44 | Schlachtschweinemarkt 

Agrarmarkt aktuell: Schweinepreise decken Kosten nach wie vor nicht

Schwäbisch Gmünd - Am Schlachtschweinemarkt zeigten sich zum Jahresbeginn regional nur kleinere Überhänge.

Schlachtschweine 2022
(c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Während sich Anfang 2021 etwa eine Millionen Schweine Corona-bedingt angestaut hatten, sorgten die relativ hohe Schlachtaktivität vor Weihnachten und die günstige Lage der Feiertage an den Wochenenden dieses Jahr für deutlich bessere Voraussetzungen.

Im vergangenen Quartal führten massive Corona-bedingte Personalengpässe in den Schlacht- und Zerlegebetrieben zu einer eingeschränkten Aufnahmefähigkeit der Schlachtunternehmen. Bei einem gleichzeitig saisonal zunehmenden Angebot musste die Notierung der VEZG im Oktober schließlich dem Preisdruck der führenden Schlachtunternehmen nachgeben, die für vertraglich nicht gebundene Schlachtschweine Hauspreise bezahlten. Danach verharrte die VEZGNotierung neun Wochen lang auf dem extrem niedrigen Niveau von 1,20 €/kg SG.

Erst im Dezember sorgte die vorweihnachtlich anziehende Nachfrage nach Verarbeitungsware und steigende Bestellungen aus dem Lebensmitteleinzelhandel für einen um 3 ct gestiegen Schlachtschweinepreis von 1,23 €/kg SG. Allerdings wurde das Weihnachtsgeschäft von den erneuten Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie ausgebremst, beispielsweise durch die vielerorts ausgefallenen Weihnachtsmärkte und durch die Corona-Maßnahmen in der Gastronomie.

Nachfrageseitig führen im Inland derzeit die mit den zunehmenden Corona-Infektionen und Quarantänemaßnahmen einhergehenden Personalausfälle in den Schlacht- und Zerlegebetrieben zu reduzierten Vermarktungsmöglichkeiten für schlachtreife Schweine. Auch am Fleischmarkt sorgt der Corona-bedingte Personalmangel in der Feinzerlegung zu einem größeren Angebot an nicht ausgelöster Ware (mit Knochen).

Die Corona-Lage verschärft vor allem auch durch Nachfrageeinbußen im Außer-Haus-Bereich die ohnehin schon üblicherweise schwache Nachfragesituation zum Jahresbeginn. Denn beliebte Neujahrsvorsätze wie z.B. abzunehmen, sich gesünder zu ernähren, umweltbewusster zu leben oder aktuell auch die „Veganuary“-Kampagne gehen zu Lasten des Schweinefleischkonsums. Auch der europäische Fleischmarkt ist reichlich versorgt, denn China hat seine EUImporte spürbar zurückgefahren. Nun droht auch der ASP Fall in Norditalien den Mengen- und Preisdruck am EU-Binnenmarkt zusätzlich zu verschärfen.

Italienische Fleischverarbeiter importieren jährlich etwa 1 Mio. t Schweinefleisch, auch aus Deutschland, das sie als Wurst und Schinkenspezialitäten gewinnbringend in Drittländer exportieren konnten. Nachdem China und Japan italienische Importe bereits gestoppt haben, sind weitere Marktverwerfungen in der EU zu befürchten. Dies nahmen die führenden Schlachtunternehmen zum Anlass, in KW 02 ihren Hauspreis für vertraglich nicht gebundene Schlachtschweine auf 1,17 €/kg SG abzusenken.

Auf der Angebotsseite reicht das rückläufige Angebot übrig aus um die schwache Nachfrage im Januar zu decken. Der Mastschweinebestand hat laut Novemberzählung 2021 um 8,9 % gegenüber dem Vj. abgenommen und lag bei 10,88 Mio. Mastschweinen. In Baden-Württemberg wurden 4,3 % weniger Mastschweine gezählt. Die schlechte Erlössituation bei gleichzeitig gestiegenen Futter- und Energiekosten hat in den letzten Monaten viele Mäster davon abgehalten, neue Ferkel einzustallen. Daher ist von weiter abnehmenden Stückzahlen in den nächsten Monaten auszugehen.

In Folge des knapperen Angebots an schlachtreifen Schweinen könnten die Schlachtschweinepreise in den nächsten Monaten wieder anziehen, wenn die Nachfrage üblicherweise saisonal wieder zunehmen sollte und sich die CoronaLage wieder entspannt. Ein Aufschwung ist angesichts der desaströsen Lage der Schweinehalter auch dringend notwendig, denn seit fast 2 Jahren ist keine kostendeckende Schweinehaltung mehr möglich. Die Preisempfehlung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG) beträgt nur 1,20 €/kg SG und reicht bei weitem nicht aus, um die gestiegenen Kosten für Futter, Energie und Personal zu decken.

In Baden-Württemberg wirken sich die verschiedenen Qualitäts- und Regionalprogramme positiv auf die Schlachtschweineerlöse aus. In KW 3 lag der Preis für Schlachtschweine Hkl. E mit 1,36 €/kg SG um 10 ct/kg SG über dem deutschen Durchschnittspreis.

Obwohl die Bio-Schweineschlachtungen in Deutschland im vergangenen Jahr gestiegen sind, reichen diese noch nicht aus, um die gestiegene Nachfrage zu bedienen. Allerdings sorgen Preissteigerungen, vornehmlich bei Futtermitteln, für ebenfalls steigende Erzeugungskosten. Bio-Schlachtschweine (E) erlösten im Dezember 2021 in Deutschland 4,11 €/kg SG (Vj. 3,81 €/kg SG). Im Durchschnitt aller Klassen wurden 4,04 €/kg SG erreicht (Vj. 3,68 €/kg SG).
LEL Schwäbisch Gmünd
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