Die Bauern in Deutschland können bei nachhaltigem Wirtschaften Teller, Trog und Tank gleichermaßen füllen. Das war am Freitag das einmütige Fazit einer Podiumsdiskussion von Produzenten und Umweltschützern auf dem Landesbauerntag Mecklenburg-Vorpommern. Die Veranstaltung ist traditionell Teil der größten Landwirtschaftsmesse Norddeutschlands, der MeLa, in Mühlengeez bei Güstrow. Der
Bauernverband hatte die Situation der Landwirtschaft zwischen Ernährungssicherheit, Energiewende und Umweltschutz zum Thema des Tages gemacht.
Der scheidende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Helmut Born, sieht keinen Widerspruch in der Produktion von Nahrung und Energie auf dem Acker. «Wir sind in Deutschland in der Lange, viel mehr zu erzeugen als Nahrungsmittel», sagte er. Energie sei ein sicheres Standbein für die Landwirte und müsse es bleiben.
Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till
Backhaus (
SPD) sagte, die von der früheren rot-grünen Bundesregierung (1998-2005) angeschobene Energiewende sei «absolut der richtige Ansatz». «Wir müssen dem Raubbau an fossilen Energieträgern ein Ende setzen», sagte er. Sie müssten noch für nachfolgende Generationen erhalten werden. Derzeit würden erst vier bis sechs Prozent der
Biomasse in den Tank gehen. Selbst vom Raps landeten 60 Prozent über das Futter für Kühe, Schweine und Geflügel wieder auf dem Teller. Vor 100 Jahren sei mit dem Hafer noch 30 Prozent des Getreides an Zugpferde verfüttert worden, es habe damit auch der Mobilität gedient.
Die Energiewende ist dem Vorsitzenden des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Hubert Weiger, zufolge eine Überlebensfrage. Zur Energiewende gehörten nicht nur erneuerbare Energien, sondern auch eine Verringerung des Energieverbrauchs. Beim Anbau von
Energiepflanzen müssten Grundsätze des nachhaltigen Wirtschaftens beachtet werden, dann gebe es keinen Widerspruch zur Produktion von Nahrungsmitteln. Die Bodenfruchtbarkeit müsse erhöht, das Grundwasser geschützt, die Atemluft dürfe nicht belastet werden, Tier- und Pflanzenarten müssten erhalten bleiben.
Zum Auftakt des Landesbauerntages hatte Bauernverbandspräsident Rainer Tietböhl erneut auf die zu befürchtenden massiven Kürzungen bei den Direktzahlungen an die Agrarbetriebe nach der EU-Agrarreform aufmerksam gemacht. Die von Bundesagrarministerin Ilse
Aigner (CSU) diskutierte Umsetzung der neuen EU-Agrarreform in Deutschland werde gravierende Auswirkungen auf die Landwirtschaft im Nordosten haben.
Allein durch die Umschichtung von
EU-Zahlungen innerhalb Deutschlands werde Mecklenburg-Vorpommern 34 Millionen Euro an Direktzahlungen verlieren. Mit der generellen Kürzung der Mittel entgingen dem Bundesland zusammen 83 Millionen Euro. Das seien für jeden Beschäftigten in der Landwirtschaft rund 4000 Euro im Jahr weniger. Niemand würde bei solchen Aussichten stillhalten. Die Bauern fühlten sich zunehmend von der Gesellschaft ausgegrenzt.
Tietböhl kritisierte scharf die Bemerkung des Grünen-Spitzenkandidaten Jürgen Trittin vom «Drogenhandel im Stall». Die Landwirte seien Facharbeiter, Meister, Absolventen von Hoch- und Fachschulen und wüssten, wie man mit Tieren umgeht. Die Bauern würden Tiere auch in großen Zahlen - «wenn Sie so wollen, auch in Massen» - halten, sagte Tietböhl. Doch die Tiere fühlten sich wohl. Mittlerweile würden schon große Öko-Betriebe Probleme bekommen. Es gehe dahin, dass es heißt: Klein ist gut, groß ist schlecht, monierte der Bauernpräsident. (dpa)