Wie der Deutsche
Bauernverband (DBV) in Berlin am Donnerstag (22.7.) in seinem ersten
Erntebericht mitteilte, war zu diesem Zeitpunkt von den insgesamt rund 1,25 Mio ha
Wintergerste noch fast die Hälfte zu dreschen.
Während die Gerste in Mecklenburg-Vorpommern annähernd komplett geerntet sei, stünden in Bayern und Sachsen noch mehr als 90 % auf dem Halm. Die Ursache für den zögerlichen Druschfortschritt sei hauptsächlich der Regen. DBV-Präsident
Joachim Rukwied erklärte, dass die Ernte wegen der zuletzt sehr wechselhaften Witterung vielerorts immer wieder habe unterbrochen werden müssen.
Nach Verbandsangaben bewegten sich die bisher gemeldeten Erträge bei der Wintergerste größtenteils in einer Spanne von 6,5 t/ha bis 8,5 t/ha und damit in dem vor der Ernte prognostizierten Bereich. Es sei davon auszugehen, dass das in der Vorernteschätzung genannte Gesamtaufkommen von 9,3 Mio t Gerste erreicht werde; damit würde die Vorjahresmenge um 600.000 t übertroffen.
Totalausfälle in Überflutungsgebieten wahrscheinlich
Dem
DBV zufolge wurden die anderen Getreidearten bis zum Donnerstag voriger Woche nur in sehr kleinen Umfängen geerntet, so dass die betreffenden Zahlen noch nicht allzu aussagekräftig sind. Die wenigen vorliegenden Meldungen deuteten allerdings darauf hin, dass auch die für Getreide insgesamt erwartete
Erntemenge von 45,4 Mio t erreicht werden könne, nach 42,3 Mio t im Vorjahr.
Der DBV-Erntebericht basiert auf Umfragen unter den 18 Landesbauernverbänden über die tatsächlich geernteten Mengen. Indes schätzten die Berliner Fachleute die Lage bei den Futterbaubetrieben „vorsichtig positiv“ ein, weil die Witterung dem Mais und dem Grünland „entgegenkomme“. Ob die durch das kalte Frühjahr verursachten Rückstände bei der Entwicklung der Kulturen dadurch noch aufgeholt werden könnten, sei aber noch unsicher.
Wie der Bauernverband mit Blick auf die von
Überflutungen betroffenen Gebiete berichtete, lagen noch keine genauen Angaben über das Ausmaß der Schäden vor. Es sei jedoch davon auszugehen, dass es dort auf vielen Flächen zu Totalausfällen bei der Ernte kommen werde.
Raps in Niedersachsen „gut abgereift“
Unterdessen berichtete auch das
Landvolk Niedersachsen in Hannover, dass die
Gerstenernte noch andauere. Laut dem Vorsitzenden des Landvolk Hildesheim, Konrad Westphale, muss es mindestens ein bis zwei Tage trocken sein, damit man aufs Feld kann. „Deshalb steht bei uns in der Region noch die Hälfte der Gerste auf dem Feld“, so der Vorsitzende Anfang dieser Woche.
Erste Berichte zeigten zwar, dass die Erträge bei der Gerste zufriedenstellend seien. Für Ernüchterung sorgten aber die Qualitätsmeldungen; vielerorts würden leichte Hektolitergewichte bemängelt. Das könnte bedeuten, dass die Qualitäten nicht an die Werte der Vorjahre heranreichten. Derweil sei der Raps zwar „gut abgereift“, aber die Ernte werde wohl erst in ein bis zwei Wochen starten, prognostizierte Westphale.
Vielerorts Lagergetreide in Hessen
Nach Angaben des Präsidenten des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Karsten Schmal, war die Gerstenernte am Dienstag (20.7.) in dem Bundesland bis auf die höhergelegenen Mittelgebirgslagen in vollem Gange. Im Hessischen Ried war die Kampagne Schmal zufolge sogar schon weitgehend abgeschlossen.
„Bei weiterhin trockenem und sonnigem Wetter wird der Roggen und die Triticale in den nächsten Tagen druschreif“, so Schmal. Außerdem habe in Süd- und Mittelhessen die Ernte des Winterweizens begonnen. Diese Getreideart nehme mit einem Anbauareal von rund 145.000 ha mehr als die Hälfte der hessischen Getreidefläche ein. Allerdings habe
Starkregen vielerorts Lagergetreide verursacht. Abgeknickte und niedergedrückte Halme erschwerten den
Mähdrusch und führten zu Qualitätsminderungen, stellte der HBV-Präsident fest. Teilweise seien Flächen aufgrund der durchnässten Böden kaum befahrbar.
Ertragseinbußen beim Raps
Trotz der erschwerten Erntebedingungen rechnet Schmal unter dem Strich mit leicht überdurchschnittlichen Getreideerträgen - nach den vergangenen Trockenjahren. Die bislang vorliegenden Ergebnisse reichten aber für eine belastbare Prognose noch nicht aus. Außerdem gebe es mitunter große regionale Unterschiede.
Mit Blick auf die bald anstehende Winterrapsernte erwartete der HBV-Präsident Ertragseinbußen durch die Kälte im April und Mai. Derweil hätten das Grünland, die Zuckerrüben, Kartoffeln und der Mais von der bislang guten Niederschlagsversorgung profitiert. Die Bestände seien nun trotz schwieriger Startbedingungen in einem guten Zustand. Allerdings hätten die häufigen Regenfälle
Blattkrankheiten verursacht, insbesondere in Zuckerrüben und Kartoffeln.