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18.06.2011 | 01:00 | Atomstrom 

Experte: Staat drängte Konzerne zum Atom-Einstieg

Berlin - Der Einstieg in die deutsche Atomstromproduktion vor 50 Jahren ist nach Meinung des Energieexperten Peter Becker vor allem auf Drängen des Staates erfolgt.

Atomenergie
«In den Konzernzentralen hatte man gerechnet und war zu dem Ergebnis gekommen, Atomverstromung ist viel teurer als Kohlestrom», sagte der auf Energierecht spezialisierte Jurist am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Die erste Lieferung von Atomstrom an die Verbraucher am 17. Juni 1961 jährt sich an diesem Freitag.

Der Autor des Buchs «Aufstieg und Krise der deutschen Stromkonzerne» betonte, der Staat habe zur Durchsetzung der Atomverstromung die Gefahr großer Unfälle in die eigene Verantwortung übernommen. «Kraftwerksbetreiber hatten nur eine Zwangsversicherung von 500 Millionen D-Mark zu tragen.» Die Entsorgung des Atommülls sollte Staatsaufgabe werden, zudem wurde die Forschung stark vom Staat finanziert. «Nach meinen Berechnungen kostete die Einführung der Atomverstromung in Deutschland weit über 200 Milliarden D-Mark.»

Es sei klar gewesen, dass die Technik Restrisiken berge, aber diese seien mit Studien kleingerechnet worden. In der Rechtsprechung seien sie als unvermeidliche Risiken einer solchen Hochtechnologie deklariert worden, sagte der atomkritische Anwalt. «Diese seien von der Gesellschaft hinzunehmen.» In Deutschland habe es nach dem Einstieg dann rasch «eine Nukleareuphorie» gegeben, besonders in der Industrie. «Dort gab es den sogenannten Megawatt-Clan», sagte der 70 Jahre alte Becker.

«Die Euphorie war darauf gestützt, dass Atomkraft vermeintlich sicher war und vor allem grenzenlos billig, was aber nur mit Hilfe der staatlichen Unterstützungsleistungen zu erklären war.» Auch deshalb sei Strom aus den abgeschriebenen Atommeilern angeblich so billig.

Im Zuge der weiteren Entwicklung sei dann etwas weltweit Einmaliges passiert. Die Grünen bekamen mit Hilfe der SPD-geführten Regierungen die Leitungen von einigen Atomaufsichten, so in Hessen mit Umweltminister Joschka Fischer und später auch im Bund. Mit einer «Nadelstichpolitik» sei versucht worden, mehr Sicherheitsauflagen durchzusetzen. Damit wurde ein zunehmend kritischer Kurs der Atomaufsichten in Deutschland eingeleitet. (dpa)
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