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11.08.2015 | 09:38 | Viereinhalb Jahre Fukushima 

Japan fährt Atomreaktor wieder hoch

Kagoshima - Erstmals seit der Atomkatastrophe von Fukushima vor gut vier Jahren erzeugt Japan wieder Atomstrom.

Atomenergie in Japan
Erfolg für den japanischen Regierungschef Shinzo Abe: Viereinhalb Jahre nach dem Gau in Fukushima kehrt Japan zur Atomkraft zurück. Wirtschaftliche Interesse überwiegt Sorgen und Proteste der Bürger. (c) proplanta
Gegen breiten Widerstand in der Bevölkerung kündigte der Betreiberkonzern Kyushu Electric Power am Montag an, den ersten Block des Atomkraftwerks Sendai in der südwestlichen Provinz Kagoshima am Dienstag wieder anzuschalten. Block 1 wird dann am Freitag wieder Strom produzieren und Anfang September den kommerziellen Betrieb voll aufnehmen.

Bis zuletzt hatten Bürger vor Gericht versucht, dies zu stoppen. Als Konsequenz der Atomkatastrophe in Fukushima vom 11. März 2011 stehen seit rund zwei Jahren alle 48 Reaktoren in Japan still. Das Wiederanfahren des Sendai-Reaktors ist ein Erfolg für Ministerpräsident Shinzo Abe, der Atomstrom aus wirtschaftlichen Gründen befürwortet.

Abe handelt damit gegen eine Mehrheit seiner Bürger, die eine Rückkehr zur Atomkraft ablehnen. Hunderte Atomkraftgegner demonstrierten am Montag vor dem AKW Sendai. Sie werfen dem Betreiber und den Behörden vor, sie hätten unklar gelassen, wie sie im Falle eines ähnlichen Unfalls wie vor gut vier Jahren in Fukushima schnell Zehntausende von Anwohnern des AKW Sendai evakuieren würden.

220.000 Menschen leben innerhalb eines Radius von 30 Kilometern um das AKW. Außer der ständigen Gefahr durch gewaltige Erdbeben kommt hinzu, dass das AKW Sendai nur 50 Kilometer vom Vulkan Sakurajima entfernt liegt, einem der aktivsten Vulkane des Landes.

«Sie missachten fundamentalste Prinzipien der nuklearen Sicherheit und des Schutzes der öffentlichen Gesundheit», sagte Shaun Burnie, Atomexperte bei Greenpeace Deutschland, der dpa in Tokio.

Das Wiederanfahren des Reaktors im AKW Sendai erfolgt nur wenige Tage nach den Gedenkfeiern für die Opfer der Atombombenabwürfe auf die Städte Hiroshima und Nagasaki. Überlebende äußerten Widerstand gegen die Rückkehr zur Atomkraft. Unter den Demonstranten, die sich am Montag vor dem AKW Sendai versammelten, befand sich Abes Vorgänger Naoto Kan. Er war zum Zeitpunkt des Gaus in Fukushima Regierungschef. Er wandelte sich noch während seiner Amtszeit von einem Atombefürworter zu einem entschiedenen Kernkraftgegner.

Doch Abe hält ein Wiederanfahren von Reaktoren für wirtschaftlich notwendig. Die Betreiberkonzerne decken den Strombedarf als Ersatz für die bislang stillgelegten Atomreaktoren mit Wärmekraftwerken, wofür die die rohstoffarme drittgrößte Volkswirtschaft der Welt teures Öl und Gas importieren muss.

Vor dem Gau in Fukushima deckte Japan rund ein Drittel seines Strombedarfs mit Atomenergie ab. Die Regierung Abe strebt nun bis zum Jahr 2030 einen Anteil der Atomenergie an der Stromversorgung des Landes von 20 bis 22 Prozent an. Mit dem Anfahren des Reaktors 1 im AKW Sendai werden noch 24 weitere Reaktoren von der Atomaufischtsbehörde NRA überprüft.

Kyushu Eletric will den zweiten Block im AKW Sendai im Oktober anfahren. Das Atomkraftwerk in Sendai war das erste AKW, das im vergangenen September die nach Fukushima eingeführten neuen Sicherheitsauflagen erfüllte. Die Regierung spricht von den «strengsten Sicherheitsvorschriften der Welt». Alle Atomkraftwerke müssen diese Auflagen erfüllen, bevor sie wieder angefahren werden dürfen. «Das Wiederanfahren von Atomreaktoren, deren Sicherheit bestätigt wurde, ist für unsere Energiepolitik wichtig», sagte ein Regierungssprecher.
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