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18.09.2007 | 18:19 | Biokraftsstoffpolitik 

Pauschale Kritik der OECD an Biokraftstoffen unbegründet

Berlin - Die jüngst in einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geäußerten Forderungen bezüglich der weltweiten Abschaffung von Subventionen für Biokraftstoffe stoßen bei Fachorganisationen der deutschen Land- und Biokraftstoffwirtschaft auf deutliche Ablehnung.

Rapsöl
(c) proplanta
Die von der OECD aufgestellte Forderung wird unter anderem damit begründet, dass die staatliche Förderung alternativer Energiequellen zu rapide steigenden Lebensmittelpreisen und der möglichen Zerstörung natürlicher Lebensräume führe. Weiter heißt es in dem OECD-Bericht, Politiker manipulierten den Markt zugunsten einer nicht erprobten Technik, die sich nur begrenzt auf den Klimawandel auswirke.

Zudem werden Umweltschäden durch den Anbau von Energiepflanzen für die Biokraftstoffproduktion befürchtet. Aus Sicht der UFOP ist unverständlich, warum bei der Veröffentlichung des Berichtes nicht auf die besondere Situation in Deutschland bzw. Europa eingegangen wurde. Wie in keinem anderen Land der Welt ist gerade in Deutschland die Produktion von Biokraftstoffen und hier insbesondere von Biodiesel auf Basis von Raps ein etabliertes und funktionierendes System. Ebenso unzureichend beleuchtet bleiben in dem Bericht die Chancen, die mit der Biokraftstoffproduktion für die Entwicklungsländer einhergehen.

Flächen für die Produktion von Energiepflanzen stehen weltweit in ausreichendem Maße zur Verfügung. Das Potenzial stillgelegter Flächen ist erheblich und der Fortschritt innerhalb der landwirtschaftlichen Produktionstechnik wird in Zukunft noch für weiteres Ertragspotenzial sorgen – sowohl für die Ernährung als auch die technische Nutzung.

Die Kritik, es würde eine nicht erprobte Technik genutzt, ist in Anbetracht von mehreren hunderttausend Pkws und Nutzfahrzeugen, die in Deutschland mit reinem Biodiesel, Biodieselmischungen sowie Rapsölkraftstoff betrieben werden, nicht haltbar. Der Vorwurf eines begrenzten Nutzens von Biokraftstoffen im Hinblick auf den Klimawandel ist ebenfalls nicht verständlich, wenn man sich Zahlen zur CO2-Einsparung ansieht, die von renommierten Instituten, wie beispielsweise dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu) stammen.

Unter Beachtung sämtlicher Aufwendungen bei Anbau, Transport und Verarbeitung von Biodiesel in Deutschland ergibt sich beim Ersatz von einem Liter Diesel durch Biodiesel eine Einsparung von 2,2 kg CO2-Äquivalent. Diese erhebliche Einsparung kann sogar noch weiter gesteigert werden, wenn bei der Produktion von Raps Biodiesel statt Diesel für den Betrieb der landwirtschaftlichen Fahrzeuge eingesetzt wird und der Transport des Ernteguts und des fertigen Biokraftstoffs ebenfalls unter Verwendung von Biodiesel erfolgt.

Eine kritische Betrachtung zu den Ökobilanzstudien erfolgt durch die OECD in diesem Zusammenhang nicht. Zitiert wird stattdessen die so genannte „EMPA“-Studie, die auch von Fachleuten sehr kritisch hinterfragt wird. Bis heute existieren keine international abgestimmten Systemgrenzen, um Ökobilanzstudien vergleichbar zu machen. Ein erster Versuch ist die von der UFOP und der Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen (FVV) bereits 2004 geförderte Studie „CO2-neutrale Wege zukünftiger Mobilität durch Biokraftstoffe“ mit dem Ziel einer Bestandsaufnahme der international verfügbaren Ökobilanzstudien.

Unbestritten ist auch aus Sicht der UFOP, dass Umweltproblemen, die sich beispielsweise durch die Abholzung von Regenwald für die verstärkte Biokraftstoffproduktion ergeben, in den betroffenen Ländern unbedingt begegnet werden muss. Die UFOP unterstützt in diesem Zusammenhang gemeinsam mit dem Deutschen Bauernverband die Entwicklung eines Zertifizierungssystems für Biomasse zur energetischen Nutzung.

Da die Bundesregierung beabsichtigt, die Förderung von Biokraftstoffen an deren Beitrag zur Klimagasminderung zu koppeln, hofft die UFOP, dass sich anstehende politische Entscheidungen nicht an pauschalisierten und global formulierten Berichten, sondern an den für Deutschland und der Europäischen Union gültigen und abgesicherten spezifischen Gegebenheiten orientieren werden. Damit besteht die Chance auch auf internationaler Ebene Instrumente für eine nachhaltige Biomasseproduktion zu etablieren, an denen sich schließlich auch die Ziele der Politik orientieren müssen. Die UFOP fordert daher einen sachgerechten und ausgewogenen Diskurs mit allen Beteiligten, der praktisch erst am Anfang steht. Die Bioenergieproduktion sollte daher insgesamt als Chance begriffen werden, die schließlich auch neue Technologiefenster für die heimische Wirtschaft öffnet. (UFOP)
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