„Offenbar kennen die deutschen Autoren die Verhältnisse in Brasilien nicht. Denn kein Rinderfarmer aus dem Südosten zieht 1000 Kilometer in den Norden zum Amazonas, rodet den Regenwald und lässt dort sein Vieh grasen. Das wäre so, als würde ein Bauer aus Schleswig-Holstein nach Bayern ziehen, dort die Berge begradigen und dann Kartoffeln anbauen.“ Der Grund für Abholzung von Regenwald im Amazonas ist nach Angaben der brasilianischen Behörden der illegale Holzeinschlag. Baumann äußerte sich zu einer Studie, die in der verschiedene deutsche Forschungsinstitute zu dem Ergebnis gekommen waren, dass in Brasilien der Anbau von
Energiepflanzen für
Biokraftstoffe andere Nutzungen wie zum Beispiel die Viehhaltung in den Amazonas vertreibe.
Es sei ärgerlich, dass erneut in einer Studie haltlose Behauptungen aufgestellt würden, die Biokraftstoffe in Verruf bringen. Nach Prognosen der brasilianischen Regierung wird die Rinderhaltung zukünftig deutlich weniger Platz verbrauchen als bisher, so dass die in der Studie behauptete Verdrängung nicht wahrscheinlich sei. „Allein dieser Fehler zeigt,dass wir es mit einer Milchmädchenrechnung zu tun haben“, erklärte Baumann.
Er wies darauf hin, dass in Deutschland ab diesem Jahr für Biokraftstoffe eine Nachhaltigkeitsverordnung gelte; ab Dezember 2010 werde es eine entsprechende Regelung für ganz Europa geben. Danach dürfen die Rohstoffe für Biodiesel und
Bioethanol nicht von Flächen stammen, auf denen sich vor dem Jahr 2008 besonders wertvolle Ökosysteme wie Regenwälder befanden. Diese Verordnung gelte weltweit, also auch für Brasilien, und werde derzeit von den Herstellern von Biokraftstoffen umgesetzt. „Damit die in der Studie unterstellte Verdrängung in den Regenwald nicht stattfindet, fordert der VDB, dass für jegliche landwirtschaftliche Nutzung eine geeignete Nachhaltigkeitsverordnung eingeführt wird. Das wäre ein praktikabler und sinnvoller Weg, um den Regenwald zu schützen“, sagte Baumann. (vdb)