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06.08.2011 | 05:57 | Biogasanlagen 
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DBV: Landwirtschaftliche Betriebe sind keine Abfallbehandlungsanlagen

Berlin- Ein tierhaltender Betrieb kann und darf nicht als Abfallbehandlungsanlage eingestuft werden, auch nicht, wenn er eine Biogasanlage betreibt.

Biogasanlage
In einem Schreiben an die EU-Kommissare Dr. Dacian Ciolos, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Janez Potoènik, Umwelt, und Günther Oettinger, Energie, forderte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, Gülle müsse auch dann als Wirtschaftsdünger eingestuft werden, wenn dieser in einer landwirtschaftlichen Biogasanlage vergoren wird.

Hintergrund für den Brief des DBV-Präsidenten ist eine Auseinandersetzung zwischen der EU-Kommission und der Bundesregierung über eine dementsprechende Regelung im deutschen Kreislaufwirtschaftsgesetz als nationale Umsetzung der europäischen Abfallrahmenrichtlinie. Die Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission drängt darauf, Gülle für Biogasanlagen in den Anwendungsbereich des europäischen Abfallrechts einzustufen. Dies widerspreche den Regelungen der Abfallrahmenrichtlinie, sei fachlich nicht gerechtfertigt und hätte weitreichende negative Konsequenzen, auch für den Umwelt- und Klimaschutz, betonte Sonnleitner.
 
Sonnleitner hob gegenüber den EU-Kommissaren hervor, dass unabhängig von der zwischengeschalteten energetischen Nutzung der Zweck der Düngung bestehen bleibe. Die Regelung, wonach Gülle durchgehend als Wirtschaftsdünger eingestuft wird, wenn die Vorschriften des Düngerechts erfüllt sind und in einer Biogasanlage nur Gülle und landwirtschaftliche Materialien wie beispielsweise Mais vergoren werden, müsse beibehalten werden, betonte Sonnleitner.

Landwirtschaftliche Biogasanlagen würden sonst, wenn sie Gülle verwerten, als Abfallbehandlungsanlagen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz und dem Abfallrecht eingestuft. Dies hätte eine enorme Zunahme an unnötiger Bürokratie sowie hohe Investitionskosten zur Folge, kritisierte Sonnleitner. Es wäre absurd, so Sonnleitner, dass bei einem tierhaltenden Betrieb ohne Biogasanlage die Gülle als Dünger anfalle, sich die Gülle aber in Abfall verwandele, wenn der Betrieb eine Biogasanlage betreibe. Wenn der gleiche Betrieb später die Gärreste wiederum auf den Flächen ausbringe, handele es sich wiederum um Dünger. Das entstehende Durcheinander wäre den Landwirten nicht zu vermitteln und für die Behörden nicht mehr kontrollierbar. Betroffen wäre auch der ökologische Landbau, wo der Wirtschaftsdünger einen besonders hohen Stellenwert hat.
 
Die Einstufung von Gülle als Abfallstoff würde den Zielen der EU und Deutschlands zum Ausbau erneuerbarer Energien völlig zuwider laufen, so Sonnleitner. Die im EEG vorgesehene besondere Förderung der Vergärung von Gülle würde konterkariert. Im schlimmsten Fall würden deswegen wieder vermehrt Biogasanlagen ohne Güllenutzung gebaut werden und hierdurch die Nutzungskonkurrenzen weiter ansteigen, denn reine NaWaRo-Anlagen seien vom Anwendungsbereich der Abfallrahmenrichtlinie ausdrücklich ausgenommen. (dbv)
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Jürgen Keitel, Garbsen schrieb am 06.08.2011 17:49 Uhrzustimmen(59) widersprechen(62)
Betrieb einer Biogasanlage ist unmoralisch Betrieb einer Biogasanlage = Perversion. Lebensmittelvernichtung, Vermaisung der Landschaft, Überdüngung der Anbauflächen und damit mögliche Schädigung des Grundwassers, in den Anlagen verschmelzen Bakterien miteinander, es entstehen Mutierungen die es zuvor nicht gab und diese werden dann als Düngemittel auf die Äcker gebracht. Angedacht wurde Bioabfälle sinnvoll zu verwerten und plötzlich baut man Abfälle auf gutem Ackerboden an. Selbst wenn wir die gesamte deutsche Lebensmittelproduktion in die Biogasanlagen werfen, wird dadurch das Energieproblem hier nicht gelöst. Die Anzahl der Biogasanlagen steigt aber weiter und damit steigt auch der Flächenbedarf für den Anbau von Energiepflanzen sowie für die Verbringung der Gärreste. Im Landkreis Soltau-Fallingbostel (Niedersachsen) liegt der Flächenbedarf der Biogasanlagen bei ca. 28 %, Tendenz weiter steigend. Dadurch erhöht sich die Flächennachfrage, zwangsläufig verkleinert sich die Fläche für die Produktion von Lebensmitteln und das Angebot wird verringert. Im Landkreis Oberhavel (Brandenburg) gibt es mittlerweile 17 Biogasanlagen, zwei weitere sind genehmigt, drei weitere Anlagen in Planung. „Die Jägerschaft klagt in einigen Regionen Deutschlands über kaum noch zu bändigende Population an Wildschweinen, die durch den verstärkten Maisanbau immer bessere Futterquellen finden. Ebenso sind die Imker besorgt, da durch den Anbau von Energiepflanzen die Bienen immer weniger Nahrung finden und das Bienensterben neue erschreckende Ausmaße annimmt.“ Jede dritte in Niedersachsen wachsende Maispflanze landet schon in einer Biogasanlage. Die benötigte Energiemenge wird durch diese Handhabung nicht beschafft und in der dritten Welt und hier steigen die Lebensmittelpreise. „Aus Lebensmitteln mit einem Wirkungsgrad von 20 Prozent Strom zu machen, ist verantwortungslos und unmoralisch.“ http://www.juergenkeitel.homepage.t-online.de/xbiogas.htm
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