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25.09.2013 | 19:17 | Getreidemarkt 

Keine Vermarktungsprobleme bei Getreide

Bonn - Nach einer in Menge und Qualität zufriedenstellenden Getreideernte lagern noch große Mengen Weizen in der Landwirtschaft.

Getreideexporte 2013
(c) proplanta
Trotz des hohen Preisniveaus nach der Ernte 2012 hätten die Landwirte nur zögerlich von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, Vorkontrakte für die Ernte 2013 abzuschließen, stellt Bruno Fehse fest. Der Präsident des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft (BVA) schätzt, dass rund 15 Prozent der diesjährigen Erntemenge bereits zu einem frühen Zeitpunkt vermarktet worden waren.

Zurzeit verlaufe das Geschäft mit Weizen ausgesprochen ruhig. Die Mühlen hätten sich aus der Ernte heraus mit Brotweizen eingedeckt. Die insgesamt gute Qualität mit hohen Hektolitergewichten und Fallzahlen lasse keine Vermarktungsprobleme erwarten. Zwar gebe es relativ viel Weizen mit Proteingehalten von weniger als 11,5 Prozent, dieser finde jedoch in der Futtermittelindustrie Verwendung.

Landwirte warten beim Weizen ab



Trotz des späten Vegetationsbeginns und der Hitzeperiode im Sommer sei die Ernte in Deutschland gut ausgefallen, erklärt Konrad Weiterer, Vorsitzender des Getreideausschusses im BVA. Gute Witterungsbedingungen hätten eine problemlose Ernte und Erfassung des Getreides und Rapses ermöglicht.

Überdurchschnittliche Erträge seien vor allem auf leichten Böden gedroschen worden. Nachdem die Vorkontrakte bedient und kleinere Mengen aus der Ernte heraus vermarktet wurden, hätten sich die Landwirte vom Markt zurückgezogen. Nach einem Jahr mit hohen Preisen sei Liquidität in den landwirtschaftlichen Betrieben vorhanden, sodass man sich nicht ohne Not von der eingelagerten Ware trennen müsse. „Die Landwirte haben Roggen, Gerste und Raps verkauft und versuchen nun, für den Weizen den optimalen Vermarktungszeitpunkt zu finden“, so Weiterer.

Leichter Bestandsabbau beim Weizen



Das USDA rechnet weltweit mit einer Rekordernte von mehr als 700 Mio. Tonnen Weizen. Weil auch der Verbrauch steige, würden die Bestände trotzdem leicht abgebaut. Bemerkenswert sei, dass die USA trotz einer geringeren Erntemenge vier Mio. Tonnen Weizen nach China exportieren werden. Auch für die EU sei ein erfolgreiches Exportgeschäft zu erwarten. „Wir registrieren die höchste Anzahl von gezogenen Exportlizenzen seit acht Jahren im Weizen und vor allem in der Gerste“, berichtet Konrad Weiterer.

Ukraine steigert Maisexporte



Welche Richtung der Weizenmarkt im weiteren Verlauf des Wirtschaftsjahres nehmen werde, sei zurzeit nur schwer einzuschätzen. Erste Anhaltspunkte könne die in den USA beginnende Maisernte liefern, die voraussichtlich deutlich größer ausfallen werde als im Vorjahr. Weltweit werde mit einer Maisernte von 957 Mio. Tonnen gerechnet, die voraussichtlich einen Aufbau der Bestände um 27 Mio. Tonnen ermögliche.

Als Alternative in den Futtermischungen werde das große Maisangebot dämpfend auf die Futterweizenpreise wirken, erwartet Weiterer. Die Futtermühlen in Nordwestdeutschland hätten bereits EU-Mais aus Südosteuropa geordert, der per Schiff über Brake importiert wird. Als neuer Maisexporteur trete die Ukraine auf den Markt.

Die Ausfuhren seien in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und würden in diesem Jahr mit voraussichtlich 18 Mio. Tonnen einen neuen Höchststand erreichen. Höhere Exporte aus der Schwarzmeerregion (Russland, Ukraine, Kasachstan) seien in diesem Jahr auch beim Weizen zu erwarten. Wegen der größeren Mengen könne sich die Vermarktung bis in den Frühling 2014 hinziehen.

Roggenanbau wird eingeschränkt



Im Anbau für die Ernte 2013 erwartet der BVA leichte Verschiebungen. Nach der großen Roggenernte in diesem Jahr wurde der Anbau im Herbst eingeschränkt. Auch für Raps rechnet der Verband eher mit einer niedrigeren Anbaufläche. Profitieren könnte von dieser Entwicklung der Winterweizenanbau. Vorkontrakte für die Ernte 2014 abzuschließen sei bei Weizen momentan schwierig, weil dem Markt zurzeit eine klare Tendenz fehle, stellt Weiterer fest. Das große Maisangebot werde sich eher dämpfend auf die Weizenpreise auswirken.

Abwarten müsse man, wie die Weizenernte auf der Südhalbkugel ausfalle. Schwierig einzuschätzen seien Faktoren wie Wechselkurse und die politische Situation wichtiger Importländer wie etwa Ägypten. Der deutliche Abbau der Weizenbestände in den USA könne im Wirtschaftsjahr 2014/2015 zu steigenden Preisen führen, wenn dort die Ernte erneut unterdurchschnittlich ausfalle. (bva)
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