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09.04.2023 | 16:24 | Zuckermarkt 

Weltmarktpreise für Zucker legen deutlich zu

New York / London - Die Weltmarktpreise für Zucker haben in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt.

Zucker-Futures
Frontkontrakte auf Roh- und Weißzucker in New York und Chicago erreichen Mehrjahreshoch. (c) abcmedia - fotolia.com
An der New Yorker Börse wurde der Rohzucker-Future mit Fälligkeit im Mai 2023 zum Beginn der vergangenen Woche in der Spitze für 22,63 cts/lb (459 Euro/t) gehandelt; das war der höchste Kurs seit Oktober 2016 und entsprach gegenüber dem Ende Oktober markierten Zwischentief einem Aufschlag von fast 36 %.

Auch für den Weißzucker an der Agrarterminbörse in London ging es aufwärts. Dort rangierte der betreffende Kontrakt zur Lieferung im Mai 2023 Anfang voriger Woche mit 643 $/t (591,56 Euro) um gut 35 % über dem Zwischentief von Ende Oktober. Auf diesem Niveau hatte sich der Kurs zuletzt im April 2012 bewegt.

Analysten begründeten die deutliche Verteuerung der Zuckerfutures in den vergangenen Tagen mit den steigenden Rohölpreisen. In der Folge sei mit einer Verteuerung von Ethanol zu rechnen, so dass die Zuckerrohrverarbeiter ihre betreffende Erzeugung zu Lasten von Zucker ausweiten dürften. In dieselbe Richtung wirkten steuerliche Vergünstigungen für Ethanol gegenüber Benzin in Brasilien.

Brasilien steigert Zuckerexport

Auch die US-Klimabehörde (Climate Prediction Center - CPC) sorgte mit ihrer jüngsten Prognose für Auftrieb bei den Zuckerkursen. Die Fachleute gehen jetzt davon aus, dass sich in der zweiten Jahreshälfte 2023 wahrscheinlich das Wetterphänomen El Niño entwickelt. Wenn sie Recht behalten, würden die Zuckerrohrernten in Brasilien und Indien durch starke Regenfälle auf der einen sowie durch Trockenheit auf der anderen Seite beeinträchtigt.

Unterdessen sieht der indische Verband der Zuckererzeuger (ISMA) die Zuckerausfuhren des eigenen Landes in der laufenden Vermarktungssaison jetzt bei nur noch 6,1 Mio. t; im Oktober waren noch 9 Mio. t prognostiziert worden. Indien ist global der zweitgrößte Zuckerexporteur. Derweil berichtete der brasilianische Verband der Zuckerrohrverarbeiter (Unica) allerdings für den bisherigen Verlauf des Wirtschaftsjahres 2022/23 von einer im Vergleich zum Vorjahr um fast 5 % größeren Zuckererzeugung. Brasilien ist der größte Lieferant am Weltmarkt.

EU exportiert weniger

Unterdessen erwartet die EU-Kommission mit Blick auf die Zuckerproduktion in der Gemeinschaft für 2022/23 im Vorjahresvergleich einen Rückgang um 9,6 % auf 15,03 Mio. t Weißzuckeräquivalent. Damit würde der Mittelwert der vergangenen fünf Jahre um 9 % verfehlt. Gleichzeitig sollen die betreffenden Zuckerexporte um 10,1 % auf 3,11 Mio. t zurückgehen. Davon werden wahrscheinlich 2,56 Mio. t auf Zucker in Verarbeitungsprodukten entfallen; das wären fast 100.000 t oder 3,7 % weniger als die im Vorjahr verzeichnete Rekordmenge.

Die Ausfuhren an unverarbeiteter Ware sollen sogar um gut 250.000 t oder 31,2 % auf 550.000 t zurückgefahren werden. Dem voraussichtlichen Exportminus wird nach Einschätzung der Brüsseler Fachleute ein Importplus von 539.000 t oder 23,7 % auf 2,81 Mio. t Zucker gegenüberstehen. Davon werden wohl 2,0 Mio. t auf unverarbeitete Ware entfallen, was einem Zuwachs von etwa einem Drittel entsprechen würde.

Den Zuckerverbrauch in der laufenden Vermarktungssaison sieht die Kommission bei 14,88 Mio. t, nach 15,15 Mio. t im Vorjahr. Begründet wird das Minus vor allem mit den höheren Zuckerpreisen, die auf den menschlichen Konsum drücken. Gleichzeitig dürfte der Bedarf für die Ethanolerzeugung um 70.000 t oder 10,8 % auf 580.000 t eingeschränkt werden, weil andere Rohstoffe wie Getreide für die Biokraftstofferzeugung wettbewerbsfähiger sind. Unter dem Strich prognostizieren die Experten für 2022/23 einen Abbau der Bestände an Zucker um 10 % auf 1,363 Mio. t.

Auf globales Defizit folgt ein Überschuss

Mit Blick auf den diesjährigen Zuckerrübenanbau in der Union erwartet die EU-Kommission eine Ausweitung des Areals um 1,7 % auf 1,455 Mio. ha. In Kombination mit einem Ertrag auf dem Durchschnittsniveau der vergangenen fünf Jahre würde sich eine Produktion von insgesamt 111 Mio. t Zuckerrüben ergeben, nach nur 102 Mio. t in der von Trockenheit und Hitze geprägten Saison 2021/22.

Indes taxiert die Internationale Zuckerorganisation (ISO) die weltweite Zuckerproduktion 2022/23 aktuell auf den Rekord von voraussichtlich 180,4 Mio. t tel quel; das wären 4,6 % mehr als im Vorjahr. Damit würde der ebenfalls höher veranschlagte Zuckerverbrauch um 4,2 Mio. t übertroffen. Im November hatten die Experten allerdings noch mit einem Überschuss von 6,2 Mio. t gerechnet. Für 2021/22 weisen die Fachleute ein Defizit von 2,2 Mio. t Zucker aus.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9200 Euro
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AgE
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