Ein Ende des Zulassungszeitraums naht - es sei denn, die EU-Länder können sich doch noch dazu durchringen, die Lizenz zu verlängern. Ein Überblick:
Worum geht es?Die Zulassung für den Unkrautvernichter
Glyphosat läuft Mitte Dezember aus. Wird sie nicht erneuert, darf Glyphosat ab 2018 in Europa nicht mehr auf den Markt kommen. Am Donnerstag gab es in dem zuständigen Expertengremium der EU-Länder nicht die nötige Mehrheit für eine Verlängerung der Lizenz.
Nun geht die Sache ins Vermittlungsverfahren. Notfalls kann die
EU-Kommission selbst entscheiden. Die Brüsseler Behörde hat bislang klargemacht, dass sie für eine Verlängerung der Zulassung breiten Rückhalt der EU-Staaten haben will. Der Wirkstoff wurde vom US-Konzern
Monsanto entwickelt, den der deutsche Konkurrent
Bayer übernehmen will. Glyphosathaltige Mittel werden zudem von mehr als 40 weiteren Herstellern vertrieben.
Was ist die Position der EU-Kommission?Die EU-Kommission wollte ursprünglich eine Verlängerung der Lizenz um zehn Jahre. Dafür bekam sie aber keine Unterstützung. Auch der neue Vorschlag für eine Verlängerung um fünf Jahre fiel am Donnerstag durch. Die EU-Kommission verweist zugleich darauf, dass nach einer europäischen Zulassung auch jedes Mitgliedsland noch selbst entscheiden und bei ernsten Bedenken die Lizenz verweigern kann.
Wie ist die deutsche Haltung?Deutschland steckt mitten in der Bildung einer neuen Bundesregierung.
Die Grünen, die an einer möglichen Jamaika-Koalition beteiligt wären, stehen einer Verlängerung der Zulassung sehr kritisch gegenüber. Aber auch die bisherige schwarz-rote Bundesregierung war in der Frage uneins und hat sich zuletzt im Kreis der EU-Länder enthalten. Denn das CSU-geführte
Landwirtschaftsministerium war für und das SPD-geführte Umweltministerium gegen eine weitere Zulassung.
Welche Vorschläge liegen auf dem Tisch?Neben dem Vorschlag der EU-Kommission für eine fünfjährige Verlängerung plädiert Frankreich für eine Verlängerung um drei Jahre, wie
Umweltminister Nicolas Hulot am Mittwoch sagte.
Warum ist Glyphosat so umstritten?Der Unkrautvernichter ist zwar sehr wirksam, gilt als preiswert und wird weltweit genutzt. Denn Glyphosat ist ein Total-Herbizid, das auf sämtliche grüne Pflanzen wirkt. Es hat damit ein so breites Spektrum wie kaum ein anderer Herbizid-Wirkstoff. Glyphosat steht aber auch im Verdacht, Krebs zu erregen und die Umwelt zu schädigen.
Nach Angaben des Umweltbundesamtes sinkt mit der vollständigen Vernichtung aller
Kräuter und
Gräser auf Ackerflächen die Zahl der Pflanzen. Damit wird Insekten und Feldvögeln großflächig die Lebensgrundlage entzogen. Andererseits gehen Experten davon aus, dass ohne eine weitere Glyphosat-Zulassung ein Preisanstieg bei
Lebensmitteln droht.
Was sagt die Wissenschaft zum Krebsrisiko?Die ist sich uneins. Die Internationale Krebsforschungsagentur der
Weltgesundheitsorganisation stufte Glyphosat 2015 als «wahrscheinlich krebserregend» für Menschen ein. Die Lebensmittelbehörden Efsa und die Chemikalienagentur Echa kamen aber zu dem Ergebnis, dass die verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse für eine solche Einstufung nicht ausreichten. Umweltschützer zweifeln allerdings die Aussagekraft der zugrundeliegenden Studien an.