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21.03.2015 | 10:03 | Getreidehandel 2014/15 

Deutschland bleibt wichtiger Getreideexporteur

Berlin - Nach zwei Weltrekord-Getreideernten in Folge, 2013/14 und 2014/15 von mehr 2,47 Mrd. t, fuhren die Landwirte qualitativ vielerorts hervorragende Ernten ein.

Getreideexporte 2014
(c) proplanta
Die letzte Weizenernte in den EU-28 übertraf mit 148 Mio t das Vorjahresergebnis um 11,4 Mio. t. „Damit haben sich auch die Schätzungen realisiert", kommentiert Konrad Weiterer, Präsident des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft (BVA) die vorliegenden Ernteergebnisse.

„Deutschland besitzt durch seine klimatischen Bedingungen große Zuverlässigkeit für den Export von Weizen in Länder mit erhöhtem Bedarf, wie beispielsweise Nordafrika und der Nahe Osten – und der Bedarf steigt", erklärt Weiterer. Die EU ist insgesamt einer der wichtigsten Exporteure für Brotgetreide. Vor diesem Hintergrund sieht der BVA-Präsident Deutschland und die EU auch in einer besonderen Verantwortung gegenüber der Lebensmittelversorgung anderer Länder.

Deutschland derzeit wichtigster Weizenexporteur in der EU



Die Weizenernte 2014/15 zeichnete sich durch eine geringe Mykotoxin-Belastung aus. Allerdings wurden in Teilen Europas und insbesondere in Frankreich schwache Proteingehalte und Fallzahlprobleme festgestellt. „Letzteres galt für uns nur eingeschränkt, sodass Deutschland seine Position als bedeutender Weizenexporteur festigen konnte", erklärt der BVA-Präsident.

Die EU-Maisernte lag 2014/15 gut 10 Mio. t über dem Vorjahr und führte zu ca. 8 - 10 Mio. t geringerem Import von Mais. Beim Raps fiel die Ernte mit 24,1 Mio. t überdurchschnittlich hoch aus. Dadurch reduzierte sich der Import von 3 Mio. t auf 800.000 t.

Kapazitäten der Seehäfen voll ausgelastet – Herausforderungen für den Handel



Die Verladekapazitäten der Seehäfen Rostock und Hamburg sind derzeit voll ausgelastet. In Folge des knappen Schiffsraums rechnet Weiterer für den Weizenexport, auch im Hinblick auf die kommende Ernte, deshalb mit logistischen Engpässen. Damit kommen auf den Handel höhere Kosten und ein logistischer Mehraufwand zu.

Trotz Euroschwäche rechnet der Handel mit stabilen Preisen



Weiterer erklärt zur Marktentwicklung: „Insgesamt ergab sich durch den Preisrutsch beim Weizen in der Zeit von April 2014 bis September 2014 von 228 Euro/t auf 146 Euro/t für Landwirte und Landhandel eine schwierige Situation". Der darauffolgende Preisanstieg bei Weizen an Börsen und physischen Märkten auf 210 Euro/t geht auch auf die seit längerem anhaltende Euroschwäche zurück.

Der Euro fiel von Beginn letzten Jahres von 1,40 Dollar im letzten Jahr auf derzeit 1,05 Dollar. Weiterer rechnet damit, dass das Niveau noch auf 1:1 Euro/Dollar sinken wird. Hier zeigt sich, Weizen ist der Preismotor und der wird durch den Export bestimmt. Mit der Erwartung auf steigende Preise lagern derzeit noch gut 30 % der deutschen Ernte bei den Landwirten. Die Preisentwicklung an der Börse für Raps liegt durch die hohe weltweite Sojaernte bei ca. 350 Euro/t. Der Raps konnte sich dem Trend sinkender Preise nicht entziehen.

Landhandel begrüßt Handelsstart Premium-Weizenkontrakt Euronext



Anfang März 2015 startete an der Matif in Paris der Premium-Weizenkontrakt Euronext „Milling What Nr. 3". Für April ist an der CBoT in Chicago ebenfalls die Einführung eines neuen Weizen-Kontraktes geplant. Weiterer erinnert an die größeren Verwerfungen zwischen Börsenkurs und physischem Markt im letzten Herbst. Aus Sicht des Landhandels ist daher die Einführung der neuen Handelskontrakte zu begrüßen. Der BVA-Präsident erwartet durch die Einführung der neuen Handels-Kontrakte eine größere Börsenabsicherung mit weniger Risiken für den Handel. Wie die Annahme der Kontrakte ausfallen wird, werden die nächsten Monate zeigen.

Positive Aussichten auf die kommende Getreideernte Nach ersten Schätzungen haben die Getreide-Anbauflächen in der EU für 2015 um 2 % zugenommen. Davon entfällt auf den Anbau von Gerste ein Flächenplus von 3,8 %, bei Weizen sind es ca. 2,8 %, während bei Roggen ein Minus von 1,7 % zu verzeichnen ist.

Bei der Anbaufläche für Raps liegt der Rückgang in Deutschland bei insgesamt 5,9 %, wobei in Niedersachsen die Anbaufläche um 11,1 % geschrumpft ist. EU-weit ist die Fläche beim Rapsanbau um 2 % zurückgegangen. Mit ein Grund dürfte das Verbot der Neonikotinoide sein und die damit für die Landwirte gestiegene Unsicherheit im Pflanzenschutz. Auch stehen die derzeit üppigen Feldbestände beim Raps durch den fehlenden Winter unter erhöhter Pilzbefallgefahr und kämpfen etwas mit Läusen und Erdfloh.

Im Hinblick auf die Qualität der kommenden Weizenernte und auch hier üppigen Feldbestände, ist es entscheidend, dass das Getreide jetzt kurz gespritzt und auf die Qualität der Feldstände geachtet wird. „Die Startbedingungen für die kommende Ernte sind gut, allerdings können die Wettermärkte den positiven Erwartungen noch ein Strich durch die Rechnung machen", erklärt Weiterer. Im Bereich Futterweizen lassen die Prognosen für die EU auf höhere Bestände schließen.

Landhandel verzeichnet wenige Vorkontrakte und rechnet mit stabilen Preisen



Bisher wurden im Gegensatz zur letzten Saison wenige Vorkontrakte mit den Landwirten abgeschlossen. „Wir verzeichnen von Seiten der Kunden und angesichts der derzeitigen Marktsituation mit relativ hohen Endbeständen, eine gewisse Gelassenheit. Vorerst wird sich an den Preisen nichts ändern", erläutert Weiterer die aktuelle Situation für den Handel. Für die kommende Saison rechnet der BVA-Präsident mit stabilen Preisen. (bva)


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Weizenexporte in Drittländer
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