Die Stadt Osnabrück und der westfälische Kreis Steinfurt lösten zeitweise Katastrophenalarm aus. In Baden-Württemberg waren rund 7.000 Menschen zeitweise ohne Strom.
Trost: Regentief «Cathleen» verzieht sich. Schön wird es allerdings nicht. «Wir werden uns die 20 Grad-Marke von unten ansehen müssen», sagte Meteorologe Martin Jonas vom Deutschen Wetterdienst (
DWD) in Offenbach.
Bis Samstagmorgen sollte es nach DWD-Angaben auch noch keine Entwarnung geben. Insbesondere für Rheinland-Pfalz, Baden- Württemberg, Thüringen und Sachsen sowie für Gebiete in Hessen und Bayern war eine Unwetterwarnung herausgegeben worden. Bäume könnten entwurzelt, Keller und Straßen überflutet werden. Auch in der Region Osnabrück sei die Lage nach wie vor ernst, sagte ein Polizeisprecher.
Dort fiel nach Angaben eines Sprechers des Wetterdienstes Meteomedia so viel Regen wie seit mehr als 100 Jahren nicht. «Nie war dort ein August nasser seit Beginn unserer Aufzeichnungen im Jahr 1891», sagte Meteomedia-Experte Andreas Wagner. Auch im westfälischen Steinfurt wurden mit knapp 190 Liter Regen pro Quadratmeter Rekordmengen gemessen.
Im Münsterland und Ostwestfalen fielen in 24 Stunden 100 bis 140 Liter Regen pro Quadratmeter. In den niedersächsischen Landkreisen Grafschaft Bentheim, Emsland, Osnabrück und Schaumburg gingen 100 bis 130 Liter pro Quadratmeter nieder.
Der Ort Stadthagen rund 40 Kilometer westlich von Hannover stand seit Donnerstagabend unter Wasser. Das Stadtgebiet wurde von den Einsatzkräften komplett abgesperrt, weil das Wasser in den Straßen rund 30 Zentimeter und stellenweise höher gestiegen war. In Bad Salzuflen richtete ein
Tornado erheblichen Schäden an und deckte zwei Häuser teilweise ab. Zudem wurden Bäume entwurzelt.
In der Region Osnabrück fiel der Schulunterricht aus. Straßen und Autobahnen mussten zum Teil gesperrt werden. Auch der Bahnverkehr war betroffen. Wegen überschwemmter Gleise mussten Züge umgeleitet werden, und es kam zu Verspätungen.
Nach Mitteilung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums gab es in den Regierungsbezirken Münster und Detmold fast 4.000 Einsätze. Die niedersächsischen Behörden hatten zunächst keinen genauen Überblick über die Gesamtzahl der Einsätze.
In der Stadt und im Kreis Osnabrück war auch am Freitagnachmittag nach Angaben der Polizei die Lage ernst. Am Fluss Düte im Stadtteil Hellern war ein Regenrückhaltebecken über die Ufer getreten. Eine Hauptverkehrsstraße musste gesperrt werden. Möglicherweise müssten auch noch Häuser evakuiert werden, sagte der Polizeisprecher.
Die Pegelstände der Flüsse in der Region verzeichneten Rekordstände. «Im Moment haben wir steigende Wasserstände», sagte Achim Stolz vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft,
Küsten- und Naturschutz.
Im münsterländischen Emsdetten waren auf einem Friedhof wegen des Dauerregens ein Viertel der Gräber abgesackt. Grabsteine kippten um, sagte der Sprecher einer ortsansässigen Gärtnerei und bestätigte einen Bericht der «Münsterschen Zeitung».
Ein Regenrückhaltebecken in Rheine drohte zunächst zu bersten und ein Industriegebiet zu überfluten. Das Becken wurde mit Sandsäcken gesichert. Auch in Bad Essen bei Osnabrück war ein Rückhaltebecken übervoll. Vorsichtshalber wurde die Bevölkerung in der Nähe zum Verlassen der Häuser aufgefordert, am Morgen entspannte sich die Lage jedoch, sagte ein Gemeindesprecher.
In Steinfurt fiel eine Kläranlage aus. Für die Anwohner wurden mobile Toiletten aufgestellt. In Georgsmarienhütte standen zahlreiche Keller, Wohnungen und Betriebe unter Wasser, zum Teil fiel der Strom aus. Hilfskräfte versorgten die Bevölkerung mit Essen und Getränken.
In Gammertingen in Baden-Württemberg fiel für rund zwei Stunden der Strom aus, nachdem Bäume auf die Leitungen gefallen waren. Rund
7.000 Menschen waren ohne Strom. In Heidelberg stürzten Bäume um, Gullys wurden aus der Straße gehoben. Ein Baum stürzte auf ein Haus. In Mannheim liefen rund 80 Keller mit Wasser voll, Polizei und Feuerwehr waren im Dauereinsatz.
Im nordbayerischen Mörlbach hob eine Windböe am frühen Freitagmorgen zwei tonnenschwere Güterwagen aus dem Gleis. Die Bahnstrecke Ansbach-Würzburg war den gesamten Tag über blockiert. (dpa)