Doch Online-Anbieter von Müslis, Wein oder Kaffee sind viel schwieriger zu kontrollieren als Geschäfte in den Fußgängerzonen. Mit einem Pilotprojekt wollen staatliche Überwachungsstellen schwarzen Schafen jetzt besser auf die Spur kommen, die teils nicht einmal amtlich gemeldet sind.
Vor allem bei Nahrungsergänzungsmitteln wie Schlankmachern oder Potenzpillen beobachten Verbraucherschützer dubiose Praktiken. Doch Experten beklagen, dass für schlagkräftigere Kontrollen Personal fehle.
Wie soll die neue Internet-Kontrolle funktionieren?Die Erwartungen sind hochgesteckt: Ziel sei, dass der Online-Kauf von Lebensmitteln «so sicher wird wie der Einkauf von einem Brot beim Bäcker um die Ecke», sagt Helmut Tschiersky-Schöneburg, Präsident des Bundesamts für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL).
Dort ist für ein Pilotprojekt mit zehn Bundesländern eine zentrale Recherchestelle eingerichtet worden. Eine Spezialsoftware durchkämmt das Netz nach Lebensmittelhändlern und ermittelt stichprobenartig Angebote, die gesundheitsschädlich sein könnten. Auftun soll sie außerdem Unternehmen, die nicht bei den Gewerbeämtern bekannt sind.
Was sind die ersten Ergebnisse?Innerhalb des ersten Jahres wurden Daten über mehr als 1.000 Firmen an die Länder weitergeleitet, die für
Lebensmittelüberwachung zuständig sind. Es stellte sich heraus, dass knapp ein Viertel keine Registrierung hatte, wie Georg Schreiber, Vize-Abteilungsleiter beim BVL, berichtet. Das ist aber vorgeschrieben, damit Kontrolleure sie in der realen Welt überhaupt finden können.
Zudem hatten die Online- Fahnder bisher 270 Treffer bei Unternehmen, in denen es um unerlaubte Inhaltsstoffe ging. Rund 90 Prozent der beanstandeten Angebote seien aus dem Internet gelöscht und wohl auch nicht einfach auf anderen Seiten aufs Neue offeriert worden, lautet die Zwischenbilanz.
Wo gibt es besondere Probleme?Die Verbraucherzentralen prangern «massive Kontrolldefizite» an. Denn das globale Datenmeer und international agierende Handelsriesen werden bisher von kommunalen Ämtern in Städten und Kreisen überwacht. Bundesverbraucherministerin Ilse
Aigner (CSU) will deshalb mit den Ländern über eine stärkere Zentralisierung reden.
Eine Stichprobe der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ergab, dass von 70 online georderten Nahrungsergänzungsmitteln 64 in Deutschland gar nicht angeboten werden dürften. Ein Drittel enthielt demnach verbotene Arzneisubstanzen. Achillesferse bleibt aber das Personal, wie der Berufsverband der Lebensmittelkontrolleure moniert.
Für eine Million Branchenunternehmen gibt es bundesweit derzeit 2.500 Kontrolleure. Um Verdachtsfällen nachgehen zu können, würden 1.500 mehr gebraucht. (dpa)