Im arznei-telegramm 3/11 (neutrale, unabhängige und anzeigenfreie Information für Ärzte und Apotheker) wird die Vermarktung des Lavendelölpräparates Lasea, das rezeptfrei seit Februar 2010 in Apotheken erhältlich ist, kritisch unter die Lupe genommen.
Nach Gewichtung der relevanten Fakten raten die Autoren von der Anwendung des Präparates Lasea ab. Sie begründen ihre Empfehlung damit, dass von der Fa. Spitzner nur zwei methodisch zweifelhafte Studien zur Wirksamkeit des Präparates vorgelegt wurden. Ferner seien Magen-Darm-Störungen vermehrt zu verzeichnen. Zudem gibt es Hinweise dafür, dass genotoxische (Änderungen im genetischen Material von Zellen) und hormonelle Effekte möglich sind.
Mit dem rezeptfreien Präparat wird auch die Medikalisierung (Wikipedia: Bezeichnung für einen gesellschaftlichen Veränderungsprozess, bei dem menschliche Lebenserfahrungen und Lebensbereiche in den Fokus systematischer medizinischer Erforschung und Verantwortung rücken, die vorher außerhalb der Medizin standen) von Befindlichkeitsstörungen, die bisher nicht als therapiebedürftige Krankheiten galten, gefördert.
Leider leistet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für diese Medikalisierung mit der Zulassung des rezeptfreien Präparates Vorschub, so die arznei-telegramm-Experten.
P.S. Kaum war die kritische Auseinandersetzung mit dem Präparat Lasea in der Märzausgabe des arznei-telegramms erschienen, hatte die Fa. Spitzner einen mehrseitigen Kommentar an die Apotheken verschickt. Aber auch, nach erneuter Prüfung der Fakten, bleibt das arzneimittel-telegramm (LAVENDELÖLPRÄPARAT LASEA: SPITZNER KOMMENTIERT a-t-BEITRAG (a-t 2011, 42: 31-2) bei der negativen Bewertung der Nutzen-Schaden-Bilanz von Lasea. (Hr)
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