Allzu optimistisch dürften die Aussichten dennoch nicht sein, denn die Welt-Milcherzeugung wächst trotz der Corona-bedingten Absatz- und Handelsstörungen weiter. Die
FAO erwartet für 2020 +0,8 % mehr Milch, die großen Exporteure lagen im Mai bei +0,7 %.
Insbesondere die Südhemisphäre holte nach den ungünstigen Wetterbedingungen der letzten Jahre in den ersten 5 Monaten wieder um 3,4 % auf. Die globale Bilanz der ersten 5 Monate zeigt bei +2,0 % höherer Erzeugung und -2,9 % niedrigeren Exporten einen Bestandsaufbau von fast 3 Mio. t, davon rund 1,6 Mio. t in der EU. Hier schwächt sich der Zuwachs allerdings trockenheitsbedingt ab, in den ersten 5 Monaten lag der Vorjahresabstand noch bei +1,9 %, im Mai waren es noch +0,4 %. Die deutsche Erzeugung lag im Vergleich bei +1,1 % in den ersten 5 Monaten und bei +0,3 % in KW 29.
In den ersten 5 Monaten mussten die EU und Neuseeland im Export jeweils einen Rückgang von rund 6 % hinnehmen, hier drängt sich die USA mit günstigen Offerten in die Märkte. Trotz fortwährender Handelsstreitigkeiten hat China der USA sogar 42 % mehr Milchprodukte abgenommen.
Im Inland präsentiert sich der Markt aktuell trotz der laufenden Feriensaison ruhig und ausgeglichen. Der Spotmilchpreis konnte sich seit dem Tief von 20 ct/kg um Ostern wieder auf 32,5 ct/kg in KW 29 erholen.
Die Butterpreise liegen im Juli mit 3,44 €/kg für geformte Ware nur noch 20 ct/kg unter Vorjahr. Bei guten Absätzen ist hier die Entwicklung stabil. Blockbutter verhält sich der Markt abwartend, der starke Euro und die zuletzt etwas schwächeren Weltmarktpreise hemmen den Drittlandexport.
Auch der
Käsemarkt zeigt sich weiter stabil. Zwar läuft das Südeuropageschäft immer noch unbefriedigend, dafür läuft der Absatz im Inland auf normalem Niveau und auch in Drittländer fließt Ware in normalem Umfang ab.
Die Schnittkäsepreise bewegen sich nach oben und liegen mit 2,89 €/kg für Block- und 3,03 €/kg für Brotware nur noch 5 bis 17 ct/kg unter Vorjahr. Die Milchpulvermärkte zeigen sich ruhig, die Preise liegen auf bzw. z.T. sogar über Vorjahresniveau.
Dass das schlimmste überstanden sei sollte, zeigt auch der
Kieler Rohstoffwert Milch, der im Juni wieder auf 28,8 ct/kg angezogen hat und im Juli bei 30,1 ct/kg liegt.
Am
Terminmarkt an der EEX in Leipzig zeigen sich die Kurse uneinheitlich und zuletzt schwächer. Abgeleitet ergäben sich daraus derzeit Erzeugerpreise von 29,5 ct/kg im September bis 32 ct/kg im Winter 20/21. Hier spielen die Sorgen um die weitere Entwicklung bei Corona ebenso eine Rolle, wie die globale Wirtschaftslage, die aktuelle Euro-Stärke und steigenden Bestände.
Die Auszahlungspreise der
Molkereien haben in Folge der Corona-bedingten Markteinbrüche und der großen Unsicherheiten im April und Mai nachgegeben. In Baden-Württemberg lag der Rückgang von Feb. Zu Mai bei -2,2 ct/kg. Allerdings haben die Molkereien entsprechend ihrer Produkte und Absatzmärkte unterschiedlich reagiert.
Die Abschläge reichten bis zu -5 ct/kg, so dass die Spanne im Mai zwischen den Molkereien im Land bis fast 7 ct/kg betrug. Im Juni erfolgten bereits wieder Korrekturen, die sich im Juli fortsetzen dürften. Für Juni wird in Baden-Württemberg ein
Erzeugerpreis von 33,0 ct/kg erwartet.
Biomilch hat von Corona profitiert und einen Nachfrageschub erlebt. Im April wurde z.B. 21 % mehr Bio-Trinkmilch gegenüber +6,8 % konventioneller Trinkmilch von privaten Haushalten eingekauft. In Juni lag der Zuwachs weiter bei +18,2% gegenüber +8,5 %.
Die Erzeugerpreise in Süddeutschland lagen nach Zahlen von
Bioland im Juni bei 47,6 ct/kg. Mit der Trockenheit könnte
Biomilch die nächsten Monate eher knapp werden, sodass die Preise anziehen dürften.