04.10.2023 | 05:41 | Milchmarkt
Absatz von Butter und Käse im PlusSchwäbisch Gmünd - Am Weltmarkt haben sich die gesunkenen Preise und die weiter hohen Produktionskosten zu einem Abflauen der Milchproduktion der großen Exporteure geführt. Im Juli lag deren Vorsprung zum Vorjahr nur noch bei 0,2 %. |
(c) proplanta Dazu beigetragen hat die Trockenheit in den USA, wo die Produktion von +1,6 % im Aug 22 auf -0,2 % im Aug 23 zurückgegangen ist. Auch in Neuseeland hat die beginnende neue Saison mit -2,1 % im August schwächer eingesetzt.
Mehr produziert eigentlich nur noch die EU wo im Juli mit +0,5 % gg. Vj. immer noch mehr gemolken wird. Hier werden die dürrebedingten Mindermengen in Frankreich und Italien nach wie vor durch Mehrmengen in Deutschland, den Niederlanden und Polen überkompensiert. In Deutschland lagen die Anlieferungen im ersten Halbjahr bei +2,5 % und im Juli bei +2,1 %. Die Hitze im August hat die Mengen in KW 34 erstmals unter die Vorjahreslinie gedrückt, in KW 37 waren es aber bereits wieder +0,3 %.
Nachfrageseitig hängt der Weltmarkt an China, welches in den ersten 7 Monaten 2023 10 % weniger Milchprodukte importierte. Neuseeland war davon mit -14,1 % und die EU mit -6,9 % betroffen. Entsprechend hat sich der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland bis Mitte August gg. Vj. um 25 % abgeschwächt. Erst der nachlassende Angebotsdruck und wieder anziehende Importe Chinas haben bei den beiden letzten Auktionen zu einer Erholung von zusammen 7,4 % geführt.
In Deutschland hat sich die Absatzsituation bei den Einkäufen der privaten Haushalte nach den starken Preissenkungen im Handel etwas verbessert. Im August 2023 wurde immer noch 3,3 % weniger Konsummilch eingekauft. Der Butterabsatz hat sich auf +11,5 % erholt, die Käseeinkäufe auf +5,6 %. Allerdings kaufen die Leute nach wie vor noch preisbewusst, bei Trinkmilch lagen der Discount im August bei +4,9 %, Food-Vollsortimenter bei -12,0 %. Ebenso bei Butter mit +25,0 % bzw. -2,9 %. Bei Käse kehren die Kunden auch wieder zu den sonstigen Einkaufsstätten (z.B. Wochenmärkte, Direktvermarkter) zurück (+16,9 %).
Die Rohstoffmärkte in Deutschland haben sich nach dem Überschreiten der saisonalen Angebotsspitze Mitte Mai erholt. Spotmilch konnte von 25 ct/kg Anfang Mai nach einer ferienbedingten Schwäche wieder bis auf 42,6 ct in KW 39 anziehen. Auch in Italien haben sich die Spotmilchpreise im September wieder auf 55,5 ct/kg stabilisiert.
Bei Butter haben sich die Preise für geformte Ware dem niedrigeren Niveau von Blockbutter angenähert. Blockbutter konnte sich erst in den letzten Wochen mit der geringeren Rohstoffverfügbarkeit stabilisieren und liegt aktuell mit 4,75 €/kg auf dem Niveau von abgepackter Butter. Am Terminmarkt wird Butter auf vergleichbarem Niveau gehandelt, bis in den Winter sind es rund 5 €/kg.
Durch die hohe Rohstoffverfügbarkeit wurde viel Milch zu Käse verarbeitet, gleichzeitig blieb die Nachfrage sowohl im Privatbereich, als auch in der Industrie und der EU-Export über den Sommer hoch. Dadurch war der Markt ausgeglichen, merkliche Preisaufschläge waren dadurch allerdings nicht möglich. Die Preise liegen bei Gouda (Brotware) damit weiter bei 3,90 €/kg.
Die Pulvermärkte hatten sich nach einer vorübergehenden Hoffnung auf eine Bodenbildung weiter abgeschwächt. MMP notiert im Großhandel aktuell bei 2,34 €/kg, Molkenpulver bei 0,81 €/kg und VMP bei 3,43 €/kg (alles Lebensmittelware). Mit der rückläufigen Milchanlieferung zeigen sich erste Stabilisierungstendenzen. Die MMP-Kontrakte an der EEX bieten im Winter rund 2,60 €/kg.
Das derzeitige Preisniveau ist damit nach wie vor unbefriedigend, der sich aus den Butter- und MMP-Preisen ergebende Kieler Rohstoffwert lag im August nur noch bei 34,3 ct/kg (-1,0 ct/kg gg. Juli). Aus den Kontraktkursen der EEX leitet sich für Oktober ein Börsenmilchwert von 37,0 ct/kg ab. Bis Dezember steigt dieser auf 40,3 ct/kg.
Auf Erzeugerebene wurden in Baden-Württemberg im Juli 44,1 ct/kg. Bayern lag bei 44,9 ct/kg, die schleswigholsteinischen Molkereien sind mit 37,8 ct/kg nahezu auf dem Niveau der Rohstoffwerte angekommen. Damit haben die süddeutschen Molkereien wieder einen deutlichen Vorsprung zum Bundesmittel von 40,6 ct/kg herausgearbeitet. Mit den Entwicklungen am Milchmarkt dürfte nun der Tiefpunkt erreicht sein.
Die angelieferte Biomilchmenge ist in Deutschland von Januar bis Juli 2023 um 6,8 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen, anders als in den europäischen Nachbarländern Österreich, Dänemark und Frankreich. Im August und September ist sie saisonal bedingt auch in Deutschland rückläufig.
Das rückläufige Angebot und die leichte Belebung der Nachfrage bei den Verbrauchern führt zu einer allmählichen Entspannung am Biomilchmarkt.
Die Auszahlungspreise für Biomilch sind auch im August wieder leicht gesunken. Im bundesweiten Mittel lag der Auszahlungspreis für Biomilch nach Zahlen von Bioland, bei 54,2 ct/kg und damit um 0,6 Cent unter dem des Vormonats. Im Süden lag der Biomilchpreis im August bei 54,4 ct/kg Milch.
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