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30.09.2018 | 11:26 | Milchmarkt 

Agrarmarkt Aktuell: Negative Stimmung am Welt-Milchmarkt

Schwäbisch Gmünd - Am Welt-Milchmarkt hat sich die abwartende, eher negative Stimmung weiter verfestigt.

Milchmarkt 2018
(c) proplanta
Die Preise bei den Auktionen des Global Dairy Trade Tenders lagen seit Mitte Mai fast durchweg im Minus und haben über alle Produkte seither insgesamt 19 % verloren, wobei hauptsächlich Milchfett und Vollmilchpulver Federn lassen mussten, während MMP stabil blieb. Bei Butter hat Neuseeland seine Exporte im 1. Hj. 2018 um 30.000 t gesteigert, während Russland 20.000 t weniger importierte.

Zwar geht das Anlieferungswachstum der großen Exporteure seit 2017 zurück und lag im Juli nur noch bei +1,0 %, dennoch drückt der global weiter zunehmende Wettbewerb auf die Kurse. Für die EU-Exporteure bedeutet dies bei dem zuletzt wieder stärker werdenden Euro, dass sie derzeit nur eingeschränkt wettbewerbsfähig sind.

Durch die einigermaßen stabile Weltmarktsituation bei MMP konnte die EU seit der Jahreswende 143.000 t ihrer MMP-Vorräte verkaufen, die Preise lagen zuletzt allerding mit 1,23 €/kg nach wie vor deutlich unter Interventionsniveau.

In der EU liegt das Anlieferungswachstum bei Milch von März bis Juli mit Ausnahme des Mai bei knapp unter +1 %. Ein dürrebedingter Rückgang war bis Juli allenfalls in Schweden zu erkennen. Die deutsche Anlieferung der ersten 7 Monate lag bei insgesamt bei +3,2 %, im Juli immerhin noch bei +2,8 %.

In den letzten Wochen sind die deutschen Anlieferungen nach einem hitzebedingten Einbruch wieder auf saisonal normalem Niveau, in KW 37 wurden -0,9 % gg. Vj. (West: +1,1 %, Ost: -8,3 %) angeliefert.

Entsprechend tendieren die Spotmarktpreise wieder etwas stärker, in KW 38 wurden in Deutschland 36,8 ct/kg festgestellt. Auch in den Niederlanden (36,5 ct/kg) und Italien (42,1 ct/l) tendieren die Spotmilchpreise stabil.

Die Milchproduktenpreise in Deutschland tendieren derzeit unterschiedlich: Abgepackte Butter notiert aktuell mit 5,86 €/kg stabil, nachdem zu Monatsbeginn die Preise im Handel auf 1,95 €/250 g Päckchen hochgesetzt wurde.

Bei Blockbutter zeigen sich dagegen Schwächen, hier wurde zuletzt nur noch 5,15 €/kg notiert. Am Binnenmarkt lässt Bestandsware bei Butter die Käufer abwarten, gleichzeitig bremsen die hohen Verbraucherpreise die Nachfrage. In den ersten 8 Monaten 2018 lag die private Butternachfrage in Deutschland 10 % unter dem Vorjahreszeitraum.

Auch bei Milchpulver hat sich der Markt leicht abgeschwächt und notierte zuletzt bei ruhigem Verlauf bei Magermilchpulver mit 1,34 €/kg für Futter- und 1,62 €/kg für Lebensmittelqualitäten.

Bei knappem Angebot und reger Nachfrage laufen dagegen Käse und Molkenpulver deutlich besser. Hier ziehen die Notierungen weiter an. Für Schnittkäse werden aktuell wieder 3,20 €/kg notiert, Molkenpulver in Lebensmittelqualität kostet wieder 90 ct/kg.

Erstaunlich schwach präsentieren sich die Terminmärkte, an der EEX in Leipzig werden Butterkontrakte für das kommende Winterhalbjahr bei 4,50 bis 4,70 €/kg gehandelt, bei MMP liegen die Kontraktkurse um 1,60 €/kg. Der daraus abgeleitete „Kieler Börsenmilchwert" ergibt einen theoretischen Erzeugerpreis von nur rund 31 ct/kg. Der Kieler Rohstoffwert, der im Juni noch auf 36,8 ct/kg gestiegen war, liegt im September bei voraussichtlich 35,2 ct/kg.

Bei den Erzeugerpreisen ist von diesen Tendenzen bislang nichts zu spüren, nach dem Tiefpunkt im Mai konnten sich die Auszahlungspreise im Land bis August wieder auf rund 35,3 ct/kg erholen.

Spannend bleibt, wie sich angesichts der knappen Futtersituation die weitere EU-Anlieferung entwickeln wird. Zu erwarten ist, dass sich die dürrebedingten Futterausfälle zeitverzögert im Winter und Frühjahr 2019 auswirken werden. FrieslandCampina hat in Erwartung eines Preisanstiegs bei Molkereiprodukten seine Erzeugerpreise bereits für Oktober auf 38 ct/kg heraufgesetzt.

Ob sich die von den Börsenteilnehmern für das Winterhalbjahr erwarteten schwächeren Preise durchsetzen werden, oder ob das Preisniveau steigen wird, müssen die nächsten Monate zeigen.

Bei Biomilch lagen die deutschen Anlieferungen im Juli immer noch bei +20,8 %, in Baden-Württemberg bei +15,7 %. Hier dürften die Anlieferungen deutlicher als im konventionellen Bereich zurückgehen, da die Futtersituation sich prekärer zeigt und viele Bio-Kühe bereits zum Schlachten gegangen sind. Damit dürfte sich der Bio-Milchmarkt weiter stabilisieren, nachdem bereits im August nach Zahlen von Bioland mit 47,2 ct/kg wieder etwas mehr bezahlt wurde.
LEL Schwäbisch Gmünd
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