Acht Jahre nach der Markteinführung entfallen fast neunzig Prozent der indischen Baumwollproduktion auf gv-Sorten. Die Landwirte können mit ihnen deutlich höhere Erträge bei geringerem Insektizideinsatz erzielen. Dadurch sind die vor allem bei Kleinbauern verbreiteten Vergiftungen zurückgegangen.
Mit einer Gesamtfläche von nunmehr 11,1 Millionen Hektar ist Indien der weltweit größte Baumwollerzeuger. Wie bisher in jedem Jahr seit der Markteinführung 2002 ist auch 2011 der auf gentechnisch veränderte Sorten entfallende Anteil erneut auf nunmehr knapp 90 Prozent (9,85 Millionen Hektar) gestiegen, ein Zuwachs von zwei Prozent (0,5 Mio ha) gegenüber 2010. Gleichzeitig legte die in Indien produzierte Gesamtmenge an Baumwolle um mehr als 30 Prozent zu.
Baumwolle wird in Indien überwiegend von Kleinbauern angebaut, die eine Fläche bis zu drei Hektar bewirtschaften. Gerade sie können mit schädlingsresistenten Bt-Baumwollsorten ihre wirtschaftliche Situation deutlich verbessern, wie eine von dem Göttinger Agrarökonom Matin Qaim zwischen 2002 und 2009 in Indien durchgeführte repräsentative Studie ergab.
Zwar müssen die Bauern für gv-Sorten weit mehr als das Doppelte bezahlen wie für konventionelles Saatgut. Da gv-Baumwolle durch das in der Pflanzen gebildete Bt‑Protein über die ganze Vegetationsperiode gegen die wichtigsten
Schädlinge geschützt ist, lag jedoch der Ernteertrag um durchschnittlich 37 Prozent höher. Auch die Kosten für die chemische Schädlingsbekämpfung sanken um 40 Prozent. Unter dem Strich erzielten indische Kleinbauern durch Bt-Baumwolle pro Hektar einen durchschnittlichen Mehrgewinn von 135 US-Dollar.
In einer weiteren, gerade erschienenen Studie nach haben Qaim und sein pakistanischer Kollege Shazad Kouser den Insektizideinsatz im indischen Baumwollanbau und ihre Folgen für den Zeitraum zwischen 2002 und 2008 genauer untersucht. Demnach ist mit zunehmendem Anbau von Bt-Baumwolle der Gebrauch von Insektiziden um 50 Prozent zurückgegangen, bei der Gruppe der besonders giftigen
Insektizide sogar um 70 Prozent.
Gerade Kleinbauern können es sich oft nicht leisten, Insektizide sachgemäß aufzubringen: Sie verwenden Handspritzen, es fehlt an Schutzkleidung und sie greifen oft zu billigen, besonders toxischen Mitteln. Dadurch sind gerade Kleinbauern von den gesundheitlichen Folgen des Insektizideinsatzes auf ihren Baumwollfeldern betroffen. Die Auswertung der Daten, so Qaim und Kouser, "zeigt klar, dass mit Bt-Baumwolle die Zahl der Vergiftungen durch Insektizide bei den Kleinbauern in Indien zurückgegangen ist." Wenn man die inzwischen gestiegene Anbaufläche berücksichtige, werden durch Bt-Baumwolle "vorsichtig geschätzt" jährlich 2,3 Millionen Fälle von Insektizid-Vergiftungen vermieden.
Qaim und Kouser weisen darauf hin, dass Bt-Baumwolle nicht in jedem Fall das einzige Mittel sei, um die Insektizidmengen zu reduzieren. In einigen Regionen werde mehr gespritzt als nötig. Zudem fehle es den indischen Landwirten oft an Wissen und Erfahrung, um Konzepte des integrierten Pflanzenschutzes anzuwenden. (TransGen)