Nach einer
Umfrage unter Landwirten soll 2011/12 die mit gv-Mais, Baumwolle und Sojabohnen bewirtschaftete Fläche auf über 30 Millionen Hektar steigen. Nach den USA ist Brasilien das mit Abstand zweitgrößte Gentechnik-Land. Obwohl dort mehr als 80 Prozent der Sojaerzeugung auf gv-Sorten entfallen, bleibt Brasilien jedoch der wichtigste Lieferant für "gentechnik-freie" Soja-Futtermittel.
Wie schon in den Vorjahren hat Celeres, ein Agrar-Consulting-Unternehmen, Landwirte nach ihren Planungen für die bevorstehende Vegetationsperiode befragt. Nach den Anfang August veröffentlichten Ergebnissen ist in der Saison 2011/12 erneut mit einer deutliche Ausweitung des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen in Brasilien zu rechnen.
Bei Baumwolle soll die Fläche für gv-Sorten um zwei Drittel auf nunmehr 600.000 Hektar steigen, sie entspricht 39 Prozent der nationalen Baumwollerzeugung. Ähnlich der Zuwachs bei Mais: Die Fläche mit gv-Sorten nehmen 2011/12 um 1,6 auf 9,1 Millionen Hektar zu und sollen dann 65 Prozent der brasilianischen
Maisernte betragen.
Auch bei Sojabohnen setzen die brasilianischen Landwirte nach der Celeres-Befragung weiterhin auf die Grüne Gentechnik. Gentechnisch veränderte Sorten übersteigen erstmal die Schwelle von 20 Millionen Hektar, ein Zuwachs von knapp zwei Million Hektar. Es werden weiterhin fast ausschließlich Sojabohnen mit gentechnisch erzeugter Herbizidresistenz angebaut. Inzwischen sind neue Sorten auf dem Markt, die zusätzlich über eine Schädlingsresistenz verfügen.
Der Anteil von gv-Sorten an der brasilianischen Sojaproduktion steigt dann auf 82 Prozent. In den südlichen Bundesstaaten ist er mit fast 88 Prozent am höchsten, während er im Norden nach Angaben von Celeres nur bei 58 Prozent liegt. Von dort stammt ein Großteil der "gentechnik-freien" Sojarohstoffe, wie sie vor allem in Europa und einigen asiatischen Ländern nachgefragt werden.
Mit dem seit Jahren anhaltenden Trend zu gv-Sojabohnen dürfte es in Brasilien zunehmend schwieriger und technisch aufwändiger werden, "gentechnik-freie" Sojabohnen zu erzeugen, die allenfalls geringfügige Spuren von gv-Sojabohnen aufweisen dürfen, damit sie nicht unter die europäischen Kennzeichnungspflichten fallen.
Rein rechnerisch reicht die konventionelle Sojaerzeugung in Brasilien jedoch immer noch aus, die Nachfrage in Europa zu decken. Während sie Celeres für 2010 mit 18 Millionen Tonnen beziffert, liegt sie nach Angaben von ABRANGE, einem brasilianischen Verband von Produzenten von "gentechnik-freiem" Getreide mit 24 Millionen Tonnen deutlich höher. In den nördlichen Anbauregionen soll zudem der Gentechnik-Anteil im Sojaanbau unter 30 Prozent bleiben.
Allerdings kann nur ein Teil der konventionellen Ernte als "gentechnik-frei" zertifiziert werden. Sojabohnen ohne nennenswerte GVO-Beimischungen setzen getrennte Warenströme und Verarbeitungswege voraus. Ihr Aufbau ist mit vertretbarem Aufwand nur in solchen Regionen möglich, wo sich eine größere Zahl von Betrieben auf eine konventionelle Bewirtschaftung verständigt hat.
Nach Angaben von Zertifizierungsunternehmen werden aus Brasilien jährlich etwa 10 Millionen Tonnen zertifizierter "gentechnik-freier" Sojarohstoffe in die EU geliefert, ein gutes Viertel der gesamten Sojaeinfuhren.
Fast 70 Prozent des Bedarfs an eiweißreichen Futtermitteln deckt die EU durch Sojaschrot, das sie fast ausschließlich aus Brasilien, USA und Argentinien bezieht. In allen Erzeugerländern werden flächendeckend gv-Sojabohnen (Anteile 83 - 97 Prozent) eingesetzt. Vor allem in der Geflügel- und Schweinehaltung sind Europas Landwirte von Sojaeinfuhren abhängig. Nur ein Viertel des gesamtes Eiweißbedarfs für die Tierfütterung wird in der EU erzeugt. (TransGen)