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23.04.2023 | 13:00 | Bierland 

Braugerstenanbau in Bayern auf absteigendem Ast

München - Schon seit Jahren setzen Bayerns Landwirte immer weniger auf den komplizierten Anbau von Braugerste. Im vergangenen Jahr war die Anbaufläche zwar gestiegen.

Braugerste
Weiterhin wenig Braugerste im Bierland Bayern. (c) proplanta
«Für die kommende Ernte erwarten wir jedoch keinen weiteren Zuwachs im Braugerstenanbau», hieß es beim Bayerischen Bauernverband (BBV). So sei beispielsweise aufgrund der guten Preissituation im Herbst die Anbaufläche für Raps ausgedehnt worden. Und die teils knappe Futterversorgung zwinge manche Landwirte dazu, mehr Mais anzubauen.

Auf rund 99.000 Hektar war 2022 Sommergerste angebaut worden. Im Jahr zuvor waren es gerade einmal 81.600 Hektar gewesen. In den 80er Jahren ernteten Bayerns Bauern noch auf mehr als 300.000 Hektar Sommergerste. 

Welche Auswirkungen das auf die Verbraucher hat, ist nicht abzusehen. Der bayerische Brauerbund verweist beispielsweise auf Züchtungserfolge - auf den vorhandenen Flächen konnte also der Ertrag gesteigert werden. Der Verein zur Förderung des bayerischen Qualitätsgerstenbaues und der Brauerbund hätten in den vergangenen Jahren bereits mit vielen Brauereien Regionalkonzepte zur Rohstoffsicherung etabliert.

«Wir gehen auch fest davon aus, dass im Zuge der Nachhaltigkeitsbemühungen unserer bayerischen Brauereien diese Regionalkonzepte noch verstärkt und ausgeweitet werden», sagte Walter König vom Brauerbund. In den Konzepten sei meist auch ein Regionalbonus vorgesehen, der den Landwirten gezahlt werde.

Der Bauernverband betonte, dass die Verbraucher immer mehr Wert auf regionale Produkte legten: «Daher erwarten wir für die kommenden Jahre mehr Anstrengung von Seiten der Mälzer und Brauer, die Eigenversorgung mit heimischer Gerste zu verbessern.»

Das Problem bei der Sommergerste: Entspricht sie nicht den Qualitätsanforderungen der Mälzereien, bleibt dem Landwirt oder der Landwirtin nur die Vermarktung als Futtergerste - mit deutlichen Einbußen.

Braugerste sei grundsätzlich relativ trockentolerant, betonte Markus Herz, Experte bei der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Ob sie angebaut wird, hänge von vielen Faktoren ab. Gerade im Nordosten Bayerns - einer klassischen Anbauregion für Braugerste - spiele auch die kürzere Vegetationszeit eine Rolle, so dass es weniger Alternativen zur Sommergerste gibt.

Viel im Fluss ist beim Thema Braugerste dennoch: In einzelnen Regionen mit wenig Niederschlag und leichten Böden wie etwa in Unterfranken werde ausprobiert, Sommergerste im Herbst auszusäen, sagte Herz weiter. Dank milder Winter habe diese Aussaat-Variante durchaus Vorteile und sei in den vergangenen Jahren weiter ausgedehnt worden, hieß es auch beim BBV.

Möglich ist es auch, Wintergerste als Braugerste zu verwenden. «Es gibt sehr gute Winterbraugersten-Sorten», sagte Herz von der LfL. «Durch die frühe Ernte entgehen sie oft der Sommertrockenheit.» Brauereien könnten bis zu 20 Prozent Winterbraugerste einsetzen, manche nutzten sogar mehr.

In Bayern gebe es durchaus ausreichend Perspektiven für Wintergerste als Bierzutat. «Um die Abnahme zu sichern, ist der Anbau mit Vorvertrag empfohlen.»
dpa/lby
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