Die Londoner Experten erwarten nun eine Gesamtmenge von 763,3 Mio. t; Ende Juli waren noch 1,3 Mio. t Weizen weniger vorausgesagt worden. Die insgesamt minimale Korrektur ist das Ergebnis größerer Anpassungen in einzelnen Regionen. So haben die Londoner Fachleute ihre Prognose für die Europäische Union um fast 4 Mio. t auf nur noch 121,8 Mio. t nach unten revidiert. Begründet wird die starke Rücknahme mit unerwartet kleinen Weizenernten in Frankreich und Rumänien.
Aus weiten Teilen Europas wird von enttäuschenden Weizenerträgen berichtet. Es gibt aber auch Ausreißer. So hat der Getreiderat seine
Ernteprognose für Polen und Spanien gegenüber Juli angehoben. In einigen EU-Ländern - darunter auch Deutschland - wurde die Flächenschätzung noch während der Drescharbeiten kräftig nach unten korrigiert. Offenbar war für die amtlichen Statistiker nach dem nassen Herbst lange unklar, wie viel Weizen tatsächlich gedrillt wurde.
Schwere Stürme in den StaatenIn Russland war die Winterweizenernte Mitte August weitgehend abgeschlossen. Nachdem die Erträge in den südlichen Frühdruschgebieten enttäuschten, wurden diese Richtung Zentral- und Wolga-Region immer besser, so dass unter dem Strich für die diesjährige Ernte bessere Erträge stehen als 2019. Der
IGC schätzt das russische Weizenaufkommen für 2020/21 mittlerweile auf knapp 80 Mio. t; das sind rund 2 Mio. t mehr als noch im Juli. Für die Ukraine, wo der Drusch ebenfalls beendet ist, beließ der Getreiderat hingegen seine Erntevoraussage bei 26,5 Mio. t Weizen, nach 29,2 Mio. t im Vorjahr.
Das Weizenaufkommen 2020/21 in den USA sehen die Londoner Experten bei exakt 50 Mio t; dies wären 2,3 Mio t weniger als in der abgelaufenen Kampagne. In den amerikanischen Hochburgen für
Sommerweizen wüten aktuell aber schwere Stürme, so dass bei der nächsten IGC-Schätzung Ende September mit Anpassungen nach unten gerechnet werden muss.
Importsog aus ChinaMit Blick auf die internationalen Weizenexporte 2020/21 erwartet der IGC im Vorjahresvergleich einen minimalen Rückgang um 2 Mio. t oder 1,2 % auf 181,2 Mio. t. Aus der EU sollen aufgrund der kleinen Ernte und bedingt durch den starken Euro 2020/21 nur 23,5 Mio. t Weizen ausgeführt werden, nach 37,1 Mio. t in der abgelaufenen Kampagne.
China hat 2019/20 mit 6,6 Mio t so viel Weizen wie zuvor seit sechs Jahren nicht importiert. Daran will Peking in der neuen Kampagne offenbar anknüpfen, worauf zumindest die starken Weizenzukäufe der letzten Wochen hindeuten. Vom Importsog aus China profitierten zuletzt überwiegend Händler aus Europa und den USA.
Das Chinageschäft beflügelte zuletzt ebenso wie die kleine europäische
Weizenernte die Notierungen an der Pariser Matif. Der vordere September-Weizen hat sich seit Mitte August um mehr als 10 Euro/t auf 188,50 Euro/t zum Handelsschluss am letzten Donnerstag (27.8.) verteuert.