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19.10.2009 | 13:28 | Weinbau 

Klein, aber fein: Winzer mit Weinlese zufrieden

Mainz - Die Winzer freuen sich in diesem Herbst über die teils hervorragende Qualität der Trauben, müssen jedoch bei der Erntemenge deutliche Einbußen hinnehmen.

Klein, aber fein: Winzer mit Weinlese zufrieden
«Das werden fruchtbetonte typische Riesling-Weine, die durch die gute Reife ein tolles Aroma haben», sagt der Vorsitzende des Moselwein-Vereins, Adolf Schmitt, über die wichtigste Rebsorte seiner Region. Grund dafür sind die guten klimatischen Bedingungen in diesem Jahr. Einziger Nachteil sei, dass sich die Blüte in vielen Lagen verzögert habe. «Deshalb haben wir von der Menge her rund 20 Prozent weniger.»

Die Winzer in Württemberg und aus dem Badischen erwarten erneut einen hervorragenden Weinjahrgang. «Dieser Jahrgang wird dem Jahrhundertjahrgang 2003 qualitativ folgen», sagt der württembergische Weinbaupräsident Hermann Hohl. Die idealen Wetterbedingungen mit sonnigem Spätherbst und nächtlicher Kälte, die vor allem die Aromareife verstärken, hätten den Trauben den letzten Schliff gegeben. Bei der Menge erwartet Hohl einen Rückgang von bis zu 20 Prozent. Auch die badischen Winzer sind äußerst zufrieden. «Der Jahrgang ist traumhaft», wirbt Weinbaupräsident Gerhard Hurst. «Wir haben gesunde Trauben, es war eine unkomplizierte Lese.»

Auch Die Rheingauer Winzer dürfen auf eine gute, aber nicht besonders ertragreiche Lese hoffen. «Die Qualitäten, die geerntet wurden, sind sehr sehr gut», berichtet der Geschäftsführer des Weinbauverbandes, Harald Sperling. «Wir können uns auf einen sehr guten Jahrgang freuen und hoffen, dass das auch preislich honoriert wird.» Der Geschäftsführer der Bergsträßer Winzer eG Otto Guthier sieht «einen außerordentlich guten Jahrgang» und «eine hervorragende Qualität» kommen. Gewinner seien die Verbraucher: «Sie bekommen Spätlesequalität zu günstigen Preisen.»

An der Nahe in Rheinland-Pfalz konnten die Winzer in diesem Jahr bei einem «bilderbuchmäßigen Wetter» mit der Lese beginnen, sagt Udo Bamberger, Oenologe am Staatsweingut in Bad Kreuznach. In den mit Riesling und Spätburgunder bepflanzten Weinbergen hingen viele Trauben noch am Rebstock. «Jetzt sind die Winzer in Lauerstellung und warten mit der Lese nochmal ab.» Bei den Trauben, die bereits in den Kellern seien, zeichneten sich «äußerst erfreuliche Mostgewichte» ab - also ein hoher Zuckergehalt, wichtiges Kriterium für die Weinqualität. Wegen der Trockenheit im August und im September werde die Menge jedoch deutlich kleiner ausfallen als 2008. Der Saftanteil in den Beeren sei eher gering - was jedoch dem Weinaroma zu Gute komme.

«Wegen der Konzentrierung konnten wir phänomenale Qualitäten ernten», sagte Bamberger. «In der Summe sind wir also äußerst zufrieden, einziges Manko ist die Menge.» Auch die Winzer in der Pfalz müssen in diesem Jahr mit weniger Most auskommen als im Vorjahr, da das Wetter während der Blüte nicht optimal war. Durch den eher trockenen Spätsommer seien die Beeren zusätzlich nicht so dick, sagt Weinbaupräsident Edwin Schrank. Es seien «exorbitante Mostgewichte» gemessen worden. In der Pfalz holen die Weingüter derzeit die letzten Traubenfuhren in die Keller. «Und da kann dann nicht mehr viel schiefgehen», meint Schrank.

Weinbau-Techniker Reinhold Kurt vom Ahrweiler Winzer-Verein erwartet «einen Traum von Qualität». Die Reben hätten all das, was für einen Rotwein nötig sei. Im Vergleich zum Vorjahr habe es jedoch beispielsweise beim Spätburgunder Einbußen von bis zu 40 Prozent gegeben, sagt Kurt. Grund sei ein Kälteeinbruch zur Blütezeit im Juni. An der Ahr im nördlichen Rheinland-Pfalz wird überwiegend Rotwein angepflanzt.

Die Winzer an Saale und Unstrut sind zufrieden: «Die Mostgewichte sind im Durchschnitt zehn Prozent höher als im vergangenen Jahr», sagt der Geschäftsführer der Winzervereinigung, Gerald Lange. In Sachsen wird wegen Frostschäden mit einem vergleichsweise geringen Ertrag gerechnet - dafür mit einem sehr guten Jahrgang. Das warme und sonnige Wetter kurz vor der Lese habe den Zuckergehalt in die Höhe schnellen lassen, erklärt Winzer Lutz Müller aus Dresden.

Eine erfreuliche Bilanz zieht auch der fränkische Weinexperte Hermann Mengler: «Wir haben ein langsames Wachstum gehabt. Wir haben ausreichend Niederschläge immer zum richtigen Zeitpunkt gehabt. Es war relativ warm, aber nicht zu hitzig.» Die Weingüter in Franken ernteten «kerngesundes Traubenmaterial» mit einer «guten stabilen Säure».


Deutsche Weine wachsen in 13 Anbaugebieten. Die Regionen und ihre Anbauflächen:

- Ahr: 558 Hektar, vor allem Rotweine

- Baden: 15.906 Hektar, wichtigstes Anbaugebiet für Spätburgunder

- Franken: 6.063 Hektar, meist Müller-Thurgau und andere Weißweine

- Hessische Bergstraße: 439 Hektar, kleinstes Gebiet

- Mittelrhein: 461 Hektar, oft arbeitsaufwendige Steillagen

- Mosel: 9.034 Hektar, überwiegend Riesling, viele Steillagen

- Nahe: 4.155 Hektar, vor allem Riesling, aber auch Müller-Thurgau

- Pfalz: 23.461 Hektar, Riesling und Dornfelder am wichtigsten

- Rheingau: 3.125 Hektar, vor allem Riesling und etwas Spätburgunder

- Rheinhessen: 26.444 Hektar, größtes Anbaugebiet Deutschlands

- Saale-Unstrut: 685 Hektar, Hauptsorte Müller-Thurgau

- Sachsen: 462 Hektar, vor allem Müller-Thurgau und Riesling

- Württemberg: 11.511 Hektar, rund 70 Prozent Rotweine (dpa)
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