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23.07.2014 | 14:05 | Getreideernte 2014 

Landwirte in Rheinland-Pfalz warteten vergeblich auf Regen

Kehrig - Nach dem diesjährigen milden Winter hatten sich die landwirtschaftlichen Kulturen hervorragend entwickelt. Bei positiver Sonneneinstrahlung und Wasserzufuhr hätte die Ernte 2014 eine Jahrhunderternte werden können.

Trockenheit in Rheinland-Pfalz
(c) proplanta
Die Sonnenscheindauer stellte die Landwirte zufrieden, nicht aber die Niederschlagsmenge.

Das Frühjahr 2014 erreichte mit ca. 120 l/m2 lediglich ca. 60 Prozent des langjährigen Durchschnittswertes. Dies sei entschieden zu wenig, erklärte der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum, anlässlich des diesjährigen Erntegespräches auf dem Betrieb des Landhandelsunternehmens Proland Kehrig GmbH in Kehrig.

Insgesamt gebe es aufgrund der nicht ausreichenden Niederschlagsmengen Ertragsdepressionen, die höchstens noch eine durchschnittliche Ernte zuließen. Zufrieden zeigte sich Blum hingegen über die Qualitätsentwicklungen. Bei Wintergerste habe die frühe Ernte zu guten Qualitäten geführt, d.h. zu hohen Vollkornanteilen und Eiweißgehalten.

Die Anbaufläche der Braugerste sei, so Blum, um 10 Prozent auf 44.000 Hektar gestiegen, aber noch weit weg von den einstigen 100.000 Hektar. Ein Anbau von Braugerste sei auch weiterhin nur unter Vorbehalt zu empfehlen, da der Preisabstand zu Brotweizen mit zurzeit gerade einmal 20 Euro pro Tonne zu gering sei. Zu Futterweizen betrage die Differenz gerade einmal 25 Euro.

Die Winterweizenfläche habe sich nicht verändert und sich bei 117.000 Hektar stabilisiert. Der Winterweizen bleibe daher mit Abstand die wichtigste Anbaukultur in Rheinland-Pfalz vor Winterraps und Sommergerste. Eine Qualitätsprognose sei nur sehr schwer möglich, erklärte Blum.

Der Weizen werde von der Trockenheit insgesamt in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Trockenstandorte mit leichten Böden würden Anlass zur Besorgnis geben. Regionen mit guten Wassernachlieferungsvermögen, die auch mit guten Weizenbeständen aufwarten, könnten die vom Handel gewünschten Backqualitäten sicherlich erreichen. Er gehe davon aus, dass sich im Durchschnitt der Betriebe die Erträge um die 70 Dezitonnen pro Hektar bewegen würden.

Preise um 150 Euro pro Tonne Brotgetreide seien in Anbetracht der weltweiten Erzeugungs- und Verbrauchsbilanz nicht gerechtfertigt. Im vergangenen Jahr seien die Preise zur gleichen Zeit um 20 Euro und vor 2 Jahren sogar um 90 Euro höher gewesen.

Die Roggenanbaufläche habe sich sehr stark von 15.000 Hektar auf 10.700 Hektar in Rheinland-Pfalz verringert. Grund hierfür sei vor allem der extrem niedrige Preis des vergangenen Jahres. Dieser bewege sich aber nun bei über 140 Euro pro Tonne. Auf die wirtschaftliche Entwicklung des Roggens dürfe man gespannt sein.

Die Anbaufläche von Triticale sei von 20.000 auf 17 500 Hektar gesunken. Ein erheblicher Teil dieser Fläche sei als Ganzpflanzensilage genutzt worden. Triticale weise gesunde Bestände auf und lasse auch gute Erträge erwarten. Betrüblich sei der aktuell niedrige Preis zwischen 130 bis 140 Euro pro Tonne.

Bei Raps würden, so Blum, enorme Ertragsspannen erwartet werden. Erträge zwischen 3 und über 5 Tonnen pro Hektar seien durchaus möglich. Die Ölgehalte seien als gut zu bezeichnen. Sie würden in der Regel über 40 Prozent liegen. Preise von zurzeit 290 Euro pro Tonne lägen aber weit unter dem Vorjahresniveau. Dies sei eine Entwicklung, die den steigenden Produktionskosten nicht gerecht werde.

Die Anbaufläche von Winterraps bleibe stabil bei 46.000 Hektar in Rheinland-Pfalz. Dies sei insbesondere auf die weitgehend problemlose Bestandsführung dieser Kulturart zurückzuführen.

Der Mais habe in den letzten Wochen sehr stark unter der Trockenheit gelitten. Er habe sich aber auf Grund des letzten Regens im Juli zusehends erholt. Insgesamt stehe der Mais gut da. Die Wachstumsdepressionen auf Grund der Trockenheit könnten durchaus noch kompensiert werden. Mit einer Anbaufläche von 33.000 Hektar stagniere zurzeit die Silomaisfläche in Rheinland-Pfalz.

Seit dem letzten Regen atme die Futterwirtschaft auf. Nach den ersten, zweiten und den zum Teil durchgeführten dritten qualitativ guten Schnitten mit unterdurchschnittlichen Erträgen, werde ein weiterer sehr guter Schnitt erwartet. Allein in der Eifel sei in der 28. Woche 100 bis 120 Liter Niederschlag gefallen. Das entspreche einem Großteil der Regensumme in Höhe von durchschnittlich 160 Liter, die in der gesamten ersten Jahreshälfte gefallen sei. Futterengpässe seien nun nicht mehr zu erwarten.

Blum zeigte sich insgesamt zufrieden mit der zu erwartenden Ernte, kritisierte aber die Preisentwicklung. Qualitätsprobleme würden dort auftreten, wo sich anhaltende Trockenheit mit Niederschlägen abgewechselt hätte und sich dadurch Zwiewuchs ausgebildet hätte oder Getreide durch plötzlich eintretenden Starkregen ins Lager gegangen sei.

Der Markt verhalte sich insgesamt sehr zurückhaltend. Während Mischfutterhersteller weiter sinkende Preise abwarten würden, würden die Erzeuger auf steigende Preise setzen. Nun sollte die Marktentwicklung einige Zeit abgewartet werden. Bei den aktuellen Preisofferten sollten keine voreiligen Entscheidungen getroffen werden. (bwv)
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