Vor allem im Osten des Landes habe es im Frühjahr kaum geregnet, sagte Bauernpräsident Detlef Kurreck am Dienstag in Leezen (Landkreis Ludwigslust-Parchim). Auch auf sandigen Böden im Süden Mecklenburg-Vorpommerns sei die Wasserversorgung der Pflanzen bereits früh knapp geworden. Hinzu kamen ständiger Wind und späte Fröste.
Während die Landwirte an der Küste und im Westen des Landes zuversichtlich sein könnten, stellten sich ihre Kollegen im Osten des Landes und an der Mecklenburgischen Seenplatte erneut auf
geringere Erträge ein - mancher Landwirt schon das vierte Jahr in Folge. «Man kann im Land alles sehen, von katastrophal bis sehr gut», sagte Kurreck.
Im Juni habe es örtlich ergiebig geregnet, so dass für später reifende Getreidearten wie Roggen und Weizen ein durchschnittlicher Ertrag erwartet werde. Dasselbe gelte für Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben. Bei der Wintergerste, deren Ernte gerade abgeschlossen sei, gingen die Landwirte dagegen landesweit von einem geringeren Ergebnis als 2019 aus. Ähnliches sei bei Raps zu erwarten. Bei der Aussaat sei es zu trocken gewesen.
Bei Raps könnten steigende Preise für einen gewissen Ausgleich sorgen: Bezahlten die Abnehmer laut Verband im Juli vorigen Jahres 353 Euro je Tonne, liege der Preis jetzt bei 369 Euro. Bei der
Futtergerste hingegen - Wintergerste wird häufig für Schweinefutter genutzt - stagniere der Preis mit aktuell 143 Euro pro Tonne.
Landwirt Tony Roob ist Vorstandsmitglied der Produktivgenossenschaft Leezen, bei der die Ernte-Pressekonferenz des Bauernverbandes auf einer Wiese am Feldrand stattfand. Das Unternehmen bewirtschaftet 1.260 Hektar Acker- und Grünland. Außerdem werden jährlich rund 5.500 Schweine gemästet und 300 Milchkühe sowie deren Nachzuchten gehalten.
Roob berichtete von erheblichen Schwierigkeiten, seine Schweine zu verkaufen. Wegen des zeitweiligen Schlachtstopps bei
Tönnies in Rheda-Wiedenbrück stünden bei ihm derzeit die Schweine länger, weil auch andere Schlachthöfe voll ausgelastet seien. So fielen zusätzliche Kosten für Futter an und außerdem drohe ein Preisverlust beim Verkauf, denn wenn ein Schwein deutlich über 120 Kilogramm wiege, bekomme der Bauer einen niedrigeren Kilogramm-Preis. Derzeit seien das 78 Cent. Für kleinere Schweine (Mastläufer) seien es 1,47 Euro.
Der Bauernverband und Landwirt Roob begrüßten, dass die Politik endlich ihre Entscheidung zur Sauenhaltung getroffen hat. Allerdings gaben sie zu bedenken, dass Sauenhalter in Deutschlands wegen der künftigen Auflagen aufgeben könnten und dann die Ferkel eben aus dem Ausland kämen, wo die Haltungsbedingungen unklar seien. «Das haben wir schon bei den Legehennen gesehen», sagte der Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes, Martin Piehl.
Nach dem Verbot der
Legebatterien in Deutschland seien diese ab- und im Ausland wieder aufgebaut worden. «Der Selbstversorgungsgrad Deutschlands mit Eiern ist von fast 100 Prozent auf unter 80 Prozent gesunken.» Ein Schutz des deutschen Marktes wäre aus seiner Sicht nötig, doch mit Blick auf die exportorientierte Industrie habe die Bundesrepublik größeres Interesse am freien Handel, meinte er.