Viel Niederschlag und wenig Wärme mögen die Trauben in der Regel nicht. Sachsens Winzer sehen die Chancen für einen guten Weinjahrgang dennoch nicht geschmälert - im Gegenteil. (c) proplanta
«Es ist alles noch in der Entwicklung, für die Trauben kam er genau zum richtigen Zeitpunkt», sagte Sabine Wendsche, Geschäftsführerin des Sächsischen Weinbauverbandes in Meißen der Deutschen Presse-Agentur.
«Wir hatten ja etwas aufzuholen nach langer Trockenheit, wo die Trauben nach Wasser gelechzt haben.» Das hätten die Niederschläge ein bisschen ausgeglichen. «Jetzt braucht es viel Sonne, Wärme und kühle Nächte, auch ein Landregen könne schon mal dabei sein», sagte sie. «Dann wäre es perfekt.»
Prognosen zum Jahrgang sind laut Wendsche erst möglich, «wenn der Wein im Keller ist». Bisher seien die Bedingungen ganz gut. «Es kann immer noch etwas passieren, eine Feuchtperiode oder Hagel, was das Schlimmste wäre», sagte Wendsche. «Wir haben ja noch eine gewisse Zeit vor uns, da muss man einfach noch abwarten.»
Auch den Reben von Sachsens größtem privaten Weingut, Schloss Proschwitz, hat der Regen gutgetan. «Das war wunderbar für die ausgetrockneten Weinberge», sagte Winzer Georg Prinz zur Lippe. Er wünscht sich nun Wind und Luft, damit die Früchte abtrocknen könnten.
Damit keine Dunstglocke entstehe, sei die Traubenzone bereits entblättert worden. Der Dresdner Winzer Klaus Zimmerling freut sich, dass es auch kalt war und die Gefahr von Pilzerkrankungen damit gering. Auch der Hagel sei kein Problem gewesen. «Die getroffenen Beeren, waren schon eingetrocknet, wir sind dabei, sie rauszupulen», sagte er. Die Grundlage für eine ordentliche Quantität sei gelegt, nun brauche es noch «einen sonnigen und trockenen Herbst».
Auch für das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth ist das Weinjahr 2023 bisher nicht zu nass. Dank milden Winters und mangels starker Spätfröste sowie Hagel seien die Böden zu Vegetationsbeginn gut versorgt gewesen, sagte Sprecher Martin Junge. Auch die sonnenreichen und niederschlagsarmen Monate Mai bis Juli waren förderlich. Aber: «Der Herbst macht das Weinjahr.» In einer Woche beginnen die Winzer laut Junge, ph-Wert, Säuregehalt oder Oechsle-Grade zu messen und den Reifegrad der Traubenkerne, die Saftdichte oder die Aromareife zu bestimmen. Der Lesebeginn wird für Ende August erwartet.
Mit rund 500 Hektar Rebfläche ist das Elbtal eines der kleinsten deutschen Anbaugebiete. Die Zahl der Winzer lag 2022 bei 1.468, die meisten davon Kleinwinzer. Es gab 37 Weingüter im Haupt- sowie 42 im Nebenerwerb. Auf über 80 Prozent der Flächen wachsen weiße Trauben, vor allem Riesling, Weiß- und Grauburgunder und Müller-Thurgau, aber auch Selteneres wie Solaris, Scheurebe oder Bacchus.
Auf knapp einem Fünftel der Gesamtanbaufläche wachsen rote Trauben, Spätburgunder und Dornfelder. Der Ertrag zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz lag im vergangenen Jahr bei 25.950 Hektolitern, bei guter Qualität trotz vielen Regens - und einem Mostgewicht von 78 Oechsle.