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04.05.2007 | 11:01 | Dürre 

Trockenheit: Aktuelle Einschätzungen der ZMP

Bonn - Durch die langanhaltende Trockenheit fehlt es in weiten Teilen des Bundesgebietes an pflanzen-verfügbarem Wasser.

Dürre bedroht die Ernte
(c) proplanta
Insbesondere die leichten Böden mit hohen Sandanteilen und flachgründige Standorte sind davon betroffen. Im Folgenden finden Sie aktuelle Einschätzungen der Auswirkungen der Trockenheit auf die landwirtschaftlichen Märkte seitens der ZMP.



4. Mai


Futter vom Grünland
Die milden Temperaturen in diesem Frühjahr haben zu einem vorzeitigen Aufwuchs des Grünlandes geführt. Aus den meisten Regionen wird von einem Vegetationsvorsprung von zwei bis drei Wochen berichtet. Die weitere Entwicklung wird von der Wasserversorgung abhängen. Die ungewöhnlich trockene Witterung der letzten Wochen hat vielerorts bereits den Massenzuwachs stark gebremst.

3. Mai

Getreide
Auf vielen Standorten mit leichten Böden sind Schäden in den Getreidebeständen erkennbar, die nennenswerte Ertragseinbußen zur Folge haben dürften. Vor allem auf Sandböden wurden aufgrund irreversibler Trockenschäden Flächen umgebrochen. Insbesondere Wintergerste ist betroffen, zumal die Bestände in einigen Regionen zusätzlich unter einem Virusbefall leiden (Gelbverzwergungsvirus). Die Trockenheit beeinträchtigt jedoch auch die Entwicklung der Sommersaaten (z.B. Sommergerste für die Malzherstellung) erheblich.

Zugleich lässt das trockene und warme Wetter kaum Neuinfektionen mit Pilzerkrankungen bei Getreide zu. Auf Standorten mit Böden, die eine bessere Wasserspeicherkapazität besitzen, sind bisher wenig Schäden sichtbar, die Wahrscheinlichkeit deutlicher Ertragseinbußen steigt jedoch mit jedem weiteren Tag ohne Regen. In Teilen Süddeutschlands könnte der angekündigte Regen in den kommenden Tagen zu leichter Entspannung führen, für eine nachhaltige Verbesserung der Situation sind jedoch länger andauernde und intensivere Niederschläge erforderlich.

Auch in vielen anderen europäischen Ländern wird angesichts der Trockenheit über Ertragseinbußen bei Getreide diskutiert. Besonders betroffen sind dabei (Nord-)Frankreich, Norditalien, Österreich, Polen, Tschechien und Ungarn. Genauere Aussagen über das Ausmaß der Trockenschäden wie der zu erwartenden Ernteergebnisse sind jedoch - ebenso wie für Deutschland - noch nicht möglich. In der Südhälfte Frankreichs hat es zuletzt geregnet. Am Pariser Terminmarkt Matif gaben die zuvor scharf angezogenen Kurse für Weizen der Ernte 2007 daraufhin wieder leicht nach. Hierzulande weisen die Getreidepreise am Kassamarkt auf breiter Linie feste Tendenzen auf.

Raps
Winterraps ist relativ genügsam. Trockenheit zur Blüte ist eher gut, aber bei zu langer Dauer verhindert es die Schotenbildung. Trockene Standorte sind weniger geeignet für Raps. Die Märkte reagieren bereits spekulativ auf mögliche trockenheitsbedingte Ertragsausfälle. An der Matif gibt es Aufschläge für den August-Termin. Mit den zu erwartenden Regenfällen werden die Kurse aber wieder zurück gehen. Ölmühlen zeigen sich relativ gelassen, viele haben Vorverträge gemacht. Der Ölabsatz läuft noch immer sehr schleppend.

Gemüse
Im Mai wird bei vielen Gemüsearten aus dem Freiland der vollständige Übergang auf die deutsche Produktion erfolgen. Die augenblickliche Trockenheit hat dabei eine differenzierte Wirkung. Da im Intensivgemüsebau fast durchgängig beregnet wird, hat die Trockenheit auf das Angebot keinen allzu großen Einfluss, der Aufwand für die Erzeuger steigt allerdings deutlich durch die Bewässerung. Bei den zum Teil nicht bewässerbaren Kulturen wie Lagermöhren oder Zwiebeln kann es dagegen durchaus zu Auswirkungen auf den Ertrag kommen, die sich aber erst im Spätsommer zeigen werden.

Kartoffeln
In der Regel stehen die frühen Kulturen sehr gut, fast überall ist Beregung vorhanden. Die Kartoffeln, die nach den Frühkartoffeln heranreifen, stehen zwar zum Teil auch unter Beregung, allerdings in sehr unterschiedlichem Umfang. Speiseware wird oft beregnet, Veredelungskartoffeln teils auch, Stärkeware dagegen kaum bis gar nicht. Bei diesen reicht das Wasser in Knolle und Damm für die erste Wachstumsphase fast überall aus.

Nächste Woche dürfte entscheidend sein, ob der erste Knollenansatz für die diesjährige Ernte gut oder schlecht wird. Allerdings kann die Kartoffel im Laufe ihrer Vegetation einiges ausgleichen. Bislang stehen die meisten Kartoffelflächen recht gut da. Das größte Problem habe die Landwirte mit der Anwendung von Herbiziden. Diese wirken bei Trockenheit nicht. Viele befürchten nach kräftigem Regen eine enorme Verunkrautung, der man nicht mehr Herr wird.

Es gibt bislang keine offensichtliche Auswirkung auf den Kassamarkt. An den Terminbörsen beginnen einige zu Spekulieren. Allerdings könnte die Trockenheit die Stimmung am Markt derzeit vor einem weiteren Absinken bewahren. Riesige Frühkartoffelimporte aus dem Mittelmeerraum sind noch nicht verkauft und die Ernte in Deutschland kündigt sich sehr früh an. Kartoffeln gibt es also zunächst genug.

Zuckerrüben
Beinahe bundesweit gibt es Flächen, auf denen die Rüben nicht auflaufen wollen oder lückenhaft aufgelaufen sind. Quantifizieren lässt sich derzeit nichts. Beregnung ist notwendig.

26. April 
Trockenheit besorgt Landwirte
Die hohen Temperaturen und die ausgebliebenen Niederschläge im April lassen in den meisten Regionen Deutschlands noch keine Rückschlüsse auf die Entwicklung der Kulturen und damit auf die der Märkte im Jahresverlauf zu. Diese Einschätzung traf die ZMP Zentrale Markt- und Preisberichtstelle GmbH anhand der von ihr zur Marktsituation befragten Ackerbauern. Diese sehen die Trockenheit im April jedoch mit großer Besorgnis, zumal auch in den nächsten Tagen nicht mit Niederschlägen gerechnet wird und zusätzlich ein weiterer Anstieg der Temperaturen bevorsteht.

Regen wird überall dringend gebraucht. Besonders sichtbar sind die Folgen der Trockenheit bis jetzt bei Wintergetreide und Winterraps in den Gebieten Ostdeutschlands und Teilen Niedersachsens mit leichten, sandigen Böden. Dort wirken einige Bestände schon angeschlagen. Allerdings neigen die jungen Pflanzen in solchen Situationen dazu, besonders tief zu wurzeln, was sie wiederum besser auf spätere Trockenphasen vorbereitet. Die meisten Sommergetreidesaaten sind inzwischen gedrillt. Das Saatgut dürfte allerdings erst nach den nächsten Niederschlägen keimen. Negativ kann sich in solchen Fällen auswirken, dass das Wachstum dann sehr unregelmäßig erfolgt.

Kartoffeln sind von der Apriltrockenheit bisher weniger betroffen. Die erste Wachstumsphase bewältigen die Knollen mehr als andere Pflanzen aus den eigenen Reserven. Vielerorts kann zudem künstlich beregnet werden. Wasser ist allerdings während der Stängelbildung und in der Phase des Knollenansatzes dringend nötig, damit das Ertragspotenzial ausgeschöpft werden kann.

Bei Möhren sind insbesondere Bestände, die in der ersten Aprilwoche gesät wurden und nicht beregnet werden können, sehr lückenhaft. Die später eingesäten Möhren sind nicht gekeimt und warten nun auf Regen. Die Zwiebeln wurden in diesem Jahr oft schon sehr früh gesät, so dass die Keimung dort meist problemlos verlief. Bei den Zwiebelbeständen ohne Beregnung, wie sie in den neuen Bundesländern oft anzutreffen sind, muss mit Ertragseinbußen gerechnet werden; teilweise sollen Flächen umgebrochen werden.

Im übrigen intensiven Gemüseanbau ist normalerweise eine Beregnungsmöglichkeit gegeben, so bei Radies, Salaten, Kohlrabi und Blumenkohl. Hier sind kaum direkte Einflüsse auf den Markt zu erwarten. Im Obstbau ist zu so einem frühen Zeitpunkt der Vegetationsperiode weniger mit Auswirkungen der derzeitigen Trockenheit zu rechnen.

Nach Informationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) waren die Niederschläge in den ersten drei Monaten dieses Jahres höher als im langjährigen Durchschnitt. Allerdings lagen auch die Temperaturen im ersten Quartal 2007 erheblich über dem Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre. Das hat zu einem frühen Vegetationsbeginn und damit zu mehr Wasserbedarf geführt. (ZMP)

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