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21.11.2021 | 14:06 | Über 1 Million Hektar 

UFOP geht von erneuter Ausweitung der Winterrapsfläche aus

Berlin - Die Landwirte in Deutschland dürften den Winterrapsanbau zur Ernte 2022 angesichts der attraktiven Erzeugerpreise für die schwarze Ölfrucht weiter ausgedehnt haben.

Rapsanbau 2022
Bundesweites Areal für die Ernte 2022 wird bei mehr als 1 Million Hektar gesehen - Mehr von der Ölfrucht vor allem im Nordwesten sowie Osten und Süden ausgesät. (c) proplanta
Der Vorstandsvorsitzende der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP), Detlef Kurrek, taxierte bei einer Online-Pressekonferenz am Dienstag Woche (16.11.) die betreffende Fläche auf 1,05 Mio. ha bis 1,08 Mio. ha; das wären 50.000 ha bis 80.000 ha mehr als im Vorjahr ausgesät worden war.

Damit würde sich der Rapsanbau in Deutschland nach dem dürrebedingten Einbruch 2018 wieder dem langjährigen Durchschnitt nähern. Kurrek zufolge kam es in allen Landesteilen zu einer Ausdehnung des Anbaus der schwarzen Ölfrucht, vor allem in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie in Bayern und Baden-Württemberg.

Unterdessen präsentierten sich die Rapsbestände derzeit überwiegend in einem guten und der Jahreszeit angemessen entwickelten Zustand. Früh gesäte Flächen hätten sich teilweise sehr üppig entwickelt, so dass die Pflanzen in den vergangenen Wochen eingekürzt worden seien, berichtete der UFOP-Präsident. Derweil warb der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der UFOP, Dietmar Brauer, für die neuen Züchtungstechnolologien.

Bereits Insektizide mehrfach eingesetzt

Sorgen bereiten Kurrek zufolge jedoch regional schwach entwickelte und durch Herbstschädlinge in Mitleidenschaft gezogene Feldbestände. Insbesondere in den östlichen und nördlichen Bundesländern hätten Rapserdflöhe regional starke bis sehr starke Fraßschäden an den jungen Pflanzen verursacht.

Zum Teil hätten bereits Mehrfachbehandlungen mit Insektiziden durchgeführt werden müssen. Aufgrund der attraktiven Erzeugerpreise hätten viele Landwirte aber verhalten reagiert und seien auch bereit gewesen, schwache Bestände zunächst weiter zu führen. Deshalb seien Umbrüche und Auswinterungen in den kommenden Wochen nicht auszuschließen.

Regional noch extreme Trockenheit im Unterboden

Der UFOP-Vorstandsvorsitzende wies außerdem darauf hin, dass der verregnete Sommer in diesem Jahr die Situation mit Blick auf die mangelnde Feuchtigkeit im Unterboden zwar deutlich entspannt habe. Allerdings halte insbesondere in weiten Regionen von Brandenburg und Sachsen-Anhalt laut dem Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) die extreme bis außergewöhnliche Trockenheit im Unterboden bis 1,80 m Tiefe weiter an.

Damit in der kommenden Ernte hohe bis sehr hohe Kornerträge realisiert werden könnten, benötigten die Rapspflanzen in den nächsten Monaten ausreichende Niederschläge und eine regelmäßige Wasserversorgung, betonte Kurrek.

Politisch bedingt höhere Kosten

Den Preisanstieg für Raps nach der Ernte 2021 begründete der UFOP-Vorsitzende unter anderem auch mit dem saisonalen Bedarf an Rapsöl für die Biodieselproduktion. Auf der Nordhalbkugel müsse dem fossilen Diesel nämlich zurzeit Biodiesel aus Rapsöl beigemischt werden, um die Winterqualität der Treibstoffe zu erfüllen.

Dies sei „das Marktsicherungsinstrument“ für die Rapsölnachfrage und damit für den Rapsanbau in der Europäischen Union. In dem Zusammenhang betonte Kurreck, dass das aktuell hohe Erzeugerpreisniveau für Raps auch in Zukunft erforderlich sei und begründete dies mit der Kompensation von zusätzlichen Restriktionen, unter anderem durch die „massive Extensivierungsstrategie auf nationaler Ebene“.

Beispiele dafür sind dem Verbandschef zufolge die Düngeverordnung, andere Umweltauflagen und die restriktive Praxis bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln. Zudem müsse die Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission mit der angekündigten Reduzierung des Einsatzes von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln umgesetzt werden.

Außerdem sei wegen der CO2-Bepreisung mit einer stetigen Verteuerung von Betriebsmitteln wie Dünger und Kraftstoff zu rechnen. Ferner sehe die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) strengere Auflagen vor, wobei der entsprechende finanzielle Ausgleich aber abgebaut werde.

Brauer: Gentechnikrecht anpassen

Kurrek forderte die neue Bundesregierung und die EU-Kommission auf, die aktuelle Marktsituation anzuerkennen und sich mit Blick auf die Nutzung von Anbaubiomasse für Biokraftstoffe nicht wieder hinter einer „Tank-Teller-Diskussion“ zu verstecken. Zu hoffen sei, dass die neue Bundesregierung die Möglichkeiten der nachhaltigen Bioenergieproduktion in all ihren Facetten als Chance auch für die Landwirtschaft begreife.

Unterdessen kritisierte der stellvertretende UFOP-Vorstandsvorsitzende Brauer, dass der europäischen Agrarwirtschaft weiterhin die Option der Anwendung von CRISPR/Cas durch eine zweifelhafte Einstufung und ein veraltetes Gentechnikrecht verwehrt werde. Allerdings gebe es erste Signale auf der Ebene der EU-Kommission, dass die Potentiale der neuen Züchtungstechnologien für die Zielerreichung der Farm-to-Fork-Strategie gesehen würden.

„Wir brauchen daher baldmöglich ein an den aktuellen Stand der Wissenschaft angepasstes Gentechnikrecht, damit wir den Landwirten schneller die notwendigen, regional angepassten neuen Sorten zur Verfügung stellen können“, betonte Brauer.

Deutlich unter langjährigem Mittel

Laut der vom Statistischen Bundesamt (Destatis) im September veröffentlichten Schätzung hatten die Landwirte in Deutschland zur Ernte 2021 auf fast genau 1 Mio. ha Winterraps angebaut. Einschließlich des Sommerrapses und Rübsen belief sich die Anbaufläche auf insgesamt 1,004 Mio. ha, was im Vergleich zum Vorjahr einer Ausdehnung von gut 46.000 ha beziehungsweise annähernd 5 % entsprochen hatte.

Das Bundesland mit der mit Abstand größten Rapsfläche ist Mecklenburg-Vorpommern, wo die schwarze Ölfrucht zur Ernte 2021 auf 174.200 ha ausgesät worden war. Es folgten Sachsen-Anhalt mit 121.600 ha, Sachsen mit 103 900 ha und Thüringen mit 102.600 ha. In Westdeutschland wies Bayern mit 93.700 ha die größte Rapsfläche auf.

Die Ernte der Ölfrucht blieb 2021 trotz der Anbauausweitung unter dem Vorjahresniveau, wenn auch nur leicht: Mit 3,515 Mio. t lag das diesjährige deutsche Gesamtaufkommen an Raps und Rübsen laut der amtlichen Schätzung um 8.000 t unter der Menge von 2020. Das Mittel der Jahre 2015 bis 2020 wurde dem Destatis zufolge um annähernd 470.000 t beziehungsweise 11,8 % verfehlt.
AgE
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