In ihrem am Donnerstag (11.6.) veröffentlichten Update rechnen die Washingtoner Beamten - normale Witterungsbedingungen bis zum Drusch vorausgesetzt - jetzt mit einer weltweiten Produktionsmenge von 773,4 Mio t Weizen.
Gegenüber der laufenden Saison würde das ein Plus von 9,1 Mio t bedeuten. Diesem Rekordaufkommen steht in der globalen Versorgungsbilanz für 2020/21 ein prognostizierter Verbrauch von 753,2 Mio t gegenüber. Aufgrund des Angebotsüberhangs könnten die weltweiten Weizenreserven bis zum Saisonende auf das Rekordhoch von 316,1 Mio t steigen.
Die große Mehrheit der Marktanalysten hatte im Vorfeld nicht mit solchen „bärischen“ Zahlen gerechnet. Die Futures auf Weizen an der
Terminbörse in Chicago gaben als Reaktion auf die frischen Bilanzen aus Washington spürbar nach.
Der Frontmonat verlor nach Veröffentlichung der Zahlen am vorigen Donnerstag fast 2 % an Wert und rutschte am Ende des Handelstages unter die psychologisch wichtige Marke von 5 $/bu (162 Euro/t). Kurzfristig rechnen Marktanalysten auch beim
Matif-Weizen mit weiteren Kursverlusten.
Wenige Wochen vor dem Druschbeginn auf der Nordhalbkugel sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieses Jahr noch ein „Wettermarkt“ ausbildet. Am Donnerstag (11.6.) beendete der Septemberkontrakt den Handel in Paris auf einem Kursniveau von 182,50 Euro/t. Ende April hatten für die gleiche Laufzeit noch fast 10 Euro/t mehr angelegt werden müssen.
Australien vor ComebackMaßgeblich für die überraschend deutliche Korrektur der globalen Produktionsmenge bei Weizen waren aktualisierte Statistiken der Regierungen in Indien undAustralien. „Down Under“ wird jetzt für 2020/21 gegenüber der laufenden Kampagne ein Sprung bei der Weizenerzeugung um 10,8 Mio. t auf 26 Mio. t erwartet, da das Land sich von einer mehrjährigen Dürre erholt. In Indien soll die Weizenproduktion im Jahresvergleich um 3,5 % steigen, und zwar auf das Rekordhoch von 107,2 Mio. t.
Die diesjährige Weizenernte in Russland sieht das US-Agrarressort gegenüber der Mai-Prognose dagegen unverändert bei 77 Mio. t, was gegenüber 2019 aber ein Plus von 3,4 Mio. t bedeutet.
In Europa zeichnen sich derweil immer deutlicher die Folgen der Frühjahrstrockenheit ab. Das Weizenaufkommen in den 28 EU-Ländern könnte um fast 14 Mio. t auf 141 Mio. t zurückgehen; vor vier Wochen hatten die Washingtoner Beamten in der Europäischen Union zumindest noch 2 Mio. t mehr für möglich gehalten. Die Weizenerzeugung in der Ukraine taxiert das USDA für 2020/21 jetzt auf 26,5 Mio. t statt bisher 28 Mio. t.
Aktuelle Weizenkurse an der MATIF