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20.12.2020 | 01:20 | Weizenpreise 

Weizenpreise am Terminmarkt zunehmend volatil

Paris - Futureskurse in Paris und Chicago auf Achterbahnkurs als Reaktion auf „bärische“ Erntedaten und Russlands Exportbeschränkung - Premier Mischustin verfügt Ausfuhrkontingent plus Zoll von Mitte Februar bis Ende Juni 2021 - USDA erwartet Rekord für globalen Weizenexport 2020/21 - Chinas Importe dürften so umfangreich wie zuletzt 1995/96 ausfallen - Globale Lagerbestände werden dennoch voraussichtlich ein Rekordniveau erreichen.

Weizen-Kurse Matif
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Weizenpreise an der Matif (c) proplanta
Zuletzt sorgten die angekündigten Exportbeschränkungen Russlands für deutlichen Aufwind, nachdem die Kurse zuvor unter anderem wegen optimistischer Ernteaussichten in Australien noch unter Druck gestanden hatten.

Der Matif-Kontrakt auf Weizen mit Fälligkeit im März 2021 hatte vor etwa drei Wochen ein Zweijahreshoch bei 212,75 Euro/t markiert. Bis zum 7. Dezember rutschte der Kurs dann auf 199 Euro/t ab, um in den Folgetagen jedoch wieder deutlich nach oben zu klettern. Am Donnerstag (17.12.) wurde der betreffende Future für 207,25 Euro/t abgerechnet.

Der Chicagoer Weizenkontrakt mit Fälligkeit im März 2021 kostete am Freitagmorgen (18.12.) gegen 9.45 Uhr hiesiger Zeit 6,12 $/bu (185 Euro/t); das waren gut 8 % mehr als das Zwischentief vom 7. Dezember. Die jüngste Aufwärtsbewegung der Weizenkurse begründen Analysten mit dem Agieren des inzwischen mit Abstand weltweit größten Exporteurs dieses Getreides, nämlich Russland. Zunächst waren es Gerüchte, dass Moskau bald einen Ausfuhrzoll auf Weizen erheben könnte.

Am Dienstag (15.12.) wurde dies vom russischen Landwirtschaftsministerium bestätigt. Ziel sei es, die Preise auf dem Lebensmittelmarkt im eigenen Land zu stabilisieren, hieß es.

Quote von 17,5 Millionen Tonnen



Nach Angaben des Agrarressorts hat Russlands Premierminister Mikhail Mischustin ein Gesetz unterzeichnet, das für die Ausfuhr von Getreide im Zeitraum vom 15. Februar bis zum 30. Juni 2021 für Zielländer, die nicht zur russisch-kasachisch-weißrussischen Zollunion gehören, eine Ausfuhrquote von insgesamt 17,5 Mio t vorsieht.

Innerhalb dieses Kontingents wird für Weizen ein Zoll von 25 Euro/t erhoben. Die betreffenden Zollsätze für Roggen, Gerste und Mais belaufen sich dagegen auf jeweils 0 %. Für ausgeführte Getreidemengen, die die Quote übertreffen, soll allerdings ein Zollsatz von 50 % des Warenwertes gelten, wobei der Mindestsatz bei 100 Euro/t liegt.

Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) veranschlagt die Weizenexporte Russlands in der Vermarktungssaison 2020/21 in seinem aktuellen Dezemberbericht auf 40,0 Mio t; im November waren 500.000 t weniger erwartet worden. Begründet wurde dies mit der russischen Weizenernte, die mit 84 Mio t größer als bislang gedacht ausgefallen sei.

Hoher Importbedarf Chinas



Allerdings dürften die Washingtoner Experten bei ihrer nächsten Ausfuhrprognose die neuen Exportbeschränkungen mit einem Abschlag berücksichtigen. Indes hob das Ministerium seine Voraussage für die globalen Weizenexporte 2020/21 um 1,7 Mio t auf den neuen Rekord von 192,1 Mio t an; das wären 800.000 t oder 0,4 % mehr als im Vorjahr.

Im Einzelnen wurde für die kanadischen Weizenexporte ein Aufschlag von 1 Mio t auf 26 Mio t vorgenommen; damit würde die Vorjahresmenge um 2,5 Mio t oder 10,7 % übertroffen. Damit im Einklang setzten die Washingtoner Fachleute ihre Voraussage für die chinesischen Weizenimporte im aktuellen Wirtschaftsjahr um 500.000 t auf 8,5 Mio t herauf. Das wären die umfangreichsten Einfuhren der Volksrepublik an dem Nahrungsgetreide seit 25 Jahren. In der vergangenen Saison hatte China „nur“ 5,4 Mio t Weizen am Weltmarkt gekauft.

Schwache Frosttoleranz



Mehr Weizen als bisher angenommen dürften laut dem USDA auch die Europäische Union und das Vereinigte Königreich einführen, nämlich zusammen rund 6,0 Mio t. Damit würde die 2019/20 importierte Menge um 1,2 Mio t oder ein Viertel übertroffen.

Begründet wird diese Einschätzung mit dem rückläufigen Inlandsangebot an Weizen in der Gemeinschaft. Unterdessen meldete das Monitoring Agricultural ResourceS (MARS) der Europäischen Kommission für die Zeit vom 1. November bis zum 8. Dezember eine im langjährigen Vergleich sehr milde Witterung in der EU. Deshalb habe der Winterweizen erst relativ spät mit der Entwicklung von Winterhärte beginnen können. In der Folge dürfte die Frosttoleranz der Kulturen in großen Teilen von Mittel-, Südost-, West- und Südeuropa nur schwach ausgeprägt sein, gaben die Brüsseler Fachleute zu bedenken.

Global deutlicher Produktionsüberschuss



Den globalen Weizenverbrauch 2020/21 sieht das USDA nun bei 757,8 Mio t; im November war noch von 5,1 Mio t weniger ausgegangen worden. Dabei dürfte China nach der aktuellen Einschätzung der Washingtoner Fachleute 134,0 Mio t Weizen und damit rund 3,0 Mio t mehr benötigen als bislang gedacht, und zwar vor allem Futterweizen. Das wäre die größte Verbrauchsmenge seit 2012/13. Auch für die EU-27 und das Vereinigte Königreich wurde der voraussichtliche Weizenbedarf nach oben angepasst, und zwar um 500.000 t auf 118,5 Mio t; das Vorjahresvolumen würde demnach aber noch um 4 Mio t verfehlt.

Dem US-Ministerium zufolge wird die Weltweizenerzeugung 2020/21 mit 773,7 Mio t den erwarteten Verbrauch um 15, 9 Mio t übertreffen. Unter dem Strich heißt dies, dass die globalen Lagerbestände bis zum Ende dieser Saison auf die Rekordmenge von 316,5 Mio t Weizen steigen werden, wovon aber allein gut die Hälfte auf China und rund ein Zehntel auf Indien entfallen sollen.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8222 Euro

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