Frost zur Blüte, lange Trockenheit im Sommer: Die Streuobsternte fällt dieses Jahr extrem mau aus. Thüringer, die sich auf leckeren Saft aus eigener Ernte gefreut haben, hatten deswegen schlechte Karten. Und die Mostereien müssen hohe Einbußen verkraften. (c) proplanta
«Das ist das schlechteste Jahr aller Zeiten», sagte Simone Hahn von der Fruchtsaftkelterei Werra-Gold in Bad Salzungen mit Blick auf die aktuelle Ernte in Gärten und auf Streuobstwiesen.
Die Lohnmosterei Rabold in Dreitzsch (Saale-Orla-Kreis) berichtete in einer dpa-Umfrage über Einbußen von 90 Prozent. Zunächst habe Frost zur Obstblüte im Frühjahr den Bäumen zugesetzt, später dann der sehr trockene Sommer, hieß es. Einige Mostereien haben deswegen vorzeitig die Obstannahme geschlossen.
«Das ist eine ganz schwierige Situation für uns Lohnmoster», erklärte Manfred Rabold. In normalen Jahren verarbeite er 800 bis 900 Tonnen Äpfel zu Saft. «Dieses Jahr waren es nur 70 Tonnen.» Die Preise habe der
Betrieb trotzdem nicht erhöht, versichert Rabold. In Dreitzsch wurden vorige Woche die letzten Äpfel zu Saft gepresst.
Eine Woche früher als sonst hat Werra-Gold die Obstannahme am Wochenende dicht gemacht. Zu genauen Verarbeitungsmengen will Hahn sich nicht äußern, allerdings seien dieses Jahr die angelieferten Äpfel durch die lange Trockenheit sehr klein gewesen. Der Betrieb nimmt auch Birnen und
Zwetschgen, aber auch
Beeren an - dies sei in den vergangenen Jahren aber weniger geworden.
Die Saison beendet hat am Reformationstag auch die Mobile Mosterei der Grünen Liga. Zum Abschluss wurde dabei nicht nur Obst, sondern auch Gemüse wie Rote Beete zu Saft verarbeitet. «In Summe haben wir weit weniger Obst als letztes Jahr», berichtete Grit Tetzel. Sie schätzt, dass die Ernte - regional verschieden - um ein Drittel bis zur Hälfte schlechter war als in einem normalen Jahr. «Hinzu kommt, dass die Saftausbeute sehr gering war.»
Die Mobile Mosterei ist seit 2009 vor allem in Mittelthüringen unterwegs. Hier können sich Privatleute und Firmen Saft aus ihren eigenen Früchten pressen lassen. Dieses Jahr mussten sie dafür etwas mehr bezahlen - allerdings nicht wegen der schlechten Obsternte, wie Tetzel beteuerte. Vielmehr seien die Verpackungskosten wegen Zahlungen an das Duale System gestiegen. Dies sei an die Kunden weitergereicht worden.
Mit der miesen Ernte heimischer Früchten in Gärten und auf
Streuobstwiesen ist Thüringen nicht allein: Bundesweit werde sich die Streuobsternte auf nur 200.000 Tonnen belaufen, informierte der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie. Das sei vermutlich die schwächste Ernte seit 1991. Die geringe Ernte habe zur Folge, dass Äpfel im Vergleich zum Vorjahr aktuell das Dreifache kosteten, hieß es.