Die Züchtung konzentriert sich mittlerweile fast ausschließlich auf Hybridsorten. So wurden in Deutschland in den letzten drei Jahren 23 Hybridsorten zugelassen, aber nur noch eine Liniensorte. In Sachsen haben Liniensorten in der Praxis noch einen Anteil von gut 20 %.
Bei der Sortenwahl kommt es vorrangig auf den Kornertrag und den Ölgehalt an. Neben der Ertragshöhe sollte die Ertragsstabilität über die Jahre beachtet werden. Zwischen den Sorten bestehen deutliche Unterschiede beim Ölgehalt, die teilweise bis zu 4 %-Punkte ausmachen. Hohe Ölgehalte verbessern bekanntlich den Erlös durch die Gewährung von Preisaufschlägen auf den Grundpreis.
Bei der Standfestigkeit liegen inzwischen alle in Deutschland zugelassenen Sorten auf einem guten bis ausreichenden Niveau. Dabei ist diese Eigenschaft unabhängig von der Pflanzenlänge, d.h. auch längere
Rapssorten können eine geringe Lagerneigung aufweisen.
Bei der Phomatoleranz besteht weiterhin eine ausgeprägte Differenzierung. Mit vergleichsweise gesunden Sorten ist ein aufwandsreduzierter Anbau möglich. Allerdings hat sich gezeigt, dass gesunde Sorten mitunter später abreifen und daher bei ungünstiger Witterung schwieriger zu beernten sind. Einige Sorten weisen eine geringere Reifeverzögerung des Strohs auf, eine Eigenschaft, die sich günstig auf die Beerntbarkeit auswirkt.
Die Wahl mehrerer Sorten mit unterschiedlichen Eigenschaften bei Herbst- und Frühjahrsentwicklung sowie Reifeverhalten trägt dazu bei, das Anbaurisiko zu vermindern sowie Arbeitskräfte und Maschinen gleichmäßiger auszulasten. Entscheidend für die Saatzeiteignung ist vor allem die Neigung zum Schossen im Herbst, die bei jeder Sorte unabhängig vom Sortentyp im Einzelnen zu beachten ist.
Für Flächen mit Kohlherniebefall stehen neuere resistente Sorten mit verbessertem Ertragsvermögen zur Verfügung. Alle diese Sorten sind gegen die gleichen Kohlhernierassen resistent wie die ältere Sorte Mendel. Auch wenn sie im Ertrag und in der Qualität verbessert sind, sollten sie nur bei nachgewiesenem Befall angebaut werden, damit die rassenspezifische Resistenz möglichst lange erhalten bleibt.
Auf Grundlage der LSV 2013 bis 2015 in den Anbaugebieten Lö-Standorte, V-Standorte und D-Süd-Standorte werden für die Aussaat 2016 die in der Tabelle aufgelisteten Winterrapssorten empfohlen. Eine ausführliche Beschreibung der Sorten kann im Internet unter www.smul.sachsen.de/lfulg abgerufen werden. In die diesjährigen LSV mit
Winterraps wurden sechs neue Sorten aufgenommen. Diese können zusammen mit den bereits in den Vorjahren geprüften Sorten bei den Feldtagen des LfULG in Augenschein genommen werden.
Tabelle: Sortenempfehlungen Winterraps (Stand Juni 2016)
| Lö-Standorte | V-Standorte | D-Süd-Standorte |
Liniensorten |
Arabella, ES Alegria, Patron, Sherlock |
Arabella, ES Alegria, Patron, Sherlock |
ES Alegria* |
Hybridsorten |
Avatar, Comfort, Arsenal, PR46W20, PR46W26, Sherpa, Mercedes (vorläufig), Penn (vorläufig) |
Avatar, Comfort, Arsenal, PR46W20, PR46W26, Sherpa, Mercedes |
Avatar, Comfort, Arsenal, PR46W20, PR46W26*, Sherpa*, Mercedes, Marathon, SY Vesuvio, Penn (vorläufig) |
* auslaufende Empfehlung