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05.09.2022 | 11:46 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Pflanzenschutz in Winterraps optimieren

Karlsruhe - „Je nach Saattermin ist der Raps im 2-Blattstadium (BBCH 12) oder am Auflaufen,“ so die im LRA Schwarzwald-Baar-Kreis Pflanzenschutzverantwortliche, neue Beraterin K. Simon vom Landwirtschaftsamt Donaueschingen in ihren aktuellen Warndiensthinweisen die wieder mit vielen praktischen Tipps gespickt sind.

Rapsanbau
(c) proplanta
Zur Überwachung von Rapserdfloh und schwarzen Kohltriebrüssler sollten nach der Saat Gelbschalen aufgestellt werden. Betriebe die zum IPS Plus (landesspezifische Vorgaben zum integrierten Pflanzenschutz) verpflichtet sind, müssen als Pflichtmaßnahme Gelbschalen aufstellen. Dabei ist zu beachten:

- bis zu 2 ha Schlaggröße oder Bewirtschaftungseinheit mindestens eine Gelbschale ca. 20 m vom Feldrand entfernt,

- bis 10 ha eine weitere Gelbschale

- darüber pro 10 ha eine weitere Gelbschale aufstellen.

Die Kontrolle der Schalen muss dokumentiert werden. Für einen besseren Fang, die Schalen zur Hälfte in den Boden eingraben – und das Abdeckgitter nicht vergessen.

Der Rapserdflohbefall schwankt auf der Baar von Jahr zu Jahr. Typisch ist der Sieblochfraß an den Keim- aber auch an den ersten Laubblättern und sollte nicht mit Schneckenfraß verwechselt werden. Maßnahmen gegen den Käfer sollten sich an folgenden Bekämpfungsrichtwerten orientieren:

- 10% zerstörte Blattfläche vom Auflaufen bis zum 3-Blattstadium 

- 50 - 75 Käfer in 3 Wochen in der Gelbschale bis zum 6-Blattstadium

Sofern kein früher Starkbefall vorliegt, sollte bei Bekämpfungsrichtwertüberschreitung der späte Behandlungstermin Mitte/Ende Oktober bevorzugt werden. Zu diesem Termin sind alle Käfer zugeflogen und die ersten jungen Larven werden miterfasst. Larvenkontrolle in den Blattstielen im Spätherbst:

- 3 Larven/Pflanze in schwachen Beständen

- 5 Larven/Pflanze in kräftigen Beständen

Der schwarze Kohltriebrüssler, fliegt etwas später als der Erdfloh zu und verursacht vor allem bei warmer Herbstwitterung bemerkbare Schäden. Der Befall ist nur mit einer Gelbschale feststellbar. Hier gilt folgender Bekämpfungsrichtwert:

- 10 Rüssler in drei Tagen in der Gelbschale 

Auf der Baar können beide Schädlinge gemeinsam auftreten. Hier sollte sich ein Insektizid-Einsatz ab dem 1-Blattstadium am Bekämpfungsrichtwert des Schwarzen Kohltriebrüsslers orientieren, damit mit einer Behandlung gleich beide Schädlinge wirksam bekämpft werden.

Die Eschinger Expertin empfiehlt: Die eigenen Schläge regelmäßig kontrollieren und erst bei Überschreiten der Bekämpfungsrichtwerte eine insektizide Maßnahme in Betracht ziehen. Auf keinen Fall zu früh behandeln, gerade beim Rapserdfloh sind die späteren Behandlungstermine effektiver. Eine geringe Luftfeuchtigkeit und hohe Tagestemperaturen können bei allen Pflanzenschutzmaßnahmen Wirkungsminderungen verursachen. Unter solchen Bedingungen raten wir dringend, nur in den Morgen- oder Abendstunden zu fahren.

Praxistipps: Mittel gegen den Rapserdfloh sind im Merkblatt Integrierter Pflanzenschutz 2022 in Tab. 42 auf den Seiten 88 und 89 zu finden.

In Ergänzung dazu hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zwei Notfallzulassungen für die Insektizide Exirel und Minecto Gold mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole erteilt. Diese Mittel haben einen anderen Wirkungsmechanismus als die Pyrethroide, die eine fortschreitende Resistenzentwicklung gegen den Erdfloh aufzeigen.

Mittel mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole dürfen nur einmal innerhalb eines Kalenderjahres ausgebracht werden. Die Saat von mit Lumiposa gebeizten Saatgut gilt nicht als Anwendung. Bitte die Gebrauchsanleitung der Pflanzenschutzmittel unbedingt beachten.

(Informationen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis vom 30.08.2022)
LTZ Augustenberg
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