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15.03.2009 | 11:02 | Verhaltensforschung 

Jede Kuh hat ihren eigenen Kopf

München - Wer denkt, Kühe wären lediglich Gras fressende Wiederkäuer, der liegt völlig falsch.

Wiederkäuer Verhaltensforschung
(c) proplanta
Was Landwirte durch ihren täglichen Umgang mit den Tieren bereits wissen, wird auch von Verhaltensforschern bestätigt: Kühe sind hochsensible Lebewesen, die sehr empfindsam auf ihr Umfeld reagieren und sich durch ganz individuelle Charaktereigenschaften auszeichnen. Auch menschliche Ansprache und Zuwendung sind wichtig für die Tiere und ihr Wohlbefinden.

„Kühe haben zweifellos ihr eigenes Wesen“, erklärt der Tierarzt und ehemalige Leiter des Fachgebietes für Tierhaltung und Verhaltensforschung an der TU München Professor Dr. Dr. Hans Hinrich Sambraus im Gespräch mit der Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft. Einige Tiere leben lieber isolierter, während viele den Kontakt zu ihren Artgenossen suchen. So konnte, zumeist unter gleichaltrigen Kühen, ein beinahe freundschaftliches Verhalten beobachtet werden. Dies äußert sich darin, dass ein und dieselben Kühe immer gemeinsam auf der Weide grasen. „Diese Tiere kennen sich oft ein Leben lang und haben sozusagen zusammen im Sandkasten gespielt“, beschreibt Verhaltensforscher Sambraus diese tierischen Beziehungen.

Die Persönlichkeit einer Kuh zeigt sich vor allem auch im Verhalten dem Menschen gegenüber: „Einige Tiere sind zutraulicher und andere scheuer, einige eher schreckhaft und andere wiederum sind gelassener oder gar neugierig“, so Professor Sambraus. Diese spezifischen Eigenschaften stehen dabei in Unabhängigkeit von der jeweiligen Kuhrasse und treten auch innerhalb einer Rasse in ganz unterschiedlicher Ausprägung auf. Kühe sind somit sehr individuelle Tiere, die – nicht viel anders als die Menschen – ihre einzigartigen Charaktereigenschaften leben.

Wenn die Kuh gemäß einer geläufigen Redensart im Volksmund häufig gerne als dumm geschimpft wird, so ist sie es nicht. Im Gegenteil, besonders über ihr ausgeprägtes Sehvermögen nimmt die Kuh ihre Umwelt sehr gut wahr. „Auf der Weide können Kühe auch auf Entfernung erkennen, wer da kommt und ob dies eine für sie bekannte oder unbekannte Person ist“, erläutert Professor Sambraus. Selbst die Stimme ihres Besitzers können die Tiere von anderen Stimmen unterscheiden.

Folglich ist auch das Verhältnis zwischen Kuh und Halter wichtig. „Durch Zuwendung und persönliche Ansprache der Kühe beim Namen entsteht meist eine enge Bindung zwischen Mensch und Tier, die den Umgang miteinander erleichtert. Wenn ein Tierbesitzer sein Tier behutsam und freundlich behandelt, kann sich das durchaus sogar auf die Milchmenge auswirken“, so der Verhaltensforscher. (PD)
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