In einer am Donnerstag in Schwerin verbreiteten «Agenda 45-0-10» plädiert der Landesanglerverband dafür, das Fangmindestmaß für Dorsch von derzeit 35 auf 45 Zentimeter heraufzusetzen. Bei solcher Größe sei erfahrungsgemäß sicher, dass der Dorsch wenigstens einmal gelaicht hat. Bei kleineren Fischen sei dies nicht gewährleistet.
Zudem soll in der
Schonzeit bis Ende März ein generelles Fangverbot herrschen. Statt 0 seien derzeit noch 3 Tiere pro Tag als «Baglimit» erlaubt. «Schonzeit heißt in Ruhe laichen lassen, also nicht gefangen werden», heißt es in der Mitteilung. Dafür soll die Fangmenge je Tagesausfahrt nach Ende der Schonzeit von derzeit 5 auf 10 Dorsche erhöht werden.
«Wir bezeichnen diese 10 als psychologisch wertvolles Maß, da ohnehin die meisten Angler gar nicht so viele Dorsche pro Tag fangen», heißt es zur Begründung. Die Debatte um die
Mengenbegrenzung auch für Angler habe dazu geführt, dass «von Eckernförde bis Sassnitz in erheblichem Umfang Angeltouren storniert» werden.
Mit seinen Vorschlägen tritt der Landesanglerverband den seit diesem Jahr geltenden Vorgaben der EU entgegen. Die EU-Fischereiminister hatten sich im Oktober vorigen Jahres darauf verständigt, die Fangmenge in der westlichen Ostsee im Jahr 2017 um 56 Prozent gegenüber 2016 zu kürzen. Den deutschen Fischern werden in dem Fanggebiet demnach noch 1.194 Tonnen Dorsch zugebilligt.
Erstmals wurden Obergrenzen auch für Freizeitfischer eingeführt, da sie mittlerweile ähnlich viel Dorsch aus der Ostsee holen würden wie Berufsfischer, hieß es. In der Laichsaison im Februar und März dürfen pro Angler höchstens drei Dorsche pro Tag geangelt werden, im Rest des Jahres fünf, laut Verband ab einer Länge von 35 Zentimetern.
Nach Ansicht des Anglerverbandes, der in Mecklenburg-Vorpommern rund 44.000 Mitglieder zählt, entsprechen die EU-Vorgaben aber «nicht der Biologie des Dorsches». Die Vorschläge in der «Agenda 45-0-10» zielten hingegen mit praktikablen Lösungen auf die Erholung des Dorschbestandes.
Dass es zu einem erheblichen Einbruch in der westlichen Ostsee gekommen ist, sei von der Wissenschaft belegt. Auch die Angler müssten daher einen Beitrag zur Erholung der Dorschbestände leisten, erklärte der Verband.
Der Wissenschaftliche Rat für Meeresforschung (ICES) hatte wegen der schlechten
Bestandsentwicklung sogar eine Reduzierung der Fangmenge um 88 Prozent gefordert.
Umweltverbände kritisierten die Einigung in der EU daher als ungenügend. Die Kürzungen reichten nicht aus, damit sich der vor dem Kollaps stehende westliche Dorsch von der
Überfischung erhole, kritisierte der Umweltschutzverband WWF.
Der Direktor des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock, Christopher Zimmermann, sprach hingegen von einem tragbaren Kompromiss. Es sei positiv, dass erstmals auch Freizeitfischer Obergrenzen bekämen. Mit der Quote auf Berufs- und Freizeitfischerei zusammen komme die EU in die Nähe der ICES-Empfehlung von 88 Prozent.