Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
12.02.2013 | 09:28 | Antibiotikaeinsatz 

China setzt gefährliche Mengen Antibiotika in Schweinemast ein

Washington - Wissenschaftler haben vor dem unkontrollierten Einsatz von Antibiotika in der chinesischen Schweinemast gewarnt.

Schweinemast
(c) proplanta
Die massive Nutzung führe zur Ansammlung von Resistenzgenen in der Umwelt, berichten Forscher aus China und den USA. Sie fanden auf drei großen Schweinefarmen insgesamt 149 verschiedene Resistenzgene, zum Teil in hoher Konzentration. Da Bakterien die Gene untereinander austauschen können, bestehe die Gefahr, dass Antibiotika auch bei der Behandlung von Infektionskrankheiten des Menschen zunehmend ihre Wirkung verlieren, schreiben die Forscher in den «Proceedings» der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften.

Nach Angaben der Autoren um Yong-Guan Zhu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften ist China weltweit der größte Produzent und Konsument von Antibiotika. Der Einsatz der Medikamente sei in der Tierhaltung nicht kontrolliert. Das führe oft dazu, dass große Mengen zur Behandlung von Krankheiten, aber auch zur Wachstumsförderung eingesetzt würden. Rückstände fänden sich dann auch im Mist und gelangten darüber in den Boden.

Um die genauen Folgen des Antibiotika-Einsatzes zu untersuchen, nahmen Zhu und seine Mitarbeiter auf drei großen Schweinefarmen in drei Gegenden Chinas jeweils Mist-, Kompost- und Bodenproben. Insgesamt fanden sie 149 verschiedene Resistenzgene, die Bakterien prinzipiell gegen alle Hauptklassen von Antibiotika unempfindlich machen können. Die Konzentration der 63 am weitesten verbreiteten Resistenzgene lag im Schnitt 192-fach über den Kontrollproben, wie unberührtem Waldboden oder antibiotikafreiem Mist. Teilweise war die Konzentration 28.000-fach erhöht, berichten die Wissenschaftler.

In weiteren Untersuchungen stellten sie fest, dass in ihren Proben auch die Menge sogenannter Transposasen erhöht war. Das sind Enzyme, die bei der Weitergabe von Resistenzgenen eine Rolle spielen. Die gleichzeitige Anreicherung von Resistenz- und von Transposasegenen erhöhe das Risiko, dass Resistenzgene aus der Tierhaltung auf Bakterien übertragen werden, die beim Menschen Krankheiten hervorrufen können, schreiben die Forscher.

«Die Resistenzgene können die Allgemeinbevölkerung über Lebensmittel, Trinkwasser oder den Kontakt mit Farmarbeitern erreichen», erläutert James Tiedje von der Michigan State University, der das Forschungsteam leitete. «Wegen dieser unerwünschten Ausbreitung stellen die Resistenzgene weltweit eine potenzielle Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Sie sollten daher als Schadstoffe klassifiziert werden.»

Das deutsche Friedrich-Loeffler-Institut weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass allein der Nachweis solcher Transposasegene noch nichts über die tatsächliche Weitergabe von Resistenzgenen aussagt.

In Europa dürfen Antibiotika in der Tierhaltung nur zur Behandlung von Krankheiten verabreicht werden. Der Einsatz zur Leistungssteigerung oder Wachstumsförderung ist grundsätzlich verboten. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Brexit-Folgen verschärfen britische Arzneimittelknappheit

 Großbrand in Schweinemastanlage entfacht Diskussion

 Brand in Mastanlage: Rund 20.000 Schweine verendet

 Ein Tresor für menschlichen Kot: Projekt will Darmbakterien retten

  Kommentierte Artikel

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet