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04.03.2018 | 11:01 | Marktanalyse 
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Deutsche Schweineproduktion im Abwärtstrend

Braunschweig - In Deutschland dürfte die Fleischerzeugung 2018 weiter abnehmen. So lautet zumindest das Ergebnis einer aktuellen Studie des Thünen-Instituts (TI) unter Federführung des Wissenschaftlers Dr. Josef Efken vom Institut für Marktanalysen (Dokumentation).

Marktanalyse Schweineproduktion
(c) contrastwerkstatt - fotolia.com
Im vergangenen Jahr war die gewerbliche Fleischproduktion hierzulande laut Statistischem Bundesamt (Destatis) um 2,0 % auf 8,11 Mio. t gesunken. Maßgeblich dafür war das geringere Schlachtviehaufkommen von Rindern und Schweinen. Mit Blick auf das laufende Kalenderjahr erwarten die Braunschweiger Experten für den Schweinemarkt bei rückläufigen Lebendeinfuhren und höheren -ausfuhren einen Rückgang des Schlachtaufkommens gegenüber 2017 um rund 650.000 Tiere oder 1,1 % auf 57,29 Millionen Schweine. Im Vergleich zu 2016 wären das fast 2,2 Millionen Tiere weniger.

Bei weitgehend unveränderten Schlachtgewichten soll die Schweinefleischerzeugung 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 % auf 5,4 Mio. t sinken; das wäre die niedrigste Menge seit 2009. Die Auslastung der vorhandenen Schlachtkapazitäten dürfte damit immer stärker zur Herausforderung für die Schlachtbetriebe werden. Als Ursachen für den rückläufigen Trend nennen die Analysten des TI unter anderem den anhaltenden Strukturwandel in der deutschen Schweinehaltung.

Die jährliche Aufgaberate bei den Schweinemästern lag von 2010 bis 2017 bei rund 4 %, bei den Zuchtsauenhaltern sogar bei 6 %. Grund dafür seien auch längere Preistäler gewesen. Die Betriebsaufgaben dürften sich fortsetzen und möglicherweise durch neue Auflagen im Tierschutz- und Umweltbereich noch verstärken. Zudem weisen die Experten auf den spürbar gesunkenen Schweinefleischverbrauch in Deutschland hin, der 2016 und 2017 um jeweils rund 2 % abgenommen hat. Seit 2010 haben die Konsumenten ihren Verzehr an Schweinefleisch um insgesamt etwa 10 % eingeschränkt. Durch den sinkenden heimischen Verbrauch dürfte der Selbstversorgungsgrad 2018 auf etwa 122 % steigen und damit die Exportorientierung der Branche noch vergrößern.

Unsicherheit bremst Produktion

Insgesamt sehen die Analysten des Thünen-Instituts die deutschen Schweinehalter vor großen Herausforderungen. Die Betriebe hätten immer höhere Anforderungen an die Haltung von Tieren und die Ausstattung von Anlagen zu erfüllen. Gleichzeitig gebe es aber eine große Zurückhaltung, Stallneubauten oder Stallerweiterungen in Angriff zu nehmen, da die nötigen Genehmigungen zunehmend aufwendiger zu erfüllen seien.

Darüber hinaus scheine sich auch eine Skepsis in der Praxis breit zu machen, inwieweit in Deutschland die Schweinefleischerzeugung in der aktuellen Form noch eine längerfristige Perspektive habe, heißt es in der Studie. Nicht nur skandalisierende Berichte, sondern auch seriöse Meinungsumfragen zu den Ansprüchen der Gesellschaft an eine moderne Tierhaltung wiesen nämlich auf einen erheblichen Änderungs- und Anpassungsdruck hin, dem nicht jeder Landwirt Folge leisten könne oder wolle.

Trotz der verschiedenen Entwicklungen auf dem Markt für Schweinefleisch wie Regionalität, Tierwohl oder Bio bleibe die Effizienz und Kostenführerschaft ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit auf Erzeugerebene. Dies sei, so die Autoren der Studie, aber nur selten mit kleinen Beständen zu erreichen.

Ein weiterer entscheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit sei zudem der Export. Der Nachfragerückgang in China im vergangenen Jahr und die daraus resultierende Preisabschwächung habe gezeigt, dass international günstige Absatzbedingungen nicht von Dauer sein müssten. Von der Aufnahmefähigkeit und Zahlungsbereitschaft der globalen Kunden werde deshalb auch zukünftig ein starker Einfluss auf den Schweinepreis ausgehen.

Schlachtrinderangebot soll sinken

Für die Rindfleischerzeugung prognostizieren die Marktanalysen aus Braunschweig für 2018 einen moderaten Rückgang um 0,6 % auf 1,12 Mio. t. Grund dafür ist das erwartet kleinere Schlachtviehangebot an Bullen und Färsen, während es bei den Kühen um 0,3 % größer ausfallen soll. Der Anstieg der Rindfleischeinfuhren dürfte sich fortsetzen und 2018 mit 530.000 t das Vorjahresniveau um 3,9 % übertreffen.

Die Rindfleischausfuhr soll dagegen aufgrund des wachsenden heimischen Bedarfs um 3,0 % auf 420.000 t abnehmen. Im Unterschied zu Schweinefleisch erfreut sich Rindfleisch nämlich seit 2014 wieder einer wachsenden Beliebtheit bei den Konsumenten. Erwartet wird deshalb, dass der Verbrauch im laufenden Jahr mit 1,23 Mio. t um 2,2 % höher ausfällt als 2017; der mittlere Pro-Kopf-Verzehr soll um 200 g auf 10,2 kg zunehmen. Der Selbstversorgungsgrad dürfte deshalb weiter sinken und sich von 97 % im Jahr 2017 auf 95 % im laufenden Jahr verringern. Zuletzt lag diese Kennzahl 1978 unter der 100-Prozentmarke, 2010 noch bei 117 %.

Imagegewinn für Rindfleisch

Selbst die in den beiden vergangenen Jahrenmoderat gestiegenen Verbraucherpreise für Rindfleisch haben laut TI die wachsende Nachfrage der Kunden danach nicht geschmälert. Laut einer Analyse der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) spielten dafür verschiedene Faktoren eine Rolle: So werde das zunehmende Interesse der Kunden an sehr hochwertigen Herkünften vom Lebensmitteleinzelhandel werblich und auch im angebotenen Sortiment unterstützt. Zudem vermittle Ware aus Argentinien oder den USA, ebenso wie Rindfleisch von außergewöhnlichen Rassen, eine Wertigkeit, was auch für eine exklusive Fleischbehandlung wie „Dry Aged“ gelte. So gelinge es, Rindfleisch ein attraktives Image zu geben. Dies sei gepaart mit imageförderlichen Trends, wie außergewöhnliches Grillen mit besonderen Geräten oder Grilltechniken.

Von Erzeugerseite werde darauf reagiert, indem immer mehr fleischbetonte Kreuzungskälber zur Mast genutzt würden. Dies zeige, so die TI-Experten, dass auch im Fleischmarkt positive Impulse möglich seien. Dafür bedürfe es eines Zusammenspiels mehrerer Akteure und Themen, um Verbraucher zu gewinnen. Zudem habe aber auch die positive Einkommenssituation in Deutschland eine förderliche Rolle für den Rindfleischabsatz gespielt.
 
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Kommentare 
cource schrieb am 05.03.2018 09:29 Uhrzustimmen(7) widersprechen(15)
sobald die grillsaison wieder los geht wird von den schindern auch wieder vermehrt schwein eingeworfen bis die schwarte kracht--warum gibt es eigentlich kein: deutschland sucht den fettesten/kranken deutschen schinder
Seeger schrieb am 04.03.2018 22:16 Uhrzustimmen(6) widersprechen(11)
Wieviel mehr an Islamisten haben wir in der Bundesrepublik?
Der Mehrverbrauch ist allein darauf zurückzuführen.
franzvonassisi schrieb am 04.03.2018 16:39 Uhrzustimmen(11) widersprechen(19)
Vielleicht liegt der Grund auch einfach darin dass sich der "Verbraucher" in seiner ethischen Haltung zu den verabscheuungswürdigen Haltungsbedingungen der armen Tiere neu positioniert, dass er die Masseninternierungen, Fehlbetäubungen und kriminellen Schlachtmethoden (Schweine bei vollem Bewusstsein ins Abbrühend, Rinder, die sich mit aufgeschnittenen Hälsen am Haken hängend noch aufbäumen) nicht mehr toleriert und zu dem einzig sinnvollen Result kommt: diesen ganzen Wahnsinn zu boykottieren. Vielleicht hat der eine oder andere Patient aufgrund seines katastrophalen Blutbilds ermahnende Worte von seinem Internisten bezüglich seiner Ernährung erhalten?
Dies alles war für mich vor Jahren der Grund für die Entscheidung, dass für mich kein Tier mehr stirbt. Meine internistischen Werte sind hervorragend, ich bin fit, schlank und schaue jeden Morgen in den Spiegel und kann mich mit gutem Gewissen anlächeln.
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