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31.05.2010 | 13:26 | Fischereipolitik  

Dicker Dorsch, dünner Hering

Hamburg - Der Wissenschaftliche Rat zur Erforschung der Meere (ICES) hat vergangenen Freitag seine Bilanz zum Zustand der Fischbestände in der Ostsee und seine Fangempfehlungen für das Jahr 2011 veröffentlicht.

Heringe
(c) proplanta
Nach Ansicht des WWF signalisieren die Zahlen des ICES vor allem eines: Es gibt keine Entwarnung für die Ostseefische. Einer klaren Erholung für den östlichen Dorschbestand steht eine erneute, drastische Verschlechterung der Bestände von Hering und Sprotte gegenüber.

Seit 2006 ist der östliche Bestand des Dorsches in der Ostsee auf das Dreifache angewachsen. Die Gründe für die erfreuliche Entwicklung sind ein wirkungsvoller Wiederaufbauplan seit 2007, eine Verkleinerung der Fangflotte sowie eine konsequente Eindämmung der illegalen Fischerei von über 40 Prozent auf nun 10 Prozent innerhalb von drei Jahren. Um den Erfolgstrend auch langfristig für die Fischerei zu sichern, fordert der WWF die Einhaltung des EU-Wiederaufbauplans auch für das kommende Jahr. „Die Fischereiminister müssen trotz der guten Prognosen für den Dorsch die Fangquoten mit Bedacht festlegen und dem Plan folgen“ fordert Karoline Schacht, Fischereiexpertin des WWF. „Die Jungfische aus den vielversprechenden Jahrgängen 2006 und 2007 müssten noch geschont werden, damit das weitere Anwachsen dieses Bestandes gesichert ist.“ Der Wiederaufbauplan erlaubt ein Quotenplus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so dass in 2011 rund 64.000 Tonnen Dorsch gefangen werden könnten. Im Westen fällt die Erholung des Dorschbestandes dagegen deutlich geringer aus, so dass lediglich drei bis sechs Prozent Quotenerhöhung empfohlen werden. Hier muss sich der positive Trend zum langfristigen Aufbau erst festigen.

„Langfristige Managementpläne sind das Herzstück einer zukunftsfähigen Fischerei“,  sagt Karoline Schacht. Diese Pläne müssten jedoch auch das ökologische Gefüge zwischen den verschiedenen Fischbeständen berücksichtigen. „Wenn die Jäger in einem Ökosystem wachsen und mehr werden, muss bedacht werden, dass in der gleichen Zeit ihre Beute weniger wird. Das ist beim Dorsch und seiner Beute, den Heringen und Sprotten, der Fall“ so Schacht weiter.  Diese Wechselwirkungen müssten in der Erarbeitung von Bewirtschaftungsplänen und beim Festsetzen von Fangquoten mit bedacht werden.

Der Heringsfischerei drohen düstere Zeiten. Eine Verringerung der Herings-Fangmenge um mehr als 30 Prozent für 2011 scheint nach Berechnungen des ICES nötig. Innerhalb von drei Jahren hätte sich damit die erlaubte Fangmenge halbiert. Wissenschaftler hatten für die letzten Jahre deutlich höhere Quotenkürzungen für den Hering empfohlen, als von der Politik umgesetzt wurden.

Nirgends ist die Überfischung so weitreichend wie in Europäischen Gewässern, wo 72 Prozent der Fischbestände überfischt sind. Nach Angaben der Europäischen Kommission gelten in der Ostsee fünf der sieben Bestände, für die die Wissenschaftler eine Empfehlung geben können, als überfischt. (wwf)
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