Die EU-Fischfangquoten für das kommende Jahr stehen weitgehend fest. Die EU-Staaten haben sich in Brüssel auf Fangmengen geeinigt. Nach zweitägigen Beratungen kam es am Dienstagabend ungewöhnlich zügig zum Kompromiss. Für Nordseefischer bleiben aber noch Unsicherheiten: Diese Bestände bewirtschaftet die EU gemeinsam mit Norwegen, Island und den Färöer Inseln. Diese Gespräche laufen noch, insbesondere zwischen der EU und Norwegen hakt es. Deshalb setzt die EU hier nur vorläufige Quoten fest.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium wagte sich am Dienstagabend dennoch schon an eine Prognose: Bei Makrele und Scholle dürften die deutschen Fischer deutlich höhere Quoten als im laufenden Jahr erhalten. Beim Hering sei eine «geringfügige Kürzung auf hohem Niveau» zu erwarten. Bei Seelachs und Kabeljau geht das Ministerium von einer deutlichen Kürzung aus.
«Allerdings konnte der Rat für die Nordseebestände nur vorläufige Quoten festlegen», betonte auch das Ministerium. «Die vorläufigen Quoten entsprechen in der Regel 70 Prozent der von der Wissenschaft empfohlenen Gesamtfangmenge.» Der Rat veröffentlichte am späteren Abend Details zu den Quoten-Entscheidungen für einzelne Bestände.
Die Minister einigten sich ungewöhnlich rasch nach zwei Verhandlungstagen schon am Dienstagabend. In den vergangenen Jahren hatten die EU-Staaten in der Regel noch bis in die Morgenstunden um die Fangmengen gerungen. EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki sieht die unerwartete Einigkeit als Beleg für einen Schwenk in der europäischen Fischereipolitik: «Sie [die Minister] haben in der Tat verstanden, dass
Nachhaltigkeit gute Ergebnisse liefern und sich lohnen kann.»
Die EU will ihre teils strapazierten Fischbestände in Zukunft schonender bewirtschaften. Den Rahmen dafür schafft die im Frühjahr beschlossene Fischereireform.
Der Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Robert Kloos, erklärte: «Über 60 Prozent der Bestände in Nordsee und Nordostatlantik werden inzwischen nachhaltig bewirtschaftet. Bis 2015 wird dieser Prozentsatz weiter deutlich steigen und bis spätestens 2020 wollen wir das Nachhaltigkeitsziel für alle Bestände erreichen.»
Die Umweltorganisation
WWF hält dagegen. «Die Nordsee ist kein ökologisches Wellnessbecken, in dem es allen Fischen gut geht», sagte die WWF-Fischereiexpertin Stella Nemecky. Immer seien 39 Prozent der Bestände in Nordsee und Nordostatlantik überfischt, darunter auch kommerziell wichtige wie Kabeljau sowie Hering und Seezunge in der Irischen See. «Aber wir freuen uns, dass die Minister mit den diesjährigen Fangmengen im Wesentlichen dem nachhaltigem Kurs der Fischereireform folgen.» (dpa)