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14.07.2012 | 10:05 | Thailändische Esskultur 

Heuschrecken-Geschäft boomt

Khon Kaen - Sie schmecken ein wenig wie kross gebackene Krabben und werden mit Zitronengras und viel Chili gewürzt: Heuschrecken, in Öl gekocht, auf den Märkten von Thailand.

Heuschrecke
(c) proplanta
Mittlerweile knuspern aber nicht nur Thailänder an der Delikatesse, das Geschäft mit der Heuschrecke läuft auch im Ausland.

Seit etwa 15 Jahren helfen die Insektenkundlerinnen Yupa Hanboonsong und Tasanee Jamjanya den Bauern in der Provinz Khon Kaen in Nordost-Thailand bei der Heuschreckenzucht. Mittlerweile gibt es rund 20.000 Heuschreckenfarmen in der Region, sagt Yupa von der Universität Khon Kaen. Die Delikatesse werde bis in den Nahen Osten exportiert, erzählt Insektengroßhändler Keowjai Danook. «Wir haben einen Kunden, der die Insekten nach Israel verschickt, um sie dort an thailändische Gastarbeiter zu verkaufen.»

Die meisten Thailänder, die ihrem Land auf der Suche nach Arbeit den Rücken gekehrt haben, stammen aus der nordöstlichen Region Isaan, dem ärmsten Teil des Landes. Dort standen Insekten schon immer auf dem Speiseplan. Neu ist, dass sie nicht mehr nur im Wald gesammelt, sondern auch industriell aufgezogen werden. In der Hauptstadt Bangkok sind Isaan-Thailänder die wichtigsten Kunden der Insektenhändler.

Doch auch Touristen probieren den Exotensnack immer öfter - mobile Händler stellen sich strategisch günstig in der Nähe von Hotels und Jugendherbergen auf.

In einem guten Monat nimmt die Heuschreckenzüchterin Pranee Hackl umgerechnet rund 5.000 Euro ein. Rund 150 Aufzuchtbehälter aus Beton betreibt sie mit ihrem österreichischen Ehemann. Sechs Wochen nach dem Schlüpfen werden die Tiere verpackt und auf die Märkte gebracht. Doch es gibt auch Probleme: Während der Regensaison sind die Insekten zu anfällig für Viren und Pilzbefall.

Das gilt für viele Nutztiere, doch über die Heuschrecke ist bisher wenig bekannt. «Dies ist ein neuer Beruf, und man erlernt ihn durch experimentieren», sagt Züchterin Pranee. Deshalb zieht sie nur noch sechs Monate im Jahr Heuschrecken groß, um die Probleme in der Regensaison zu umgehen. Auch die zunehmende Konkurrenz macht ihr zu schaffen: Seit sieben Jahren züchtet sie Heuschrecken. Der Verkaufspreis pro Kilo hat sich in der Zeit auf umgerechnet 2,50 Euro fast halbiert.

Dennoch lässt sich mit Heuschrecken und anderen Insekten gutes Geld verdienen, sagt Jarunee Rodpai, der in Talad Thai nördlich von Bangkok einen Laden betreibt. «Wir haben nie ein Problem mit Nachschub, und Insekten sind klein und günstig im Kühlschrank zu lagern.» Inzwischen verkaufen auch erste Unternehmen Insektenfleisch in tiefgekühlten Fertigmahlzeiten.

Der Erfolg soll Nachahmer finden: Die Vereinten Nationen haben die Insektenforscherin Yupa und andere mit einem Projekt beauftragt, die kommerzielle Insektenzucht in das Nachbarland Laos zu bringen.

Insekten sind reich an Eiweiß und Kalorien. Deshalb fördert die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) seit etwa einem Jahrzehnt Insekten als Alternative zu Fisch und Fleisch. Besonderen Nutzen sieht FAO-Experte Paul Vantomme bei Insekten als Tierfutter. Woher solle das benötigte Eiweiß in der Rinder-, Geflügel- und Fischzucht sonst kommen? (dpa)
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